Der Umzug aus der Erbacher Straße 57, die nun von der Institutsambulanz des Elisabethenstiftes genutzt werden kann, ist abgeschlossen. Nach längerer Suche hat die Zweigstelle...
VERLAGSVIERTEL. Der Umzug aus der Erbacher Straße 57, die nun von der Institutsambulanz des Elisabethenstiftes genutzt werden kann, ist abgeschlossen. Nach längerer Suche hat die Zweigstelle des Sozialpsychiatrischen Vereins Darmstadt (SPV) ein neues Domizil in einem ehemaligen Verlagsgebäude in der Holzhofallee 33 gefunden. Bei Kaffee und Kuchen feierten Klienten und Sozialarbeiter die Einweihung der neuen Büros und eines Gruppenraums.
Darmstadt ist eine von 14 Modellregionen
Der Trägerverein SPV war Ende der siebziger Jahre als Folge der Psychiatrie-Enquete gegründet worden. Damals wurde Darmstadt eine von 14 Modellregionen, in denen das Versorgungssystem verbessert und um ambulante Hilfen erweitert wurde.
Die Räume der 15 Sozialarbeiterinnen und sieben Sozialarbeiter sind nunmehr auf Erdgeschoss und zweiten Stock verteilt. Zurzeit nehmen rund 260 Klienten aus Darmstadt und dem westlichen Landkreis die Unterstützung des Vereins in Anspruch. Die meisten – etwa 220 – nutzen das freiwillige ambulante Angebot fürs betreute Wohnen. „Da sind wir der größte Anbieter“, sagt Geschäftsführerin Elke Altwein. In der Begegnungsstätte am Hundertwasserhaus, einer SPV-Nebenstelle, bekommen ältere Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen tagesstrukturierte Hilfen. Individuell betreut werden Kinder und Jugendliche, die mit dem „nicht normalen“ Verhalten ihrer Eltern Probleme haben.
„Jeder Mensch kann psychisch krank werden. Jeder“, betont Elke Altwein. Bei den Klienten des SPV wurde die ganze Palette der psychischen Erkrankungen diagnostiziert, von der Depression bis zu Angstzuständen, Borderline und Psychosen. Die meisten nehmen auf Anraten ihrer Ärzte Kontakt zu dem Verein auf. Manche kommen aber auch aus eigenem Antrieb oder weil ihre Angehörigen darauf bestehen. Die Finanzierung erfolgt über den Landeswohlfahrtsverband.
Als Erstes werde mit einem neuen Klienten ein „Entlastungsgespräch“ geführt, beschreibt Elke Altwein den Ablauf. Sobald Klarheit über seine Probleme und seine Ziele besteht, wird mit ihm ein Hilfeplan abgeschlossen. Seine Betreuerin oder sein Betreuer begleiten ihn künftig zu Ämtern und Job-Center, unterstützen ihn bei der Wohnungssuche und der Regelung seiner Finanzen und zeigen ihm, wie er seinem Alltag wieder eine Struktur geben kann. In ihren Wohnungen oder Wohngemeinschaften werden sie nach Bedarf ein- bis fünfmal pro Woche aufgesucht. Manchen gelingt es nach zwei Jahren, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, andere werden für immer auf die Unterstützung der Sozialarbeiter angewiesen sein.
Der SPV organisiert aber auch Feste und Freizeitangebote. In diesem Jahr sind etwa Fahrten nach Berlin und zu einem Apfelbaumhof im Odenwald geplant.
Gespräche und Rollenspiele im Schulunterricht
Mit dem Programm „Verrückt? Na und!“ bringt der Verein seit Jahren das Thema seelische Gesundheit in den Schulunterricht. Zu Gesprächen und Rollenspielen regen zwei Trainer an, von denen einer ein Psychologe oder Sozialpädagoge, der andere aber ein Betroffener ist, der eine seelische Krise gemeistert hat. Welcher von beiden ist nun der „Verrückte“? Nicht immer raten die Schülerinnen und Schüler richtig.