Bei der vergangenen „Echo hilft!“-Aktion sind mehr als 92 000 Euro zusammengekommen. Mit Unterstützung der Deutschen Fernsehlotterie und mehreren Stiftungen.
Von Sabine Schiner
Lokalredakteurin Darmstadt
Im ehemaligen Max-Rieger-Heim in der Heinheimer Straße soll das Memory-Haus entstehen.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Das Demenzforum will im Martinsviertel mit dem Memory-Haus eine Möglichkeit bieten, sich über das Thema Demenz zu informieren und dort auch Unterstützung zu finden. Diesem Ziel ist das „Echo-hilft!“-Projekt nun noch ein Stück nähergekommen: Die Stiftung Deutsche Fernsehlotterie hat die Höchstfördersumme von 300 000 Euro bewilligt. Geschäftsführerin Brigitte Harth rechnet damit, dass das Haus im Herbst 2023 eröffnet werden kann.
In der Heinheimer Straße 54, im ehemaligen Max-Rieger-Heim, soll es Kulturprogramme geben, aber auch Kurse, in denen Angehörige lernen können, besser mit den Demenzkranken umzugehen. Startschuss war 2020/2021 die „Echo-hilft!“-Spendenaktion, bei der mehr als 92 000 Euro zusammengekommen waren.
Das Projekt hat nach Angaben von Harth durch die Spendenaktion und die Berichterstattung einen enormen Rückenwind bekommen. „Wir haben viel Zustimmung und Anerkennung erfahren“, berichtet Harth. „Es war eine große Motivation für das gesamte Team und den Vorstand.“ Diese Erfahrung habe auch über schwierige Phasen hinweggeholfen. Anfang November ist Harths Ehemann, Vorstandsmitglied Tilman Schmieder, an den Folgen einer Herz-OP gestorben: Er hatte das Projekt in den vergangenen Jahren mit „hohem Einsatz angepackt“ und „mit großem Optimismus“ auch durch die Krisen begleitet.
HELFEN SIE MIT!
„Echo hilft!“ unterstützt fünf Vereine/Initiativen, die sich für Kinder- und Jugendliche engagieren, in Darmstadt ist es der Jugendhof Bessunger Forst. Jede der fünf eingetragenen Vereine hat ein eigenes „Echo hilft!“-Spendenkonto bei der Volksbank Darmstadt. Jugendhof Bessunger Forst DE58 5089 0000 0000 8090 12
Quittungen über die Spenden stellt der jeweilige Verein aus. Bitte vermerken Sie bei Bedarf deshalb im Verwendungszweck Ihre Adresse.
Die Spenden beziehungsweise die Spender werden veröffentlicht. Wenn Sie das nicht möchten, vermerken Sie das bitte im Verwendungszweck mit dem Hinweis „anonym“. (red)
Das Demenzforum hat seine Büros derzeit in der Heinheimer Straße 41. Platzmäßig ist es dort sehr beengt. Nachdem die Jugendarbeit aus dem Max-Rieger-Heim ausgezogen war, ging es zunächst eigentlich nur darum, das ehemalige Jugendhaus für die Arbeit mit Menschen mit Demenz anzumieten. Als in den Verhandlungen klar wurde, dass die Martin-Luther-Gemeinde, der das Gebäude gehört, das Geld für eine Sanierung nicht aufbringen konnte, gab es das Angebot, das Haus in Erbpacht erwerben. „Wir haben vor- und zurückgerechnet“, erzählt Brigitte Harth, „aber es war klar, dass wir auf jeden Fall die finanzielle Unterstützung verschiedener Stiftungen benötigen würden.“ Allein für die Sanierung des Gebäudes werde mehr als eine Million Euro benötigt, es müssen unter anderem Wände gedämmt und neue Fenster eingebaut werden. Auf Brigitte Harths Schreibtisch liegen deshalb bereits Listen mit Stiftungen, die sie noch anschreiben möchte, um weitere Gelder zu akquirieren. Doch dank der Förderung durch die Fernsehlotterie sowie der Unterstützung von der Software-AG-Stiftung, der Stadt und der Ströher-Stiftung sei nun klar: „Wir werden das Projekt stemmen.“ Der Bauantrag ist bereits gestellt, ein Termin mit den Architekten ausgemacht.
Die neue Anlaufstelle im ehemaligen Max-Rieger-Heim soll an mehreren Nachmittagen in der Woche geöffnet sein. Kernstück ist der offene Bereich im Erdgeschoss mit Büros und Beratungszimmer. Dort soll es Kaffee und Zeitschriften geben. „Und es ist immer eine Gesprächspartnerin in Sichtweite.“ An zwei oder drei Nachmittagen soll zudem eine Art Halbtags-Betreuung eingerichtet werden. Bislang gibt es in Darmstadt nämlich kein Tagespflege-Angebot für Demenzkranke, das später als 9 Uhr beginnt. Angedacht ist, dass die Betreuung im Memory-Haus gegen 13.30 Uhr startet und bis 17.30 oder 18 Uhr geht. „Für eine Tagespflege sind die Räume zwar zu klein, für eine Halbtagsbetreuung sind die räumlichen Voraussetzungen im großen lichtdurchfluteten Raum im Obergeschoss, mit Küche und Ruhezone ausgezeichnet“, heißt es in der Projektbeschreibung.
„An ein oder zwei Abenden pro Woche wollen wir außerdem ein Nacht-Café initiieren, und zwar in Form einer abendlichen Betreuungsgruppe von 19 bis 22 Uhr. Für die Angehörigen würde das regelmäßig einen freien Abend in der Woche bedeuten, was mit Sicherheit für viele attraktiv ist. Auch ein solches Angebot gibt es bisher in Darmstadt nicht“, so der Verein.
Der große Raum im Obergeschoss eigne sich außerdem hervorragend dazu, das Haus ins Viertel hinein zu öffnen und Menschen mit und ohne Demenz zu Veranstaltungen einzuladen. Ziel sei, Möglichkeiten zur Begegnung zu schaffen. Denkbar wären etwa ein Mittagstisch für ältere Menschen am Samstag, Bewegungsangebote, Gedächtnistraining, aber auch Lesungen, Ausstellungen und Konzerte: „Es muss uns darum gehen, den Menschen mit Demenz einen Platz im sozialen Leben anzubieten.“