Von einem Tag auf den anderen sind es in Darmstadt im Juni 16 Grad weniger. Die Sonne ist so fleißig wie selten, doch die Natur hätte sich etwas mehr Regen gewünscht.
DARMSTADT. Mit der Bemerkung, der erste Sommermonat sei „mit Vollgas in die warme Jahreszeit“ gestartet, trifft der Deutsche Wetterdienst (DWD) den Nagel auf den Kopf. Auch die Darmstädter erlebten einen Juni, der es in sich hatte.
Zu Beginn noch etwas unentschlossen und leicht wankelmütig, nahm der Juni langsam, aber sicher hochsommerlichen Charakter an. Als zur Monatsmitte zwischen einem Tief über der Biskaya und einem Hoch über dem Alpenraum Warmluft von Nordafrika nach Mitteleuropa strömte, gab es kein Halten mehr. Mit 36,3 Grad erreichte die Hitzewelle am 19. Juni ihren Höhepunkt – und mit 20 Grad registrierte die Darmstädter Station des DWD am Rande des Oberfeldes nur 24 Stunden später den geringsten Tageshöchstwert.
Ein Temperatursturz dieses Ausmaßes verblüffte auch die Experten. „Mit 16,3 Grad Unterschied war Darmstadt sehr gut dabei“, stellt DWD-Mann Reik Schaab fest. Auf der Suche nach einem ähnlich großen Unterschied in der bis April 1985 zurückgehenden Datensammlung dieser Zeitung stößt der Chronist im August 1992 auf immerhin 13 Grad Unterschied: von 36,5 auf 23,5.
Temperaturunterschiede von einem Tag auf den anderen von 8 bis 10 oder selbst 12 bis 15 sind Schaab zufolge „immer mal drin“, doch was sich diesmal mancherorts abgespielt habe, sei außergewöhnlich. Den bundesweit größten Temperatursturz meldete Cottbus, wo es von 39 Grad am 19. auf 16 Grad am 20. wie im Sturzflug abwärts ging. Schaab: „Diese 23 Grad sind von einem anderen Stern, das ist ein echtes Erdbeben.“
Von der Lausitz zurück nach Südhessen, wo unmittelbar vor dem Hitze-Höhepunkt mit 18,4 Grad eine Tropennacht nur 1,6 Grad entfernt war. Eine solche registrierte der DWD an immerhin 65 seiner etwa 2000 Messstationen. Dass sich der Juni für die Darmstädter den mit 32,6 Grad drittheißesten Tag bis zum Schluss aufhob, beweist wieder einmal: Zur Heinerfest-Eröffnung geht es gern mal heiß her.
Mit durchschnittlich 19,5 Grad und damit einem Plus von 1,7 Grad im Vergleich zum Mittelwert der Reihe 1991 bis 2020 nimmt der diesjährige Juni einen Platz weit vorn in der bis 1937 zurückreichenden Messreihe des DWD ein. Scheinbar unangefochten Spitzenreiter bleibt der Juni 1976 mit sagenhaften 26,6 Grad, es folgen die Juni-Monate der Jahre 2003 (21,2), 2019 (20,2) und 2021 (19,9).
Als die Juni-Sonne die Darmstädter vor drei Jahren mit 322 Stunden beglückte, war dies Platz eins in der bis 1937 zurückreichenden Messreihe des DWD. Nun gibt es einen neuen Zweitplatzierten, denn auch 314 Stunden sind aller Ehren wert und mehr als 2006 (293), 2003 und 2000 (jeweils 292) sowie 2010 (284).
Vom Regen hätte sich die Natur gern etwas mehr gewünscht, aber 56,3 Millimeter sind fast das Monatssoll (60,1). Allerdings haperte es bei der Verteilung der Nässe, denn mit 26 Millimeter fiel fast die Hälfte der Monatsmenge an nur zwei Tagen. Der Rest verteilte sich – mehr oder weniger nur tröpfelnd – auf zehn Tage. Allerdings muss man nicht lange zurückblicken, um noch weniger Juni-Regen zu finden: 2018 waren es nur 19 Millimeter, 2014 deren 32.