Bummeln geht in Darmstadt jetzt auch digital

Im Ladengeschäft der Schreinerei Luther in Darmstadt-Arheilgen können sich die Kunden über eine 360-Grad-Aufnahme im Internet auch außerhalb der Öffnungszeiten umsehen.

Virtueller Bummelrundgang durch Darmstadt: Durch das zweite Digitalstadt-Projekt können Interessierte einen virtuellen Rundgang durch 97 Geschäfte und Restaurants machen.

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DARMSTADT. Das Projekt Digitalstadt nimmt im Darmstädter Einzelhandel weiter Fahrt auf: Ab sofort bieten 97 Geschäfte und Restaurants einen virtuellen Rundgang durch ihre Räume an. Damit kann jeder vom Computer oder Smartphone einen Eindruck vom Ambiente bekommen und im Restaurant den Tisch mit der besten Aussicht suchen. Auf einem 360-Grad-Foto können die Händler und Gastronomen Links zur eigenen Homepage oder gleich zum eigenen Internetshop setzen. Auch Informationen wie Öffnungszeiten, die aktuelle Speisekarte oder Sonderaktionen können hinterlegt werden. Der Nutzer benötigt neben seinem Computer oder Smartphone lediglich eine funktionierende Internetverbindung.

Das Teilprojekt "Watch my City" ist das zweite unter dem Dach der Digitalstadt für Handel und Tourismus. Mitte Mai fiel der Startschuss für das erste, das Darmstädter Händlern die Möglichkeit gibt, ihre Waren ein Jahr lang kostenlos auf einer Darmstadt-Plattform des Online-Auktionshauses Ebay anzubieten. Während die Nutzer den virtuellen Rundgang kostenlos antreten dürfen, müssen die Unternehmer jährlich eine Grundgebühr von 300 Euro bezahlen. Für zwei eingestellte Fotos - das günstigste Angebot - werden noch einmal 310 Euro fällig, jedes weitere Bild kostet entsprechend mehr. Die Teilnehmer sehen dies als eine weitere Möglichkeit, Werbung zu betreiben.

Mit 27 Läden ist die Dichte in Darmstadt-Arheilgen besonders hoch. "Wir vom Arheilger Gewerbeverein haben das Digitalprojekt von Anfang an unterstützt", sagte Vorsitzender Bernd Hassenzahl am Montag bei der Vorstellung in der Schreinerei Luther, die sich ebenfalls beteiligt. Außerdem machen Fahrrad Gärtner, Wiegmann Optik und Floristik Goldner mit, in der Darmstädter Innenstadt zum Beispiel das Kochzubehör-Geschäft Küchenmeister und Spielwaren Faix.

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In Zeiten fortschreitender Digitalisierung sei eine attraktive Onlinepräsenz für den lokalen Einzelhandel und die Gastronomie besonders wichtig, sagte Anja Herdel, Bereichslead Handel und Tourismus der Digitalstadt GmbH. Während sich das Ebay-Projekt nur an Händler richtet, sei "Watch my City" auch für Dienstleister interessant. Wer teilnehmen möchte, könne sich jederzeit ans Darmstädter Citymarketing wenden.

Fürs Fotografieren und die Software ist die Pictown GmbH mit Sitz in Herrsching am Ammersee verantwortlich. Das bayerische Start-up beschäftigt acht Mitarbeiter und hat bereits Erfahrung mit Städten wie Aschaffenburg, Seligenstadt, Griesheim und Pfungstadt gesammelt und plant ein großes Projekt mit der Stadt München. Mit 97 Geschäften und Restaurants spielt Darmstadt zurzeit in der obersten Liga. Zum Vergleich: "In Aschaffenburg sind wir vor zweieinhalb Jahren gestartet und haben dort jetzt 120 Teilnehmer", so Reza Gourani, Niederlassungsleiter Rhein-Main. Die Händler und Gastronomen schließen einen Wartungsvertrag mit Pictown und haben damit einen Ansprechpartner für die Technik.

Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, Teil eines großen virtuellen Stadtrundgangs zu werden: "Im nächsten Schritt werden alle 360-Grad-Ansichten verknüpft und um touristische Informationen zu Sehenswürdigkeiten ergänzt", sagte Herdel.

Der Link zum Ebay-Shop kann übrigens auch ins Foto eingebaut werden. Dies kann jedoch frühestens im Herbst geschehen. Das Ebay-Projekt sei im Gegensatz zu "Watch my City" mit einigem Koordinationsaufwand verbunden und benötige daher mehr Zeit, sagte Anke Jansen vom Citymarketing. Möglicherweise haben deshalb bislang nur 20 Händler Interesse angemeldet.

Von Anja Ingelmann