Rund 100 Bürger aus Darmstadt und Umgebung haben am Mittwochabend mit einer Mahnwache an der Kreuzung Kasinostraße/Bismarckstraße des jüngsten Verkehrsopfers gedacht. An...
DARMSTADT. Rund 100 Bürger aus Darmstadt und Umgebung haben am Mittwochabend mit einer Mahnwache an der Kreuzung Kasinostraße/Bismarckstraße des jüngsten Verkehrsopfers gedacht. An dieser Stelle war eine 38 Jahre alte Radfahrerin am Dienstag von einem Sattelschlepper erfasst worden und zu Tode gekommen. Eine größere Gruppe ging unter Polizeigeleit später noch weiter zur Kreuzung Grafenstraße, wo sechs Tage zuvor ein Radfahrer beim Zusammenstoß mit einem Lastwagen ums Leben gekommen war.
Mit Trauerkerzen und Blumen bekundeten viele Teilnehmer ihre Anteilnahme. Wie schon Tage zuvor an der Grafenstraße wurde auch hier ein weißes "Geisterrad" aufgestellt. Es soll, so Initiator David Grünewald, 27, "alle Verkehrsteilnehmer daran erinnern, aufeinander Acht zu geben und an dieser Stelle besonders sorgsam zu fahren."
Mit Rädern aller Art waren die Teilnehmer am frühen Abend zur Mahnwache gefahren. Auf der abgesperrten Fahrbahn der Kasinostraße parkten Dutzende Kinder- und Erwachsenräder, Touren- und Lastenräder - Beleg für die wachsende Zahl von Darmstädtern, die sich auf zwei Rädern durch ihre Stadt bewegen wollen. Man habe sich versammelt, erklärte Grünewald in einer kurzen Ansprache, "um dem Opfer zu gedenken und zu mahnen, dass auch heute noch eine nicht unerhebliche Gefährdung für den Rad- und Fußverkehr besteht".
Der Initiator wohnt selbst in der Nähe der beiden Unfallorte. "Es hätte auch mich treffen können", sagt er. Mutmaßungen über die Schuldfrage der beiden Unfälle würden sich zu diesem Zeitpunkt verbieten. Aber: Ein individueller Fehler, von welchem Verkehrsteilnehmer auch immer, "darf nicht gleich tödlich enden."
Klaus Görgen, im ADFC aktiv, ist aus Roßdorf mit dem Rad zur Mahnwache gekommen; Sohn und Enkel begleiten ihn, alle gut behelmt. Er fürchtet, dass die Unfälle vielen Radfahrern Angst machen und sie vom Radeln in der Stadt abhalten - "das wäre ein Rückschritt". Er empfiehlt, im Zweifelsfall lieber mitten auf der Straße zu fahren als am Rand. So könne kein Autofahrer in Versuchung kommen, "sich noch knapp an mir vorbei zu zwängen." Allerdings müsse es auch Schutzräume geben für Radler, die sich unsicher fühlen inmitten von Autos.
Ein Helm schützte beim Zusammenstoß
Heinrich Ruhemann, 88, ist mit dem Liegerad zur Kasinostraße gefahren. Er berichtet, dass ihm "voriges Jahr auf der Bleichstraße fast etwas Ähnliches passiert" ist. Beim Zusammenprall mit einem Pkw habe er aber "einen Schutzengel gehabt - ein paar Tage vorher hatte ich mir auf dem Fahrrad-Aktionstag einen Helm gekauft." Insgesamt sei er aber "zufrieden", was das Radfahren in Darmstadt angehe. Bei den Untersuchungen der beiden Unfälle gibt es laut Polizei noch keine neuen Erkenntnisse. Es werde weiter ermittelt, hieß es am Mittwoch auf Anfrage. Beim Unfall an der Kasinostraße müsse noch eine Reihe Zeugen vernommen werden.