Haarewaschen und Abstandhalten beim Frisör während der Corona-Pandemie sind Pflicht: Die Salons machen wieder auf - ohne Termin geht vorerst nichts mehr.
. Unter strengen Hygieneauflagen dürfen ab Montag Hessens Frisöre ihre Salons wieder öffnen. Sie selbst müssen Maske tragen, die Kunden Abstand voneinander halten, viele Utensilien dürfen nur ein Mal verwendet werden. Für die etwa 150 Darmstädter Salons wird der Alltag teurer, für die Kunden etwas umständlicher - "Haareschneiden ohne Termin ist nicht gestattet", um Ansammlungen von Menschen zu vermeiden, stellt Kay-Uwe Liebau klar, der in Darmstadt den Betrieb "City-Frisör" führt und Vorsitzender der hessischen Landesinnung ist.
Der Neustart in den Salons könne nur "im Zusammenspiel zwischen Dienstleister und Kunden gelingen", sagt Liebau. Die Friseure selbst sind während der Arbeit am Kunden zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung verpflichtet. Einmal-Handschuhe gehören zur Arbeit wie das Reinigen der Umhängekittel der Kunden - diese dürfen nicht mehr mehrfach hintereinander verwendet werden. Zur Pflicht für die Kunden gehört ab sofort eine Haarwäsche vor Ort. Grund: In den Haaren könnten sich in winzigen Tröpfchen Infektionsstoffe verfangen, die die Friseure gefährden könnten. Ohne Waschen, sagt Liebau klar, gibt's keinen Haarschnitt.
Auch müssen die Abstände zwischen den Kunden vergrößert werden. Auch hier gelten die 1,50 Meter Mindestabstand, die die Regierung im öffentlichen Raum festgesetzt hat. Folge: "Manche Salons müssen einige Stühle sperren oder abmontieren." Liebau selbst muss ab sofort mit fünf statt acht Plätzen auskommen. Die Warteplätze sind ganz gestrichen. "Es darf sich nur je ein Kunde pro Frisörin oder Frisör im Geschäft aufhalten." Trotz der Umstände: Die Kundschaft zeigt sich von der Entscheidung hocherfreut, die Auftragsbücher sind voll.
Binnen einer Stunde nach der Erklärung von Ministerpräsident Volker Bouffier kamen die ersten Anrufe der Stammkunden, sagt Veronika Baldewein, die in Artheilgen den Traditionsbetrieb "Salon Angelika" führt. "Das ging bei uns sofort los." Bis 19. Mai seien derzeit kaum noch Termine zu bekommen. Beim "City-Frisör" an der Holzstraße war die Nachfrage zunächst verhalten, sagt Inhaber Liebau. Aber auch hier hat sich das Terminbuch inzwischen gefüllt. Der gesamte Mai ist bereits gut gebucht, ab der der zweiten Woche sind noch einzelne Termine frei.
Der Andrang ist also schon am ersten Tag groß - aber mehr Geld als bisher wird das den Betrieben nicht bringen, sagt der Landesinnungsmeister. "Den Ausfall von sechs Wochen können wir nicht mehr aufholen." Kollegin Baldewein glaubt, dass sie trotz voller Terminbücher eher weniger verdienen wird durch die verringerte Zahl an Kunden, die gleichzeitig im Geschäft bedient werden können. Kay-Uwe Liebau hofft, das durch eine genaue Terminplanung ausgleichen zu können. "Ich glaube nicht, dass wir weniger Umsatz am Tag machen werden." Allerdings: Er rechnet mit deutlich höheren Kosten durch den Hygieneplan. Die zahlreichen Einmal-Artikel, Desinfektionsmittel, Papierhandtücher und mehr würden in seinem Betrieb im Monat mit etwa 2000 Euro zusätzlichen Ausgaben zu Buche schlagen.
In der Innung sind für den Bereich Darmstadt und Umgebung rund 80 Betriebe organisiert; die Gesamtzahl einschließlich der "Barber-Shops" schätzt Liebau auf 300 bis 340. Nicht alle hätten sich an die Mitte März verfügte Schließung gehalten.
Liebau hat von Anbietern auf der Internet-Plattform Ebay erfahren, die ihre Dienste weiter privat angeboten hätten, per Kleinanzeige. "Die haben teils dreist das Doppelte und Dreifache der normalen Preise für einen Haarschnitt verlangt."
Die Entwicklung in Deutschland
Die folgenden Grafiken zeigen auf Basis der Daten des Johns Hopkins CSSE die Entwicklung der Coronavirus-Infektionen, der Genesungen und der Todesfälle in Deutschland.
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