Darmstadt: Herbstoffensive der Polizei mit Kontrollen in der Innenstadt
Am Mittwoch hat ein Großaufgebot der Polizei auf dem Darmstädter Luisenplatz für Aufsehen gesorgt. Grund dafür war die Herbstoffensive des Polizeipräsidiums Südhessen.
Von Frank Horneff
Lokalredakteur Darmstadt
Das Polizeipräsidium Südhessen intensiviert die Kontrollen, unter anderem am Luisenplatz. Foto: Andreas Kelm
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DARMSTADT - Mittwochvormittag, kurz vor elf Uhr auf dem Luisenplatz: Die Sonne scheint, die Straßencafés sind gut besucht. Menschen laufen eilig aneinander vorbei, die Straßenbahnen machen sich laut schrillend bemerkbar. Der Airliner kämpft sich hupend voran, selbstbewusste Radfahrer umkurven erschrockene Fußgänger. Am "Langen Ludwig" sitzen Menschen. Telefonierend. Diskutierend. Bier trinkend. Nichts Ungewöhnliches also. Alltag auf dem prominentesten Platz der Stadt.
Um 10.56 Uhr ist es mit dem Alltag vorbei: Aus Richtung Marktplatz fährt eine Straßenbahn vor, hält an. Die Türen öffnen sich. Unter den Aussteigenden jede Menge Polizisten. Zeitgleich laufen uniformierte Polizeibeamte aus Richtung Regierungspräsidium auf den Luisenplatz: Einsatzkräfte der Bereitschaftspolizei aus Wiesbaden, Beamte in Zivil und Schutzpolizisten des Polizeipräsidiums Südhessen starten gemeinsam ihre Herbstoffensive. Polizeifahrzeuge fahren vor die Sparkasse, schirmen den Platz ab und richten eine Kontrollstelle ein. Polizisten führen rund dreißig Menschen vom Fuße des Ludwigsmonuments hinüber zwischen die Einsatzwagen.
Polizeipräsident und Bürgermeister sind dabei
Am Rande des Geschehens steht Bernhard Lammel, seit Juni 2016 Polizeipräsident in Darmstadt. Er hat sich zum Ziel gesetzt, mit einem besonderen Einsatzkonzept öffentliche Plätze wieder sicherer und für Kriminelle unattraktiv zu machen: "Damit intensivieren wir mit für die Bevölkerung Darmstadts wahrnehmbaren Aktionen die Bekämpfung der Straßenkriminalität und fangen damit heute gut sichtbar auf dem Luisenplatz an", erläutert der Polizeipräsident, während er die Kontrollen aufmerksam beobachtet.
== "Erfolgreicher Auftakt" ==
Polizeipräsident Bernhard Lammel zeigte sich am Mittwochabend nach den Polizeiaktionen in der Innenstadt zufrieden und sprach gegenüber dem ECHO von einem "erfolgreichen Auftakt."
Insgesamt wurden am Luisenplatz, im Herrngarten und am Georg-Büchner-Platz vor dem Staatstheater bei zielgerichteten Kontrollen 90 Menschen überprüft. "Rund drei Viertel der Kontrollierten waren polizeibekannt, viele davon wegen Rauschgift- und Eigentumsdelikten", heißt es in der Polizeibilanz.
Außerdem konnten zwei Männer festgenommen werden, die per Haftbefehl gesucht wurden.
Sichergestellt wurden Rauschgifte wie Heroin, Haschisch oder Marihuana, ein Fallmesser, eine EC-Karte und ein Fahrrad.
== Signale - Kommentar von Frank Horneff zur Sicherheit auf dem Luisenplatz ==
Der Darmstädter Polizeipräsident, Bernhard Lammel, seit Juni 2016 im Amt und im Vergleich zu seinen Vorgängern Gosbert Dölger und Rudolf Kilb bislang eher von zurückhaltender Präsenz, hatte es Anfang September angekündigt: Unter seiner Verantwortung wird es in Südhessen besondere Einsätze zur Bekämpfung von Straßenkriminalität geben. Am Mittwoch setzte der Polizeipräsident ein erstes Signal: Auf dem belebten Luisenplatz rund um den "Langen Ludwig" startete die Polizei ihre Herbstoffensive an prominenter Stelle. Gut wahrnehmbar für die Passanten, die der Polizeiaktion zumeist zustimmend begegneten. Das gefiel dem Polizeipräsidenten und dem städtischen Ordnungsdezernenten, der als Bürgermeister der Stadt gar davon sprach, "den Bürgern den Luisenplatz zurückgeben zu wollen." Das sind starke Worte des Dezernenten, der mit seiner städtischen Kommunalpolizei Anfang nächsten Jahres außerdem eine "Stadtwache" in unmittelbarer Nähe zum Luisenplatz beziehen wird. Auch das ist ein gutes Signal für das Sicherheitsempfinden der Bürgerschaft. Dem Sicherheitsempfinden auf dem Luisenplatz könnten trotz erfolgreicher Polizeiarbeit künftig nur noch Straßenbahnen und Busse in die Quere kommen: Die nächste Herausforderung. Allerdings keine für den Polizeipräsidenten.
Zivilbeamte bringen weitere Menschen auf den Platz vor der Sparkasse: Ausweispapiere werden verlangt und geprüft, Durchsuchungen vorgenommen, erste Fundstücke sichergestellt. Drei stattliche Klumpen Heroin und ein Messer zählen zu den ersten Entdeckungen.
"Das sieht doch alles ganz gut aus hier", ist der Polizeipräsident mit dem reibungslosen Ablauf zufrieden, lobt vor allem das Zusammenwirken zwischen den Beamten der Schutzpolizei und den Kräften der Bereitschaftspolizei, die aus Wiesbaden nach Darmstadt gekommen sind. Passanten bleiben stehen, fragen nach. Es gibt viel Zustimmung für die Aktion: "Wird auch Zeit", sagt ein älterer Darmstädter. Eine junge Frau kritisiert das Polizeiaufgebot am helllichten Tag und zeigt wenig Verständnis für die Kontrollen.
Künftig verstärkte Kontrollen
Zufrieden mit dem Verlauf der Aktion ist Bürgermeister Rafael Reißer (CDU), der städtische Ordnungsdezernent. Er ist mit dem Polizeipräsidenten vor Ort. "Wir tragen mit solchen Aktionen dazu bei, den Bürgern den Luisenplatz zurückzugeben", sagte Reißer.
Polizeipräsident Lammel begründet die Aktion mit Zahlen: Danach begehen Menschen, die durch Rauschgiftdelikte auffällig werden, auch häufig andere Straftaten. "Drogen sind nicht nur Suchtmittel, sondern gehören offensichtlich zum Lebensstil von Kriminellen, die ihren Lebensunterhalt durch die Begehung von Straftaten finanzieren", ist Lammel überzeugt.
In Südhessen war dieser Personenkreis, zu dem nach Auswertungen durch die Polizei rund 1300 Menschen zählen, im Jahr 2016 für etwa 13.400 Fälle verantwortlich.
"Wir werden auch künftig mit verstärkten Kontrollen sowie verdeckten und gezielten Ermittlungen Straftäter aus der Anonymität holen und für Verunsicherung in der Szene sorgen", kündigte Lammel an. Bereits am Mittwochnachmittag ließ der Polizeipräsident seinen Worten Taten folgen: Es gab weitere Kontrollen im Herrngarten und auf dem Georg-Büchner-Platz rund um das Staatstheater.