Die Initiative „Essbares Darmstadt“ stiftete Freunde des Grünzeugs zum Tauschen ihrer selbstgepäppelten Zöglinge an.
DARMSTADT. Wie wichtig Vielfalt ist, vermittelt die Initiative „Essbares Darmstadt“ gerne über den direkten Kontakt mit Pflanzen. „Dinge über die Sinne zu erfahren, über das Sehen, Riechen, Fühlen und Schmecken, ist die beste Art, ein Bewusstsein für Biodiversität zu entwickeln“, erklärt Adrian Jost, Biologe und neben Dieter Krellmann, Anna Arnold und Raissa Ulbrich Mitinitiator von „Essbares Darmstadt“. Deren Tauschbörse wurde am Sonntag zum dritten Mal in der Klause am Hauptbahnhof veranstaltet. Ein starkes Sinnes-Erlebnis allemal; Titel: „Pflanzentauschrausch“.
Zahlreiche Pflanzen, Kräuter-, Blumen- und Gemüsesetzlinge stehen bereit, um getauscht zu werden. Besucherin Tina hat selbstgezogene Paprika-Pflänzchen dabei. „Den Paprika habe ich aus Bio-Samen auf meinem Balkon gezogen“, sagt die junge Frau. „Mir macht das Spaß, ich habe einfach einen grünen Daumen.“ Für eines ihrer Pflänzchen hat sie schon ein anderes Gewächs bekommen: die kleinste Tomate der Welt, die später, wenn sie Früchte trägt, laut Adrian Jost „wie ein kleiner Tannenbaum mit roten Christbaumkugeln aussieht“.
Er erklärt das Konzept der Börse: „Interessierte können vorbeikommen und Jungpflanzen, die sie selbst gezogen haben und nicht benötigen, gegen andere Pflanzen tauschen – wie auf einem Flohmarkt, nur eben nicht kommerziell.“
Wichtig ist laut Jost, dass keine genmanipulierten Pflanzen und keine F1-Hybride getauscht werden, sondern nur Setzlinge aus samenfestem und sortenreinem Saatgut. Hybride, so erklärt der Biologe, seien aus Samen, die es im Supermarkt zu kaufen gebe: „Diese liefern zwar für eine Saison imposante Erträge, aber das funktioniert nur einmal. Bio-Saatgut hingegen ist meistens sortenrein und kann gut für die Anzucht verwendet werden.“
Überall sind Fachgespräche im Gange. Hier beratschlagt man über den richtigen Standort für die Pflänzchen, dort tauscht man sich über neue Sorten aus, die man in diesem Jahr noch säen kann. Neben den üblichen Kräutern und Blumen gibt es auf der Tauschbörse auch echte Kuriositäten. Der „Regenbogenmais“ heißt so, weil seine Körner verschiedene Farben haben. „Ich tippe, die Pflanze stammt aus Südamerika“, sagt Experte Jost.
Vom Küchenkraut Basilikum gibt es hier mehrere Sorten, wie den Zitronen- und den Thaibasilikum oder die salatblättrige Variante, die wie der Name vermuten lässt, große, salatähnliche Blätter hat. Noch bis zum Abend wird in der Klause getratscht und getauscht.
Von Miriam Gartlgruber