Darmstädter Jungforscher untersuchen Wasserlinsen und Phosphat
Von Sibylle Maxheimer
Johann Liebeton (links) und Leon Werner forschen an Methoden zum biologischen Phosphat-Recycling. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries hat sich über das Projekt informiert. Foto: Andreas Kelm
( Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Grün, winzig, ausdauernd, schwimmend: Das sind Wasserlinsen, auch Entengrütze genannt, und diese haben es Johann Liebeton (21) und Leon Werner (20) seit einigen Jahren schwer angetan. Mit ihrer Forschung rund um diese zarten Wassergewächse haben die beiden „schon einiges auf die Beine gestellt“, wie Christian Storm von der Arbeitsgruppe chemische Pflanzenökologie an der Technischen Universität anerkennend sagt.
Erfolge bei verschiedenen Wettbewerben
Die Jungforscher, die am Fachbereich Biologie an der Schnittspahnstraße einen Laborraum mitbenutzen dürfen, hatten sogar schon Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries zu Gast, die mehr über ihre Forschung erfahren wollte.
In der Oberstufe lasen Leon und Johann einen Artikel über das lebenswichtige Phosphat und seine knappen Ressourcen. Sie taten sich zusammen, um nachzuforschen, wie man Phosphat gewinnen könnte, und kamen auf die Wasserlinse. Beim Wettbewerb „Jugend forscht“ schafften sie es zweimal bis zur Landesebene in der Sparte Biologie und belegten beide Male den zweiten Platz. Zweimal erhielten sie zudem einen Förderpreis beim Bundesumweltwettbewerb, was sie freilich anspornte: Seitdem arbeiten die ehemaligen Bensheimer Geschwister-Scholl-Schüler an der Erforschung des biologischen Phosphat-Recyclings mithilfe von Wasserlinsen. „Globale Phosphatressourcen werden verschwinden“, sagen sie, „wir wollen einen nachhaltigen Kreislauf etablieren, sodass wir nicht mehr von Phosphat abhängig sind als endliche Ressource, die aus Minen gewonnen wird.“
Im Labor zeigen sie ihre grünen Pflänzchen, die in Gläsern unter besonderen Bedingungen gedeihen. Massenhaft kann sich diese Entengrütze allerdings auf ruhigen Gewässern ausbreiten. Gern würden die angehenden Biologen sie als unbedenklichen Dünger auch auf Feldern einsetzen und haben sich schon mal den Namen „Lemnaquatic“ gesichert. Mit großer Leidenschaft brennen sie dafür, wie sie Phosphat aus Oberflächengewässern recyclen und gleichzeitig Algenblüten einschränken können, um eine gute Wasserqualität in den Gewässern zu erhalten.
Bei ihren wissenschaftlichen Untersuchungen an der TU haben sie aber auch schon erfahren, dass nicht jeder Einsatz zum Ziel führt. Beim Anpflanzen von Weizen hat ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Auf Nachfrage räumen die beiden ein, dass es in Deutschland zu kalt sei, um Wasserlinsen zu züchten. Entwicklungsländer hätten wegen ihres Lichts und der Wärme „hohes Potenzial“. Die Idee könne dort Menschen helfen, „ihre eigene Energie zu produzieren und zugleich die Umwelt zu schützen.“
Jugendliche für die Wissenschaft begeistern
Weil sie offen auf Menschen und Unternehmen zugehen, haben sie bereits Unterstützer gewonnen: Das Mikroskop und der Photometer, mit dem sie die Phosphatkonzentration in Lösungen bestimmen können, erhielten sie als Leihgabe.
Ihre Coaches, die Professoren Heribert Warzecha und Andreas Jürgens, stehen voll und ganz hinter ihnen. „Ich habe auch Spaß an der wissenschaftlichen Kommunikation gewonnen“, sagt Johann noch, der die Wasserlinsenforschung beim Science-Slam vorstellt und Jugendliche in Schulen gerne für Wissenschaften begeistern möchte.