Der Krisenstab der Stadt hat mit klaren Entscheidungen Vorsorge getroffen, die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Auch Darmstädter Sportvereine ziehen erste Konsequenzen.
. Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen, sagt der Magistrat der Stadt Darmstadt ab Montag, 16. März bis 30. April alle öffentlichen Veranstaltungen ab. "Ziel unserer Vorgehensweise ist es, Verbreitungsgeschwindigkeit des neuartigen Virus vermindern", so Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) am Freitagnachmittag.
An den Entscheidungen im Krisenstab beteiligt waren Gesundheitsdezernent Rafael Reißer, Klinikdezernent André Schellenberg (beide CDU), Leiter verschiedener Ämter sowie des Gesundheitsamtes und der drei großen Darmstädter Kliniken.
Folgende Maßnahmen wurden beschlossen:
1. Alle Veranstaltungen, bei denen die Stadt Darmstadt oder die Darmstadt Marketing GmbH oder die städtischen Kulturinstitute als Veranstalter agieren, werden untersagt.
2. Alle Veranstaltungen im Staatstheater, im Darmstadium, der Centralstation und den städtischen Bürgerhäusern, in der Böllenfalltorhalle, in städtischen Räumen und auf städtischen Flächen, bei denen größere Menschenansammlungen zu erwarten sind, werden untersagt.
3. Sämtliche Versammlungen und Demonstrationen, die mit größeren Menschenansammlungen verbunden sind, werden untersagt.
4. Sportveranstaltungen dürfen ausschließlich ohne Zuschauer stattfinden.
5. Die städtischen Schwimmbäder werden geschlossen.
6. Museen haben bei den Besuchern personenbezogene Daten zu erheben und dürfen Besuchern nur in reduzierter Anzahl Einlass gewähren. Das Museum Künstlerkolonie bleibt geschlossen. Diese Anordnungen gelten bis einschließlich 30. April.
Die Maßnahmen seien zwingend notwendig, auch wenn es in Darmstadt bisher noch keine bestätigte Infektion mit dem Corona-Virus gibt. Ein Corona-Verdachtsfall in den Kinderkliniken hatte sich nicht bestätigt. Der Magistrat hat außerdem entschieden, das Corona-Testzentrum (bislang in der Frauenklinik) in der ehemaligen Kantine des EAD in der Bessunger Straße einzurichten. Auch wird geprüft, inwieweit eine Not-Kinderbetreuung für die Beschäftigten des Gesundheitswesens und die Mitarbeiter des Katastrophenschutzes eingerichtet werden kann. In den Bussen der Heag und in den Hochflur-Straßenbahnen der Baureihe ST12 bleiben die vorderen Türen bis auf Weiteres geschlossen. Dies gilt auch für den Airliner.
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Bürgermeister Rafael Reißer kritisierte die Rücksichtslosigkeit einiger Bürger als "schamlos". Er habe keinerlei Verständnis dafür, "wenn Desinfektionsmittel aus Kliniken gestohlen werden".
Der Oberbürgermeister ruft außerdem alle privaten Betreiber etwa von Diskotheken und Kinos auf, alle Veranstaltungen bis zum 30. April zu verschieben. "Zu Furcht oder Panik gibt es keinen Anlass." Der Krisenstab tagt am Samstag um 12 Uhr erneut.
Bereits seit Freitagnachmittag ruht der Sport-und Trainingsbetrieb bei Darmstadts mitgliederstärkstem Verein, der Sportgemeinschaft (SG) Arheilgen. "Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, das hat aber mit Verantwortung für unsere rund 4900 Mitglieder zu tun", so Vereinspräsident Sven Beißwenger nach dem Beschluss. Die SGA hat zudem bis auf Weiteres sämtliche Vereinsversammlungen abgesagt.
Auch auf dem Sportgelände von Rot-Weiß Darmstadt in der Heimstättensiedlung ruht seit Freitag der Sport-und Trainingsbetrieb für die rund 1140 Mitglieder komplett, ebenso beim Tennisclub in Bessungen (TCB) mit seinen rund 550 Mitgliedern.
Harry Distelmann, Vorsitzender von Rot-Weiß und Mitglied des Sportkreis-Vorstandes, hält die Entscheidung für "unumgänglich, auch wenn nicht klar ist, wann wir unseren Sport-und Trainingsbetrieb wieder aufnehmen können."
Sportdezernent Reißer bezeichnete die in diesen Darmstädter Sportvereinen getroffenen Entscheidungen am Freitagabend als "völlig richtig, weitsichtig und vor allem solidarisch mit jenen, für die wir unser Gesundheitssystem in den nächsten Wochen zu allererst aufrechterhalten müssen."
Von Annette Wannemacher-Saalund Frank Horneff