Am Freitag, 11. Oktober, laden die "Scientists for Future" mit der Gruppierung "Fridays for Future" zur Klima-Vorlesung und zu einer Demo durch die Stadt ein.
DARMSTADT. Beim globalen Klimastreik hatten am 20. September in Darmstadt mehr als 10 000 Menschen ein Zeichen gegen die Klimapolitik der Bundesregierung gesetzt. Am Freitag, 11. Oktober, gehen die Proteste weiter. Die Darmstädter "Fridays for Future" und die "Scientists for Future" laden zu einer Klima-Vorlesung samt Demonstration ein. Im Blick haben sie dabei vor allem die Studierenden in Darmstadt.
Orientierungswochen sind für Erstsemester dazu da, um sich einen Überblick über Studium und Stadt zu verschaffen. Angeboten werden seit Montag an Uni und Hochschulen Führungen über den Campus, Vorlesungen, Grillfeste - und am heutigen Freitag, 11. Oktober, auch die Teilnahme am Darmstädter Klimaprotest.
Energiewende als Forschungsschwerpunkt
"In fünf Jahren werden die ersten Studierenden, die dieses Semester anfangen, ihren Master absolvieren. Um den Klimawandel bei 1,5 Grad zu stoppen, muss die Energiewende mit nie dagewesener Geschwindigkeit vorangetrieben werden", heißt es dazu in einer Mitteilung der Darmstädter "Scientists for Future". Damit dies möglich wird, müsse bereits heute der Weg bereitet werden. Ihre Forderung: "Klimawandel und Energiewende müssen Forschungsschwerpunkte werden".
In mehreren Kurz-Vorträgen (ab 10.20 Uhr im Audimax der TU Darmstadt, S1|01 Raum A1) wird es darum gehen, wie das Klimapaket der Regierung einzuordnen ist. Professor Sven Linow von der Hochschule Darmstadt redet beispielsweise über kommende Probleme beim Netzausbau und erneuerbaren Energien. Die TU-Politikwissenschaftlerin Heike Böhler rechnet vor, welche Investitionen notwendig sind, um einen "akzeptablen Klimapfad" einzuschlagen. Im Anschluss an die Vorträge rufen die beiden Regionalgruppen alle Studierenden in Darmstadt zum Klimastreik und zu einer Demonstration auf.
Maßnahmen werden der Dringlichkeit nicht gerecht
Mit dem Klimapaket der Bundesregierung sind beide Organisationen unzufrieden. "Die Maßnahmen sind absolut ungenügend und werden der Dringlichkeit der Klimakrise sowie den anzustrebenden Reduktionszielen nicht gerecht", heißt es in einer Stellungnahme der "Scientists for Future". Die Regierung ignoriere die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel und dessen Auswirkungen. Deutschland müsse als wohlhabende europäische Industrienation weltweit mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass Klimaneutralität und Wohlstand kein Widerspruch sind. Wissenschaftliche Analysen im Auftrag der Bundesregierung zeigten, dass vor allem der vorgesehene CO2-Preis kurz- und langfristig deutlich zu niedrig angesetzt ist, um Steuerungswirkungen entfalten zu können. Die Wissenschaftler fordern deshalb die Koalition aus CDU/CSU und SPD dringlich auf, bis zur Weltklimakonferenz im Dezember ihre Maßnahmen wirksam an den notwendigen, wissenschaftlich gut belegten Erfordernissen auszurichten: "Wir unterstützen die Bundesregierung dabei gerne mit wissenschaftlicher Expertise."
Die "Fridays for Future Darmstadt" kritisieren in einer Pressemitteilung, dass TU Darmstadt und Hochschule Darmstadt mit ihren naturwissenschaftlichen Schwerpunkten zwar gut aufgestellt sind, um qualifizierte Fachkräfte für die Energiewende auszubilden. Allerdings sei Klimaschutz an der TU in der Vergangenheit kein Schwerpunkt gewesen. "Es ist Zeit, den zukunftssicheren Weg einzuschlagen."
Die "Fridays for Future" wollen zudem Unterschriften für das Bürgerbegehren zum Klimaentscheid sammeln. In der letzten Stadtverordnetenversammlung habe die Stadt zwar das Ziel Klimaneutralität bis 2035 beschlossen, doch konkrete Maßnahmen oder Investitionen fehlten. Auch der Klimabeirat habe dieses Jahr nicht getagt, zudem seien erst acht Prozent der Maßnahmen des integrierten Klimaschutzkonzeptes umgesetzt worden. "Für uns ist das mehr Schein als Sein."