Darmstadt: Naturwissenschaftliche Bibliothek bangt um ihre Räume
Der Naturwissenschaftliche Verein Darmstadt führt eine einzigartige Büchersammlung. Doch die ist im technischen Rathaus untergebracht, das die Stadt verkaufen will.
Von Marc Wickel
Die naturwissenschaftliche Bibliothek ist schon jetzt beengt untergebracht. Vereinsvorsitzender Michael Wuttke blättert im „Pflanzenleben“ von 1888.
(Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Der in Darmstadt einzigartigen Bibliothek des „Naturwissenschaftlichen Vereins“ könnte das Aus drohen, wenn sie keine neuen Räume findet. Zurzeit ist die Bibliothek in zwei Räumen auf dem Gelände der Darmstädter Bau-, Garten- und Umweltverwaltung („Technisches Rathaus“) in der Bessunger Straße 125 untergebracht. Aber die Stadt will diese Liegenschaft verkaufen und ihre Verwaltung in die Mina-Rees-Straße umziehen. „Es ist aber nicht absehbar, ob die Bibliothek an diesem Umzug teilnehmen wird“, sagt Michael Siebert, Geschäftsführer des Naturwissenschaftlichen Vereins. Aber ohne Räume stünde die Bibliothek auf der Straße.
Eine für Darmstadt einmalige Sammlung
Eng ist es in dem einem Raum mit den vier Regalen, begegnen sich zwei Leser, kommen sie kaum aneinander vorbei. Das Herbarium – eine Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen und Pflanzenteile – ist inzwischen in Frankfurt bei der Senckenberg Gesellschaft, schildert Michael Siebert, dass man schon auf den knappen Raum reagiert habe. „Unser Herbarium wurde 2018 in das Senckenberger Herbar integriert.“
„30 bis 40 Quadratmeter wären gut“, schätzt Michael Siebert den Platzbedarf. Zur Zeit hat die Bibliothek ihren Bestand in einem Raum und in einem zweiten ist ein Leseraum.
Die Bibliothek ist für Darmstadt eine einmalige Sammlung, weil mit anderen naturwissenschaftlichen Vereinen international kooperiert wird und die Vereine ihre Publikationen austauschen. „Unser Verein hat drei aktuelle Veröffentlichungsreihen“, beschreibt der Vorsitzende Dr. Michael Wuttge. Das sind die „Faunistischen Briefe“, die „Floristischen Briefe“ und Berichtsbände zu Forschungen und Exkursionen des Vereins. „Diese drei Reihen verschicken wir an Tauschpartner, und die schicken uns ihre Publikationen“, erklärt Michael Siebert, dass so 360 Schriftenreihen zusammen kommen. Aktuelle gebe es rund 100 Tauschpartner.
DER VEREIN
Der „Naturwissenschaftliche Verein Darmstadt“ wurde 1880 gegründet. Aktuell hat der Verein rund 300 Mitglieder.
Kontakt: Michael Siebert, Telefon 06151-9 67 71 85, E-Mail: m.siebert-da@t-online.de. (mawi)
Darunter sind beispielsweise Veröffentlichungen über die Karpaten, die Naturwissenschaftlichen Mitteilungen aus Osnabrück oder die Zeitschrift für Vogelkunde der Ornithologischen Gesellschaft. Und auch Veröffentlichungen, die man wahrscheinlich nicht im Internet findet, denn der Bibliotheksbestand hat auch Bücher aus dem Jahr 1810.
Die Bibliothek hatte in ihrer Geschichte mehrere Standorte. Anfangs war sie Teil des städtischen Instituts für Naturschutz, das seine ersten Räume im Alten Rathaus am Marktplatz hatte. 1964 zog das Institut mit Bibliothek zu seinem Labor in der Havelstraße „Die haben die ganze Abwasseranalytik der Stadt Darmstadt gemacht“, erzählt Michael Siebert. 1989 wurde das Institut geschlossen und die Mitarbeiter wechselten teilweise ins Umweltamt. Als das Umweltamt in die Bessunger Straße zog, zog die Bibliothek auch um, inzwischen ist sie in den zwei Räumen des Gebäudes E.
Naturwissenschaftliche Vereine schaffen es mit ihren lokalen Arbeiten auch in die Nachrichten, sagt der Vereinsvorsitzende Dr. Wuttge. Erinnert an die Berichte über die gesunkenen Insektenzahlen im Jahr 2017. Die hatte der Entomologische Verein Krefeld festgestellt.
Für Darmstadt hatte das Vereinsmitglied und damaliger Umweltamtsmitarbeiter Dr. Klaus-Dieter Jung 2015 die Darmstädter Florabestände kartiert. Dabei waren ihm etwa 100 heimische Arten als selten geworden aufgefallen.