42 Mädchen haben bei den Schülerinnen-Projekttagen mit Begabtenworkshops an den Fachbereichen Elektro- und Informationstechnik der TU Darmstadt teilgenommen.
DARMSTADT. Normalerweise ist die Hochspannungshalle der TU Darmstadt ein Labor, in dem mit Strom experimentiert wird. Eine Ausnahme ist, wenn das Gleichstellungsteam der TU die Abschlussveranstaltung der Schülerinnen-Projekttage organisiert. 42 junge Teilnehmerinnen stellen sich dort gegenseitig ihre Ergebnisse aus drei Tagen Projektarbeit vor.
Schon zum vierten Mal werden Schülerinnen der Eleonorenschule durch Experimente und Workshops an die Fachbereiche Elektro- und Informationstechnik herangeführt, zum zweiten Mal sind auch Realschülerinnen und Gymnasiastinnen der Melibokusschule aus Alsbach-Hähnlein dabei.
Das Ziel der Gleichstellungsbeauftragten der TU ist es, die Lust der jungen Menschen auf Technik zu wecken und so die Anzahl der Studienanfängerinnen in männerdominierten Studiengängen zu erhöhen. Ab der fünften Klasse bis zur Oberstufe können die Mädchen in altersgerechten Workshops ihre Fähigkeiten für ein technisches und elektrotechnisches Studium erkennen und ausprobieren.
„Es ist besonders, dass die Mädchen mal wirklich unter sich sind“, erzählt Nicole Monath, Lehrerin der Eleonorenschule. „Dann verlieren viele ihre Berührungsängste gegenüber physikalischen Kräften und können ohne Jungs experimentieren.“ Sie begleitete in den vergangenen Tagen zehn Schülerinnen aus der Mittelstufe von beiden Schulen auf dem Weg zur „Entschlüsselung des Lichts“. Stolz präsentieren die Mädchen ihre Taschenlampen, mit denen sie auf einem LED-Display geheim kommunizieren können. Auch Smileys und Texte verschicken sie beim Vormachen.
Teilnehmerinnen der Klassen fünf und sechs beschäftigen sich mit einem tanzenden Roboter. Sie kennen nun Antworten auf die Fragen, was beispielsweise der Ultraschall einer Fledermaus mit den Augen eines Roboters zu tun hat und wie ein Roboter zusammengebaut werden muss, damit er laufen und tanzen kann. Dafür druckten sie am ersten Tag die Einzelteile der kleinen Technik-Kreaturen mit einem 3D-Drucker aus.
Die beiden Freundinnen Jasmin (13) und Lilli (12) aus der Melibokusschule haben schon am ersten Workshop teilgenommen: „Vorher haben wir vor allem gebaut, dagegen war der jetzige Workshop viel anspruchsvoller, weil wir mehr programmieren und nachdenken mussten.“ Trotz mancher Schwierigkeiten, wenn etwas nicht sofort funktioniert, ist der Ausruf „Oh, es hat geblinkt!“ ein großes Erfolgserlebnis.
„Ich kann mir vorstellen, beruflich etwas in dem Bereich zu machen”, sagt Lilli aus der siebten Klasse mit leuchtenden Augen. „Ich war auch schon beim Roboter-Workshop dabei, aber die Lichttechnik interessiert mich mehr.“ Ihrer Freundin Sudenaz bleiben vor allem die Laborführungen und die VR-Brillen in Erinnerung.
Die Schülerinnen aus den oberen Klassen wissen nun, wie Ingenieure heutzutage ihre Vorhersagen überprüfen und wie sie Energie durch die Luft schicken können. Dabei schauten sie sich elektromagnetische Felder aus der Nähe an und bauten ihren eigenen kleinen Elektromotor.
In den kostenlosen Workshops sind weniger Vorkenntnisse erforderlich, dafür ist Aufgeschlossenheit und das Interesse am Experimentieren wichtig. Die fachliche Betreuung übernehmen Professoren und einige Doktoranden im jeweiligen Fachbereich. „Ich war überrascht, wie schnell die Mädchen bei der Sache waren. Man hat einmal etwas erklärt, und sofort konnten sie es umsetzen“, erzählt Doktorand Jena Balasus als Betreuer der Mittelstufe.
Nach der Ergebnispräsentation gibt es die Teilnahmeurkunden und zum Abschluss ein großes Mittagessen zwischen den Geräten der Hochspannungshalle. Danach nehmen die Mädchen ihre Roboter, Taschenlampen und Miniatur-Elektromotoren mit nach Hause. Die Freude auf kommendes Jahr und am nächsten Workshop teilzunehmen, bleibt.