Darmstadt: Heidelberger Straße erhält auf beiden Seiten...

Radler auf der Heidelberger Straße bekommen auch zwischen Hermann- und Landskronstraße bald eigene Fahrstreifen - zulasten des Autoverkehrs. Foto: Guido Schiek

Die Heidelberger Straße erhält in Bessungen auf beiden Seiten Radfahrstreifen. Das hat der Magistrat der Stadt Darmstadt in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. "Damit wird...

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DARMSTADT. Auf Höhe der Hermannstraße ist plötzlich Schluss: Bis dahin gibt es auf der Heidelberger Straße stadtauswärts einen markierten Radfahrstreifen, doch dann muss sich der Radfahrer entscheiden: entweder die Straße entlang fahren oder auf den Bürgersteig ausweichen. Den allerdings dürfen Erwachsene nur in Ausnahmefällen nutzen - also ab auf die Straße. Das ist nicht ganz ungefährlich, zumal auf der rechten Fahrspur zeitweise Autos parken dürfen, was Radler immer wieder zum Ausweichen zwingt.

Auf Höhe der Moosbergsraße beginnt die Radwege-Markierung erneut, einige Meter weiter südlich folgt ein Schild: Schwarz auf gelb werden Radfahrer nun sicher über die Kreuzung Landskronstraße Richtung Eberstadt gelotst.

An gleicher Stelle stadteinwärts werden Radfahrer per Markierung auf die Heidelberger Straße geführt, dort aber allein gelassen - ein mulmiges Gefühl, denn links rauschen die Autos vorbei, rechts parken sie, und wenn ein Fahrer unbedacht die Tür öffnet oder eine Straßenbahn kommt, wird's schnell eng. Erst ab der Niederstraße lässt es sich mit gutem Gefühl auf eigenem Fahrstreifen in die City radeln.

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Das soll sich nun ändern. Die Heidelberger Straße erhält in Bessungen auf beiden Seiten Radfahrstreifen. Das hat der Magistrat der Stadt Darmstadt in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. "Damit wird eine der wichtigsten Radfahrverbindungen deutlich aufgewertet", erklärt Baudezernentin Barbara Boczek. Die Heidelberger Straße ist im 2006 verabschiedeten Verkehrsentwicklungsplan Darmstadt als Radhauptverbindung ausgewiesen; sie ist Bestandteil des regionalen Radverkehrsnetzes und Teil der Freizeitroute "Die Bergstraße". Doch zwischen Hermann- und Landskronstraße/Rüdesheimer Straße gibt es bislang weder in Nord- noch in Südrichtung ein eigenes Angebot für Radfahrer.

Künftig ist in beide Richtungen für den Autoverkehr nur noch eine Fahrspur vorgesehen. Die Radfahrspuren werden auf dem verbleibenden Teil der rechten Fahrbahn eingerichtet. Die Möglichkeit, Autos zwischen Bessunger und Rüdesheimer Straße in zweiter Reihe zu parken, entfällt also. "Markierte Stellplätze sowie jene auf dem Trottoir werden dagegen nicht angetastet", sagt der städtische Pressesprecher Klaus Honold. Hinzu kommen neue Stellhilfen für 42 Fahrräder.

In Richtung Innenstadt müssen sich zwischen Moosbergstraße und Prinz-Emil-Garten künftig Öffentlicher Personennahverkehr und Individualverkehr denselben Raum teilen. Autos fahren dann nur noch auf der Straßenbahntrasse; lediglich an den Kreuzungen werden Rechtsabbiegespuren eingerichtet. An der Bessunger Straße wird das östliche Trottoir halbinselartig in den Fahrbahnraum hinausgezogen; auf diese Weise entsteht dahinter eine Haltebucht für Lieferanten und Kunden der Metzgerei, der Bäckerei und weiterer Läden.

Die Ampelsteuerungen für Autos und Bahnen werden den neuen Gegebenheiten angepasst, um den Verkehr möglichst flüssig zu halten. Der Umbau soll nach den Sommerferien beginnen. Zuvor sind dort noch Kanal- und Gleisbauarbeiten zu erledigen.

Dass der Wegfall je einer Fahrspur in beide Richtungen gravierende Auswirkungen auf den Verkehr hat, glaubt die Stadt nicht. Zwar könne es in Stoßzeiten zu Behinderungen kommen, "aber die rechte Fahrspur war der parkenden Autos wegen sowieso nur eingeschränkt nutzbar", sagt Honold. "Die Verkehrsplaner rechnen damit, dass der schnelle Verkehr sich auf den parallel verlaufenden Donnersbergring verlagert." Auch an Parkplätzen mangele es in der Gegend nicht.

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Radfahrer zu stärken sei außerdem eine Frage der Prioritätensetzung. "Nicht nur die Bessunger, auch die Eberstädter und die neuen Bewohner der Lincolnsiedlung profitieren davon, dass sie nun auf dieser zentralen Achse sicherer und schneller ins Stadtzentrum und von dort zurück gelangen", so Boczek. Bei der Entwicklung der Lincolnsiedlung liege der Fokus ohnehin auf der Förderung alternativen Verkehrs - eine neue Straßenbahnhaltestelle und Angebote wie Carsharing sollen den Individualverkehr eindämmen. "Wenn wir weniger Autos in der Lincolnsiedlung wollen, müssen wir jetzt gegensteuern", sagt Boczek.