Teilnehmer eines interdisziplinären Sommercamps bei der Schader-Stiftung in Darmstadt stellen ihre Projekte vor. Sieger wurde die Gruppe „Be Local“ mit einem...
DARMSTADT. Menschen im öffentlichen Raum mit digitalen und analogen Mitteln zusammenbringen, das war vergangene Woche Thema eines Sommercamps, das die Darmstädter Schader-Stiftung mit Partnern organisiert hatte. Am Sonntag präsentierten die Teilnehmer ihre Vorschläge.
Ein Tisch mit Menschen an einer 2,50 mal 4,50 Meter großen LED-Wand, die über eine Online-Verbindung auch einen Tisch mit Menschen – aber in einer anderen Stadt oder anderem Stadtteil – zeigt, ist das Konzept, mit dem fünf junge Frauen und Männer die Sommercamp-Jury überzeugten.
„Be Local“ hat das Team sein Projekt genannt. „Eine einfache, aber nicht simple Idee“, sagte Jurymitglied und Architekt Rolf Toyka vom Werkbund Hessen zum Konzept. Mit dem Tisch als Element verbinde man viele Kommunikationsmöglichkeiten, lobt er die Überlegungen des Teams.
„Ein Ort für analoge und digitale Begegnung“ nennt es „Be Local“-Teammitglied Vera Kleemann (24), Marketing- und Kommunikationsmanagerin. Man habe bewusst einen Tisch gewählt, an den über den Screen ein anderer Tisch gestellt werden könne. „Wir wollen keine Couch, in die man sich dann zurücklehnt“, erklärt die Darmstädterin.
Der Tisch und der Screen könnten rund um die Uhr offen und aktiv sein, schlägt Vera Kleemann vor. „Unser Ziel ist eine offene Plattform“, sagt Teammitglied Philipp Schulz (24), Geografiedoktorand aus Heidelberg. „Uns schwebt vor, die geschlossenen Gesellschaften in offene Gesellschaften zu transformieren.“ Dazu könne dieser digital-analoge Hybridraum beitragen, indem er einen lokal-globalen Raum erzeuge.
Für das „Be Local“-Konzept könnte man versuchen, Fördergelder bei der Europäischen Union oder den Goethe-Instituten zu beantragen, erläutert die Gruppe, zu der noch der Offenbacher Johannes Heynold (28, Architekt im Praktikum), sowie die Kunstwissenschaftlerin Kristin Bohner (30) und die 28 Jahre alte Soziologin Nina Böcker (beide aus Berlin) gehören.
Teambetreuer Jan Liesegang, ein Berliner Architekt und Stadtplaner, lobt die gelungene interdisziplinäre Zusammenarbeit – was ja auch eines der Grundanliegen der Schader-Stiftung ist. „Man merkte irgendwann, dass die Leute ihre Fähigkeiten auspackten“, umschrieb Liesegang den Moment, als die Entwicklung rundlief. Auch für die Digitalstadt Darmstadt ist das Gewinnerprojekt interessant. „Wir unterstützen das natürlich“, sagt José David da Torre Suarez, Geschäftsführer der Digitalstadt Darmstadt GmbH, dem ECHO. „Das wird auf jeden Fall eine Idee sein, bei der wir eine Rolle spielen werden, wenn sie in die Umsetzung geht.“ Nun müsse man sich mit den Teammitgliedern und der Schader-Stiftung abstimmen.
Rund 80 junge Berufstätige (maximal drei Jahre im Beruf) und junge Wissenschaftler hatten sich für das Camp beworben, schildert Alexander Gemeinhardt, Direktor der Schader-Stiftung. Die 20, die aufgenommen wurden, wurden so auf vier Gruppen verteilt, dass interdisziplinäre Teams entstanden. Das Siegerprojekt sei nicht mit einem Preisgeld dotiert, erläutert Alexander Gemeinhardt, der Preis sei, dass das Projekt tatsächlich umgesetzt werde.