Der Magistrat will das Umfeld des entstehenden Neubaus zum einladenden Tor zur Innenstadt machen. Vor allem auf Fußgänger und deren Sicherheit wird dabei geachtet.
DARMSTADT. Jahrelang regte sich nichts auf einer der trostlosesten Brachflächen Darmstadts, die eine innerstädtische Schlüsselstelle am Schlossgraben nachhaltig verhunzte. Doch seit Juli wird gebaut am Saladin-Eck. Aktuell werden Bohrungen vorbereitet – zur Tiefgründung des Neubaus nach einem Entwurf des Berliner Büros Studioinges, der das geplante „International House“ der TU Darmstadt aufnehmen soll.
So weit, so bekannt und aktuell auch durch Darstellungen am Bauzaun für Passanten mustergültig erklärt. Weniger bekannt waren bislang Pläne der Stadt, auch den öffentlichen Raum rund um den Neubau umzugestalten. Der Magistrat hat nun einen entsprechenden Entwurf gebilligt, der nach den Worten von Planungsdezernent Michael Kolmer „einerseits die neuen Gebäudegrenzen und andererseits die vielfältigen Anforderungen an den städtischen Verkehrsraum berücksichtigt“.
Offensichtlicher Bedarf
Im Blickpunkt der Neugestaltung stehen laut Kolmer die Fußgänger. Wer derzeit tagsüber beobachtet, wie sich Passanten auf engem Raum zwischen Bauzaun und Gleisen, auf denen alle paar Minuten eine Straßenbahn vorbeifährt, ihren Weg von der Landgraf-Georg-Straße Richtung Marktplatz bahnen, wird sofort bestätigen, dass dort Handlungsbedarf besteht – über die Baustellenzeit hinaus.
Hinzu kommt, dass die Stadt an der Stelle „ein einladendes Entree in die Innenstadt“ schaffen will. Eine neue Vision für den seit Kriegsende stiefmütterlich behandelten Einmündungsbereich am Residenzschloss, obgleich wenige Orte in Darmstadt besser dafür geeignet wären.
Der Gehweg zwischen Marktplatz, Holzstraße und „Krone“ sei nicht breit genug, erklärt Kolmer. „Die angrenzende Mauer trägt außerdem dazu bei, dass die Passantinnen und Passanten gerade bei kleinen Gruppenansammlungen auf das Gleisbett ausweichen.“ So entstünden gefährliche Situationen mit vorbeifahrenden Straßenbahnen. Künftig soll der Gehweg mit einem Glasgeländer vom Gleisbereich getrennt werden.
Höhenunterscheide erschweren die Umsetzung
Zwischen der Eingangsfront des künftigen TU-Gebäudes, das bis 2025 entstehen soll, und der Gleiskurve Holzstraße/Marktplatz entsteht ein kleiner Vorplatz in Form eines Kreisscheibenabschnitts. Dort sind laut Stadt „qualitätsvolle Begrünungsmaßnahmen“ vorgesehen. Ein Baum soll unter anderem eine lang gestreckte Sitzbank beschatten. Auch Fahrradständer soll es dort geben.
Kompliziert wird die fußgängerfreundliche Neugestaltung durch die beachtlichen Höhenunterschiede in dem Bereich. Vorgesehen sind Treppenstufen vor der Gebäudefassade zur Holzstraße, neben der „Krone“, und eine barrierefreie Rampe auf der Fahrbahnseite. Dazwischen markieren Sitzblöcke den Übergang.
Kein Schienenersatzverkehr
„Architektonisch, städtebaulich und verkehrlich treffen hier die Phasen und Brüche der Darmstädter Baugeschichte aufeinander“, sagt Kolmer über das Saladin-Eck. „Uns war es wichtig, einen Entwurf auszuwählen, der all das miteinander in Einklang bringt.“ Zur Vorentwurfsplanung waren das Stadtplanungsamt, das Mobilitätsamt, Grünflächenamt, Regierungspräsidium Darmstadt, die Untere Denkmalschutzbehörde, TU Darmstadt, Heag Mobilo, Entega/e-netz und der Behindertenbeauftragte der Stadt für barrierefreies Bauen und Mobilität eingebunden.
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist nach Angaben der Stadt für die Baumaßnahme kein Schienenersatzverkehr erforderlich. Die Arbeiten können demnach bei laufendem Fahrbetrieb und während der nächtlichen Betriebspause der Straßenbahn ausgeführt werden.
Lesen Sie auch: Sorgt eine „Miteinanderzone“ für mehr Rücksicht in der City?
Das Büro Studioinges hatte vor sieben Jahren einen Realisierungswettbewerb zur baulichen Entwicklung der Fläche gewonnen. 2021 verkauften die Stadt und der Bauverein die Grundstücke an die Technische Universität. Basis des Kaufvertrags ist die Umsetzung des Siegerentwurfs von 2015. Er sieht ein drei- bis fünfstöckiges Gebäude mit heller Fassade und gleichmäßigen Reihen von annähernd quadratischen Fenstern vor. Die TU will darin ein internationales Service- und Begegnungszentrum einrichten.