Darmstädter Bündnis gegen Depression bietet Hilfe

Menschen, die an Depressionen leiden, ziehen sich häufig vom sozialen Leben zurück. © Peter Steffen/dpa
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Nach den Beschränkungen durch Corona gibt es wieder zahlreiche Angebote für Betroffene und Angehörige.

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DARMSTADT. Die Corona-Auflagen haben lange Zeit auch das Darmstädter Bündnis gegen Depression ausgebremst. Doch nun bietet der seit 2012 bestehende gemeinnützige Verein wieder zahlreiche Veranstaltungen für Betroffene und Angehörige an. Und darunter finden sich auch Angebote, die während der Corona-Pandemie etabliert wurden und sich so bewährt haben, dass sie nun beibehalten werden.

Dazu zählt „Walk & Talk“, ein „flotter Spaziergang“ für an Depression erkrankte Menschen oder Angehörige von Erkrankten. „Wir wollten während Corona etwas an der frischen Luft anbieten“, sagt Patricia Gill-Schultz, Koordinatorin des Bündnisses gegen Depression, „und die Erfahrungen mit diesem lockeren Treffen sind sehr gut.“

Die Bewegung fördere die physische und psychische Selbstregulation, vermindere Stresshormone und steigere das Wohlbefinden. „Menschen mit Depressionen neigen ja dazu, sich zurückzuziehen und gehen wenig raus“, erklärt die Diplom-Psychologin. Die Teilnahme beim „Walk & Talk“ kann motivieren, das eigene Schneckenhaus zu verlassen. Der regelmäßig bei jedem Wetter stattfindende Termin gibt Struktur, ermöglicht den Austausch mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, aber auch Gespräche über Alltägliches.

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Doch müssen sich depressive Menschen beim Bündnis für Depression nicht sofort auf ein bestimmtes Angebot festlegen. So kann man sich alle 14 Tage im Haus der Kirche ganz unverbindlich über das Thema Depression, Unterstützungsmöglichkeiten und Hilfsangebote informieren. „Auch damit sprechen wir Betroffene und Angehörige gleichermaßen an“, sagt Patricia Gill-Schultz. Wie viele andere hat das Bündnis während der Corona bedingten Kontaktbeschränkungen Online-Gesprächsangebote eingeführt. „Und diese behalten wir natürlich ebenfalls bei“, sagt Gill-Schultz und verweist auf die Möglichkeit, individuelle Online-Beratungstermine zu vereinbaren.

Wer die Beratung in Anspruch nimmt, hat schon einen großen Schritt getan. Denn, so erläutert Gill-Schultz: „Natürlich stehen wir vor dem Dilemma, Betroffene erreichen zu wollen, deren Krankheitsbild ja gerade durch Antriebslosigkeit und negative Gedankenspiralen gekennzeichnet ist.“ Daher kooperiere man eng mit anderen Institutionen, beispielsweise Elisabethenstift, Caritas, Sozialpsychiatrischer Verein sowie Hausärzten oder Apotheken. „Und wir versuchen, breit gefächerte attraktive Veranstaltungen anzubieten.“ Dazu gehören feste Gesprächskreise, bei denen Informationen über das Krankheitsbild Depression vermittelt und der gegenseitige Erfahrungsaustausch gefördert werden.

Auf dem Programm stehen außerdem die Kreativ- und Malwerkstatt, der Tanzworkshop „Tango Argentino“, der Yoga-Kurs mit Körper-, Atem- und Meditationsübungen oder sporadisch stattfindende „Spaziergänge in achtsamer Haltung“, bei denen das Augenmerk auf der bewussten Wahrnehmung der Natur liegt. „Hier geht es darum, den eigenen Kokon aufzubrechen, negative Denkprozesse zu überwinden, Lebensfreude und Dankbarkeit zu entwickeln“, sagt Patricia Gill-Schultz und fügt hinzu: „Deshalb sind wir sehr froh, dass die Zeit der Corona-Beschränkungen hinter uns liegt.“ Denn darunter hätten die Betroffenen besonders gelitten: Vieles musste abgesagt werden. Kontakte brachen weg. Bei Menschen mit Depressionen, die sich sowieso eher zurückziehen, habe das den Leidensdruck verstärkt.

Sehr positiv bewertet sie, dass das Thema Depression in der letzten Zeit mehr öffentliche Aufmerksamkeit findet: „Unser Ziel ist ja, das Thema aus der Tabuzone zu holen.“ Es sei daher erfreulich, dass auch in Unternehmen die Bereitschaft wachse, sich mit Depressionen, an denen schätzungsweise vier bis acht Prozent der Bevölkerung einmal im Leben erkranken, zu beschäftigen. „Wir bieten dazu ja auch spezielle Schulungen an, auch online, und die stoßen auf eine sehr große Resonanz.“, berichtet die Psychologin und betont: „Je früher sich Betroffene Hilfe holen, desto besser kann die Krankheit gelenkt werden. Je offener der Umgang damit, desto leichter ist es für die Betroffenen.“