Sie heißen "Einkaufs-Esel", "Schoppe-Schlepper" oder "Krempel-Karren", und die Darmstädter können damit ab Montag radelnd Einkäufe oder andere Transporttouren erledigen. Unter dem Titel "Heinerbike" bietet die Stadt in Kooperation mit der Initiative Transition Town an fünf Standorten E-Lastenräder für bis zu drei Tage zum kostenlosen Verleih an.
Von Alexandra Welsch
Mitarbeiterin Lokalredaktion Darmstadt
Fünf Lastenräder stehen ab Montag zur Ausleihe bereit. Foto: Andreas Kelm
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DARMSTADT - Sie heißen "Einkaufs-Esel", "Schoppe-Schlepper" oder "Krempel-Karren", und die Darmstädter können damit ab Montag radelnd Einkäufe oder andere Transporttouren erledigen. Unter dem Titel "Heinerbike" bietet die Stadt in Kooperation mit der Initiative Transition Town an fünf Standorten E-Lastenräder für bis zu drei Tage zum kostenlosen Verleih an. Finanziert wird das größtenteils über Fördergelder des Bundes.
Das Angebot nach dem Modell der "Freien Lastenräder" gibt es schon in 40 deutschen Städten, doch ist Darmstadt bislang "das größte Projekt in Hessen", wie Verkehrsdezernentin Barbara Boczel gestern bei der Präsentation betonte. Es sei ein Baustein in der Verkehrswende mit dem Ansinnen, Alternativangebote zum Auto zu machen, den Stadtverkehr zu entlasten und einen Beitrag zur Energieeinsparung und Luftreinhaltung zu leisten.
"Mit Gepäck ist ein Lastenrad eine tolle Alternative", warb Boczek. So komme man damit im Stadtverkehr oft schneller voran als mit dem Auto. Doch sei es für den einzelnen vielleicht zu teuer, für ein paar Einkäufe extra ein Transportrad anzuschaffen. Auch gebe es die Herausforderung, zu Hause einen Stellplatz zu finden.
SO GEHT'S
Wer ein Heinerbike ausleihen will, muss sich auf der Internetseite www.heinerbike.de registrieren. Das Mindestalter beträgt 16 Jahre. Auf der Webseite sieht man, wo die Lastenräder stehen und wann sie frei sind.
Man bucht für ein, zwei oder drei Tage und erhält per Mail eine Buchungsbestätigung inklusive Codewort, das man zur Abholung mitbringen muss - nebst Personalausweis. Am Ausleihstandort unterschreibt man ein Formular und erhält den Fahrradschlüssel. Das Rad muss nach der Nutzung wieder an denselben Standort innerhalb der Öffnungszeiten abgegeben werden.
Die Räder sind gegen Diebstahl und Vandalismus versichert. Der Schutz greift nur, wenn das Rad an etwas Festes angeschlossen war.
Bis zu 80 Kilo lassen sich transportieren. Es gibt einen Elektromotor, der bis zu 25 Stundenkilometer unterstützt.
"Da ist es ein Super-Angebot, dass man sich ein Fahrrad einfach leihen kann." Und Interessierte könnten es auf diesem Weg auch einfach mal testen. Ökologisch sei daran auch der Ansatz des Teilens. "Wir wollen weder parkende Autos noch Räder", gab die Verkehrsdezernentin zu Bedenken. "Es sollte ja alles in Bewegung sein." Die Debütstandorte der Heinerbikes finden sich am Darmstadt-Shop unten im Luisencenter, am Ubuntu-Kreativladen am Martinsviertler Mollerplatz, in der Lincoln-Siedlung sowie an den beiden Fahrradläden Woograd im Woogsviertel und Luftpumpe in Eberstadt. Dort können die Lastenräder ausgeliehen werden, nachdem Nutzer sie zuvor über die Internetseite (www.heinerbike.de) gebucht haben.
Abgeholt werden können die Räder nur während der Öffnungszeiten. "Es geht auch darum, dass Menschen zusammenkommen", erläuterte hierzu Martin Huth von Transition Town, der das Projekt mit angestoßen hat. 40 Ehrenamtliche engagierten sich in der Organisation, Gestaltung und Betreuung des Angebots. Dazu gehörten auch die Läden und Einrichtungen, die Standorte betreiben.
Alle drei Monaten sollen diese wechseln. "Damit wir das stadtweit weiter bekannt machen", befand Boczek. Lediglich die Station in der Lincoln-Siedlung soll dauerhaft erhalten bleiben. Das liege auch daran, dass vier der fünf je 4000 Euro teuren Lastenräder der Marke Bakfiets zu 90 Prozent über das Förderprogramm "Lincoln by bike" finanziert werden zur Förderung des Radverkehrs in dem neuen Wohnquartier. Das fünfte Lastenrad haben die Stadt und die Bauverein-Tochter BVD New Living im Rahmen des Mobilitätsmanagements der Lincoln-Siedlung gekauft.
Der laufende Betrieb wird mit Bundesmitteln der nationalen Klimaschutzinitiative für die Dauer von zwei Jahren finanziert. Von der Summe von 26.000 Euro trägt die Stadt ebenfalls zehn Prozent. Die ehrenamtlichen Kräfte erhalten daraus eine Aufwandsentschädigung. Nach Ablauf des zweijährigen Förderzeitraums soll ein professioneller Anbieter das Verleihsystem übernehmen.
Aber welche Erfahrungswerte gibt es eigentlich bereits mit den "Freien Lastenrädern" anderswo? Wie Projektkoordinator Huth erläuterte, sind die Ausleihmodalitäten für das seit 2013 laufende Projekt erprobt und funktionieren gut. Eine Verleihstatistik ist ihm jedoch lediglich aus Köln bekannt, wo es ein Leihlastenrad gibt. Erkenntnis: Alle drei Tage eine Ausleihe. Es gebe viele Angemeldete und einige Intensivnutzer.
Für Darmstadt scheint er guter Dinge zu sein. Schon bevor das Heinerbike ab Montag offiziell verfügbar ist, sei die Information über Facebook gestreut worden. Und über die Homepage hätten sich bereits 80 Nutzer angemeldet und 30 Ausleihen gebucht.
Eine andere Frage, die sich hier stellte, war, wie lastenradfreundlich die Radwege in Darmstadt sind? Barbara Boczek antwortete allgemein: "Wir haben noch nicht alle Radwege ausgebaut, da haben wir noch eine Aufgabe vor uns." Aber man werde peu à peu damit weitermachen.