Darmstadt: Mit der App mehr bewegen

Bei dem Spiel „Jagt die Schweinehunde am Kapellplatz“ zählen Erstklässler der Heinrich-Hoffmann-Schule die Fensteröffnungen der Ruine. Foto: Andreas Kelm

Architekten der TU Darmstadt stellen Spiele-Apps vor, mit denen der Stadtraum ausgiebig genutzt wird. Erstklässler haben das jetzt ausprobiert.

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DARMSTADT. Auf Felsen klettern, Hochsprung trainieren, Nussverstecke finden oder Schweinehunde besiegen – all dies ist möglich zwischen Kapellplatz, Kleinschmidsteg und Woog. Denn Architekturstudenten der TU haben vier GPS-unterstütze Handyspiele entwickelt, die mit lustigen Aufgaben durchs Quartier lotsen und so zu mehr Bewegung in der Stadt anregen. Diese Urban Health Games und die Bewegungsroute Ost wurden am Donnerstag vorgestellt.

„Bewegungsförderung muss mehr Raum in der Stadtplanung einnehmen“, erklärte Juniorprofessor Martin Knöll, Leiter der Forschungsgruppe Urban Health Games am Fachbereich Architektur der TU. „Wir wollen die ‚Walk-ability‘ steigern, also die Attraktivität unserer Stadt für Fußgänger. Da müssen die alltäglichen Aktivitäten bei Architektur und Stadtplanung einen höheren Stellenwert bekommen.“

Zukunftsweisend sei der Ansatz, über Spiele-Apps die Anwohner dazu zu motivieren, Parks und andere städtische Freiräume ausgiebig zu nutzen. Die vier Handyspiele sollen das tun: Es sind sogenannte Location-Based-Games, Computerspiele, bei denen Nutzer den Spielverlauf digital steuern, indem sie sich analog im Stadtbereich bewegen. Spätestens seit Pokémon Go seien solche Spiele beliebt. „Die haben Massen nach draußen gebracht“, sagte Knöll.

Erstklässler der Heinrich-Hoffmann-Schule konnten die Spiele testen. Mit bereitgestellten Smartphones setzten sich 17 Schülerinnen und Schüler in Bewegung. Bei jedem Spiel galt es, Aufgaben zu absolvieren, für die bestimmte Wegstrecken zurückgelegt werden mussten. „Voll lustig“, kicherte Lamia, während sie mit dem Smartphone auf den Kapellplatz zusteuerte. Ein leises Pling signalisierte, dass eine weitere Aufgabe erledigt war, vertieft ins Display rannten die beiden Mädchen weiter. „Super für die Kinder“, freute sich Lehrerin Silke Landzettel. „Das ist der erste Klassenausflug, und dann auch noch was mit Handys, da sind alle voll dabei.“

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Die Herausforderung sei gewesen, mit attraktiven Spielkonzepten die Gegend erlebbar zu machen. „Zwei Jahre haben wir recherchiert, wo geeignete Gebiete sind und was die Anwohner sich wünschen“, berichtete Marianne Halblaub Miranda von der Forschungsgruppe.

„Gepflegte Grünflächen machen Lust auf Bewegung, dann gehen die Menschen gerne raus“, sagte Angela Eichenauer, zuständig für die städtebauliche Planung im Quartier. Digitale Medien könne man einsetzen, um Anreize für eine stärkere Nutzung von Freiräumen zu schaffen. „Wir wollen, dass bis 2030 das ganze Stadtgebiet ohne Hindernisse zu Fuß durchquert werden kann“, bekräftigte Eichenauer. Die Stadt müsse gute Bedingungen für Bewegung schaffen, die Forschungsgruppe Urban Health Games gebe hier entscheidende Impulse. Vor allem aber sei der Austausch mit Bürgern wichtig, denn „die kennen ihr Viertel“.