Donnerstag,
11.07.2019 - 00:00
3 min
Darmstädter Ideen zum Internet der Dinge

Von Sabine Schiner
Lokalredakteurin Darmstadt

(Foto: )
DARMSTADT - Das Internet der Dinge, die Vernetzung von Alltagsgegenständen wie Toastern, Waschmaschinen, Thermostaten und Autos, wird sich in den kommenden Jahren mehr und mehr durchsetzen. Smarte Lebensumgebungen, sogenannte „Ambient intelligent Spaces“, beschäftigen auch die Studierenden des interdisziplinären Studiengangs „Interactive Media Design“ der Hochschule Darmstadt. Noch bis Freitag ist die Werkschau im „806 qm“ an der Alexanderstraße 2 zu sehen.
Eine Lampe, die Stress vorbeugen soll
Pascale Kaufmann ist im vierten Semester. Für ihr Projekt namens „Involve“ hat sie sich gemeinsam mit drei Studienkollegen überlegt, wie man Stress am Arbeitsplatz vorbeugen könnte: „Die Kollegen reden ständig dazwischen, die Luft ist schlecht, die Konzentration lässt nach – wer kennt das nicht“, sagt sie. Ihr Team hat eine Lampe konzipiert, die mit Sensoren ausgestattet ist und die Arbeitsplatzumgebung überwacht. Gemessen werden unter anderem Temperatur, Luftqualität, Lautstärke. Überschreiten die Werte die Vorgaben, signalisiert die Lampe dem Büromenschen, dass es Zeit wird, eine Pause einzulegen und mal Luft zu holen. Ist die Erholungspause beendet, leuchtet sie in einem kühlen blauen Licht. „Das fördert die Konzentration“, erklärt Pascale Kaufmann.
In dem interdisziplinären Studiengang an der Hochschule arbeiten Designer, Techniker und Manager intensiv zusammen, um Ideen für die Zukunft zu finden und umzusetzen. Themen wie Datennutzung und Persönlichkeitsschutz gehören auch dazu. Ein wichtiger Punkt, verschwimmen doch mit dem Internet der Dinge die Grenzen zwischen Lebensraum, Maschinen und Nutzern. „Wir müssen uns überlegen, was wir uns künftig von Maschinen abnehmen lassen“, sagte die Studienleiterin und Professorin Andrea Krajewski bei der Ausstellungseröffnung am Mittwoch. „Es braucht gesellschaftliche Standards“, egal ob es um den Einsatz von Sensoren in der Stadt oder um das Thema Pflegeroboter geht, ergänzt Professor Arndt Steinmetz vom Präsidium der Hochschule Darmstadt in seinem Vortrag. Wichtig sei, zwischen dem Gemeinwohl und dem Wohl des Einzelnen abzuwägen.
Dass sich für das Internet der Dinge nicht nur junge Menschen begeistern lassen, sondern alle Altersklassen zeigt ein Projekt, das auf das Zusammenleben in Mehrgenerationenhäusern abzielt. „Es geht uns um das Miteinander von Jung und Alt“, sagt Jasmin Julia Falk. Sie studiert im sechsten Semester und hat mit ihren Studienkollegen Elena Feuerstein, Jessica Hammer, Marco Frumento und Len Harms ein Programm entwickelt, das die Emotionen der Hausbewohner auf einer Videoleinwand im Gemeinschaftsraum in Blumensprache übersetzt: Jede Blüte ist einem Bewohner zugeordnet. Lässt die Pflanze den Kopf hängen, braucht der jeweilige Bewohner Zuwendung und Zuspruch von seinen Wohnungsgenossen.
„Vor allem ältere Menschen haben oft Hemmungen, anderen zu erzählen, dass es ihnen schlecht geht. Dem wollen wir entgegenkommen“, erklärt Elena Feuerstein. Per Smartwatch werden die Gesichtskoordinaten eingescannt. Sie verraten, ob jemand glücklich oder traurig ist, Scanner messen unter anderem die Herzfrequenz. Ziel ist, mit Hilfe des digitalen Befindlichkeitsaustauschs das soziale Miteinander zu erleichtern. Wer nicht über sein Befinden mit anderen sprechen will, meldet sich vom System ab. Um herauszufinden, wie vor allem ältere Menschen das System finden, haben die Studierenden viele Interviews in Seniorenzentren und in Alten- und Pflegeheimen geführt. „Das Vorurteil, dass ältere Menschen mit neuen Technologien nichts am Hut haben, hat sich bei unseren Interviews nicht bestätigt, sagt Jasmin Julia Falk.