Darmstädter Brunnenwasser zum Trinken nicht geeignet
Umweltschützer untersuchen in das Brunnenwasser von Bürgern aus Darmstadt und dem Landkreis. Die landwirtschaftliche Düngung sorgt für eine Nitratbelastung über dem zulässigen Grenzwert.
Von Marc Wickel
Bei Harals Gülzow vom VSR-Labormobil (links) gibt Andreas Neuhausen aus Eberstadt eine Wasserprobe ab.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Was in ihrem Brunnenwasser steckt, wollten 37 Menschen aus Darmstadt und dem Landkreis wissen. Und brachten deshalb Wasserproben zum Ludwigsplatz.
Dort standen Harald Gülzow und Peter Brückner mit dem Labormobil des VSR-Gewässerschutz, einem Umweltschutzverein aus Geldern (NRW). „Ich habe einen Brunnen im Garten, der ist 22 Meter tief“, schilderte der Eberstädter Andreas Neuhausen. „Da interessiert mich die Wasserqualität.“ Mit dem Wasser gieße er Bäume, Gemüse und Zierpflanzen sagte Neuhausen. Vögel trinken es und ein Imker sei auch auf dem Grundstück.
Ein Darmstädter hatte Brunnenwasser aus seinem Schrebergarten zwischen Darmstadt und Weiterstadt mitgebracht. „Da ist Ackerland drumherum“, sagt er, daher wolle er doch mal wissen, wie das mit dem Nitrat sei.
„Wir befüllen ein Schwimmbecken über den Brunnen“, erzählte ein Weiterstädter. Aber seit diesem Jahr werde das Wasser schnell grün, beschreibt er Algenwachstum. Daher wolle er eine Analyse.
Der VSR (Verein zum Schutz des Rheins) untersucht seit 1985 Wasserproben. Die Proben sind meistens oberflächennahes Grundwasser. Und da ist zu oft zu viel Nitrat drin, hat der Verein über die Jahrzehnte festgestellt. Was daran liege, dass in der Landwirtschaft zu viel gedüngt werde, sagte Harald Gülzow vom VSR. „Die meisten Kleingärtner werfen nicht zu viel Dünger drauf.“
Kann man sein Brunnenwasser trinken? Harald Gülzow war vorsichtig. Kühl und klar seien keine Indikatoren für Trinkwasser, wies er hin. „Erst die Analyse abwarten, dann entscheiden“, riet er.
Sechs Proben konnte er schon untersuchen. Die drei aus Arheilgen hatten 57 bis 98 Milligramm Nitrat pro Liter. Der Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 50 mg/l. Eine Probe aus Gräfenhausen hatte 107 mg/l, die aus Wolfskehlen und Erzhausen waren ok.
Zwischen Wasser aus Gartenbrunnen und dem Darmstädter Trinkwasser gibt es aber keinen unmittelbaren Zusammenhang. Die Nitratwerte im Darmstädter Trinkwasser liegen laut Entega je nach Brunnen zwischen 8,7 und 20,4 Milligramm pro Liter.
Ein Sprecher der Entega erläutert, dass das Trinkwasser vom Förderer Hessenwasser aus 100 Meter tiefen Brunnen gewonnen werde. Diese Grundwasserleiter seien durch die lange Bodenpassage und die Wasserschutzgebiete besser geschützt. „Dennoch kommt nach vielen Jahren und Jahrzehnten das Wasser, was von oben versickert auch dort unten an“, räumt er ein. „Das Nitrat wird dabei aber chemisch verändert und reduziert.“
„Die Gewinnungsanlagen zur Trinkwasserförderung liegen außerhalb der Stadt Darmstadt in Eschollbrücken und Pfungstadt“, erläutert Harald Rückert vom Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG). „Zum Schutz des Grundwassers im Einzugsgebiet der Gewinnungsanlagen sind Trinkwasserschutzgebiete ausgewiesen, um unter anderem auch die Ausbringung von Stickstoff und Pflanzenschutzmittel zu regeln.“
Die vom VSR regelmäßig festgestellten relativ hohen Nitratkonzentrationen, erklären sich Entega und das HLNUG ebenfalls durch Düngung auf landwirtschaftlichen Flächen. „Aber auch Stickstoffdüngungen in Kleingartenanlagen können eine Ursache sein“, sagt Harald Rückert. Und die Entega erklärt, dass sie mit Landwirten kooperiere: „Unser Ziel als Wasserversorger ist es, gemeinsam mit der Landwirtschaft durch eine grundwasserschonende Bewirtschaftung den Austrag von Nitrat ins Grundwasser soweit als möglich zu reduzieren.“