BUND erhält Nutzungsrecht für Stadtgärtnerei in Darmstadt

Auf dem stillgelegten Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei in der Darmstädter Orangerie soll absehbar neues Leben einziehen.

Nachdem es in der Debatte über die künftige Nutzung des einstigen Stadtgärtnerei-Geländes in der Orangerie still geworden war, kommt der Magistratbeschluss zur Neuordnung...

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DARMSTADT. Die Stadt Darmstadt will auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei in der Orangerie einen neuen Betriebshof für das Grünflächenamt und ein neues Gewächshaus bauen. Gleichzeitig soll der Naturschutzbund BUND im nördlichen Teil des Areals ein Umweltzentrum für Stadtnatur errichten und betreiben. Geplant ist auch ein inklusives Café, das von der Behinderteneinrichtung Aumühle in Wixhausen betrieben werden könnte. Wer das Café-Gebäude bauen wird, ist noch offen.

Zahlreiche Vorschläge aus der Bürgerschaft

Die Neubebauung hat der Magistrat während seiner jüngsten Haushaltsberatungen beschlossen. Bei dem zum Teil seit Jahren brachliegenden Gelände handele es um ein wertvolles Areal, bei dem die Chance einer "qualitätsvollen Entwicklung" genutzt werden solle, erklärten Umweltdezernentin Barbara Akdeniz und Baudezernentin Barbara Boczek (beide Grüne). "Wir sind davon überzeugt, dass uns dies mit dem jetzt vorliegenden Konzept gelingt." Für die Nutzung des Geländes hatten seit der Schließung der Stadtgärtnerei 2015 zahlreiche Bürger und Initativen Vorschläge vorlegt. Bei vielen habe allerdings ein Finanzierungskonzept gefehlt, so Boczek.

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BUND-Vorstandsmitglied Niko Martin zeigte sich am Mittwoch zuversichtlich, "mit dem Bau des Umweltbildungszentrums spätestens im Frühjahr 2019 beginnen" zu können. Das Zentrum soll nach dem Abriss auf der Fläche des nördlichen Gewächshauses - insgesamt gibt es derzeit dort vier Gewächshäuser - entstehen. Die Pläne dafür lägen vor, jetzt müsse der Bauantrag gestellt werden, sagte Martin. Zugleich müsse die Finanzierung endgültig geklärt werden.

Das Grundstück wird der BUND von der Stadt in Erbpacht erhalten. Das Gebäude soll Martin zufolge 440.000 Euro kosten. Ein Teil davon soll durch eine großzügige Spende finanziert werden. Der Rest soll von weiteren Spendern und Mitgliedern eingeworben werden.

Das Zentrum, sagte Martin, solle nicht allein mit ehrenamtlichen Kräften betrieben werden. "Perspektivisch ist geplant, für den Betrieb auch Personal einzustellen." Neben dem Zentrum, in dem Wissen zu Natur- und Artenschutz, Ökologie, Gartenbau und Klimaschutz vermittelt werden soll, sieht das Konzept auch die Anlage von Schul- und Bürgergärten auf einem Teil der bisherigen Freiflächen vor. Dort soll Schülern der umliegenden Schulen und interessierten Bürgern ein gemeinsames, dem Erhalt der biologischen Vielfalt gewidmetes Gärtnern ermöglicht werden.

Zu einem Café auf dem Gelände heißt es in der Mitteilung der Stadt zum Magistratsbeschluss: "Angedacht ist auch ein inklusives Café zu errichten." Dafür gebe es bisher lediglich "eine Interessenbekundung der Behinderteneinrichtung Aumühle". Das Café soll 60 bis 80 Plätze und auch die Möglichkeit zur Bewirtung im Freien haben.

Die Prokuristin der Aumühle, Marion Ploner, sagte dazu, sie habe "keinerlei Informationen, wie groß das Café werden und zu welchen Konditionen es verpachtet werden soll". Es habe im Frühsommer ein Gespräch mit Stadträtin Boczek gegeben, in dem sie ihre grundsätzliche Bereitschaft signalisiert habe, das Café zu betreiben. Vor den Sommerferien habe sie in einer E-Mail an Boczek gebeten, ihr die Konditionen und weitere Details zu nennen. Bisher habe sie darauf keine Antwort erhalten.

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Der neue Betriebshof im Süden des Areals soll den bisherigen, in die Jahre gekommenen Stützpunkt des Grünflächenamts ersetzen. Dort sind die Mitarbeiter für die Pflege der Orangerie und aller Grünanlagen im südlichen Stadtgebiet untergebracht. Das neue, insgesamt 1120 Quadratmeter große Gebäude wird neben Sozialräumen, Werkstatt und Geräteräumen auch eine Fahrzeughalle enthalten. 400 Quadratmeter der Grundfläche entfallen auf das neue Gewächshaus zur Überwinterung von Orangerie-Pflanzen. Betriebshof inklusive Gewächshaus werden auf der Fläche der bisherigen drei südlichen Gewächshäuser und des heutigen Betriebsgebäudes errichtet.

Die Kosten für den Abriss der alten Gewächshäuser und der Nebengebäude sowie für den Bau des neuen Betriebshofs, des Gewächshauses und öffentlicher Toiletten beziffert der Magistrat auf 5,1 Millionen Euro. Mit der Entwicklung der Freiflächen, sprich der Schul- und Bürgergärten sowie einer "Multifunktionsfläche", soll ein Landschaftsarchitekt beauftragt werden. Dafür und für die Herrichtung der Flächen werden 420.000 Euro veranschlagt.

Von Joachim Nieswandt