Das Wort Gottes besser verstehen

In der Pauluskirche weist ein Schild darauf hin, dass Schwerhörige den Gottesdienst induktiv hören können. Foto: Andreas Kelm Foto: Andreas Kelm
DARMSTADT - Wie bitte? Diese Frage wird oft falsch verstanden. Schwerhörig sein bedeutet nicht, alles leiser zu hören, sondern dass hochfrequente Konsonanten nicht mehr erkannt werden. Dadurch wird das gesprochene Wort undeutlich, dumpf oder lückenhaft verstanden. Das ist besonders in Hall erzeugenden Räumen mit langen Schallnachlaufzeiten wie beispielsweise in Kirchenräumen ein Problem. Deswegen fordert der Deutsche Schwerhörigenbund Hessen (DSB), alle kirchlichen Räume mit Induktiven Höranlagen auszustatten.
Hörgeschädigte Personen benötigen in halligen Räumen Hörhilfen durch etwa Induktive Höranlagen oder eine Funkmikrofonanlage, die den Schall direkt durch die „T-Spule“ empfangen können. Durch solch eine Induktionsanlage, auch Induktionsschleife genannt, können Schwerhörige, deren Hörgeräte eine „Telefonspule“ oder auch „Induktionsspule“ enthalten, das von einer Induktionsschleife gesendete Signal direkt empfangen, ohne dass sie durch Nebengeräusche gestört werden.
Liste informiert über Höranlagen in Kirchen
In Darmstadt haben bereits viele Kirchen diese Höranlagen eingebaut. Beispielsweise die evangelische Paulusgemeinde im Paulusviertel oder die katholische St. Elisabethkirche am Herrngarten verfügen über eine induktive Höranlage. „In St. Elisabeth haben wir eine Induktionsschleife für den gesamten Sitzbankbereich“, bestätigt Pfarrer Karl Heinrich Stein.
BESSER HÖREN
Eine Induktive Höranlage ist eine technische Einrichtung, die es einem Hörgeräteträger ermöglicht, störungsfrei Audiosignale wie Musik oder Wortbeiträge in Veranstaltungsräumen drahtlos über das Hörgerät zu empfangen.
Die Höranlage kann zeitversetzte Schallübertragung, Echo, Hall und Nebengeräusche wie Tuscheln kompensieren. Die Induktionsschleife wird um den Raum herum verlegt und mit dem Verstärkergerät verbunden. Die Anlage bringt das ins Mikrofon Gesprochene durch ein magnetisches Wechselfeld direkt ans Ohr des (schwerhörigen) Menschen. (lano)
HörAnlagen in Darmstadts Kirchen
Evangelische Kirchen: Stadtkirchengemeinde, Andreasgemeinde, Paulusgemeinde, Petrusgemeinde, Stiftskirchengemeinde, Südostgemeinde, Philippuskirchengemein, Martinsgemeinde, Auferstehungsgemeinde, Kreuzkirchengemeinde, Johannesgemeinde, Dreifaltigkeitsgemeinde, Christuskirchengemeinde, Eberstadt-Süd.
Katholische Kirchen: St. Johannis St. Jakobus im Ökomenischen Zentrum, St. Elisabeth.
Freikirchliche Gemeinden: Baptisten. (lano)
Die Höranlage kann zeitversetzte Schallübertragung, Echo, Hall und Nebengeräusche wie Tuscheln kompensieren. Die Induktionsschleife wird um den Raum herum verlegt und mit dem Verstärkergerät verbunden. Die Anlage bringt das ins Mikrofon Gesprochene durch ein magnetisches Wechselfeld direkt ans Ohr des (schwerhörigen) Menschen. (lano)
HörAnlagen in Darmstadts Kirchen
Evangelische Kirchen: Stadtkirchengemeinde, Andreasgemeinde, Paulusgemeinde, Petrusgemeinde, Stiftskirchengemeinde, Südostgemeinde, Philippuskirchengemein, Martinsgemeinde, Auferstehungsgemeinde, Kreuzkirchengemeinde, Johannesgemeinde, Dreifaltigkeitsgemeinde, Christuskirchengemeinde, Eberstadt-Süd.
Katholische Kirchen: St. Johannis St. Jakobus im Ökomenischen Zentrum, St. Elisabeth.
Freikirchliche Gemeinden: Baptisten. (lano)
Nach Angaben der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und des Bistums Mainz verfügen in Darmstadt 15 evangelische und drei katholische Kirchengemeinden über eine Induktive Höranlage. Im Internet (www.shs-ekhn.de) gibt eine Liste Auskunft über Kirchengemeinden der EKHN mit Induktionsanlagen. „Diese Liste sagt nicht, welche der Anlagen funktioniert“, schränkt Hans-Gunther Seifert, Gemeindepädagoge und landeskirchlich Beauftragter für Schwerhörigen-Seelsorge der EKHN, ein. So fehlt der Petrusgemeinde momentan eine funktionierende induktive Höranlage. Pfarrer Stefan Hucke sagt auf ECHO-Nachfrage, dass die Reparatur bereits in Auftrag gegeben wurde. Auch für seine Gemeinde sei es ein wichtiges Anliegen, dass hörgeschädigte Menschen am Gottesdienst teilhaben können. Eine weitere Forderung des Deutschen Schwerhörigenbundes Hessen ist, dass kirchliche Räume, die mit Höranlagen ausgestattet sind, öffentlich gekennzeichnet werden, zum Beispiel durch Hinweise an den Gebäuden.
Eine Lautsprecheranlage allein reicht nicht aus
Auch in der Öffentlichkeitsarbeit sollte etwa im Internet und im Gemeindebrief über die vorhandene Barrierefreiheit von kirchlichen Räumen informiert werden. „Wir bemühen uns, die Forderungen so schnell wie möglich umzusetzen“, versichert Seifert. „In unserer Gesellschaft ist das inklusive Denken noch nicht angekommen“, bedauert er.
In Deutschland gibt es 16 Millionen Schwerhörige, nur 2,3 Millionen von ihnen haben Hörgeräte, wie Sabine Wendt, stellvertretende Landesvorsitzende des DSB, weiß. „Allein eine Lautsprecheranlage zur Übertragung des Wortes in Kirchenräumen reicht nicht aus“, so Wendt. Das sieht auch Seifert so. „Die Evangelische Kirche ist eine Kirche des Wortes“, sagt er. Deswegen veranstaltet er vier bis sieben Mal im Jahr extra für hörgeschädigte Menschen „Gottesdienst unterwegs“. Konfession spiele keine Rolle, jeder sei willkommen, versichert Seifert. Nach einem Ausflug hält Seifert eine kurze Andacht an dem Veranstaltungsort. Durch eine tragbare Anlage mit Funkmikrofon und 20 Empfängern ist es auch in großen Sälen, wie etwa Museen, für die Hörgeschädigten möglich, alles gut zu verstehen. Häufig ziehen sich ältere Menschen zurück, weiß der Seelsorgebeauftragte. „Junge Menschen orientieren sich oft anders. Es gibt viele Foren im Internet zu dem Thema. Für ältere Betroffene ist das oft keine Hilfe“, meint Seifert. Deswegen bietet die EKHN neben dem Angebot „Gottesdienst unterwegs“ auch eine Hörbehinderten-Selbsthilfegruppe an. Diese trifft sich einmal im Monat in der Martinstraße 29 zum Austausch.