Es läuft zurzeit nicht besonders gut für die Rheinschnaken. In manchen Jahren entwickeln sie sich im April schon prächtig, heuer ist das nicht der Fall. Das gefällt den...
DARMSTADT. Es läuft zurzeit nicht besonders gut für die Rheinschnaken. In manchen Jahren entwickeln sie sich im April schon prächtig, heuer ist das nicht der Fall. Das gefällt den Anwohnern. "Wir hatten zwar eine Hochwasserspitze in der ersten Märzhälfte, aber wegen der Kühle sind nur wenige Larven geschlüpft", sagt Norbert Becker, Direktor der Kabs (Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage). Erst ab zehn Grad plus werden die Stechtiere richtig aktiv.
Und sie lieben Überschwemmungen ihrer Brutstätten. Zurzeit ist der Rhein nach Beobachtungen der Kabs aber mehr als einen Meter unter der Marke, die den Schnaken gefällt. Ein bis zwei Tage ergiebiger Regen seien schon nötig, damit richtig Bewegung in die Tümpel kommt. Dann könne es allerdings schnell gehen mit der Vermehrung. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", versichert Becker.
Die Brutplätze entlang des Rheins sind kartiert (in Südhessen Ried und Kühkopf), 300 Mitarbeiter können ausrücken. Zunächst am Boden, wo sie Wasserproben nehmen und bei Bedarf das Mittel Bti versprühen. Ist die Saison und die Schnakenentwicklung fortgeschritten, setzt die Kabs Hubschrauber mit Bti-Eisgranulat ein.
2016 war ein Rekordjahr, die Schnakenjäger im Dauereinsatz. Ergiebige Regenfälle, kombiniert mit Schwüle ließen die Stechmückenpopulation explodieren. 30 000 Hektar Fläche entlang des Rheins habe man behandelt, erinnert sich Becker, zwölf Hochwasserspitzen habe es gegeben. "Das war so viel wie noch nie." Normal sind sieben bis zehn dieser Wellen, die den Wasserstand anheben.
Die Folge: Die Kasse der Kabs ist arg strapaziert. Die 400 000 Euro Rücklage sind aufgebraucht, 2016 musste mehr ausgegeben werden als eingenommen wurde. Die Gemeinden und Kreise, die Mitglieder der Kabs sind, müssen eine Sonderumlage von 20 Prozent zahlen. Die Höhe der Umlage richtet sich nach der Einwohnerzahl der Kommunen.
Becker hofft auf eine weniger kostenintensive Saison 2017. Eine Prognose will er nicht abgeben. Das Wetter ist eben nicht vorhersehbar, es gilt die Faustregel: "Je mehr Hochwasser desto mehr Schnakenschlupf."
Schnaken- und Mückenbekämpfung sei aber nicht nur Sache der Kabs, mahnt Direktor Becker. Auch in der Regentonne im Garten kann sich einiges tun. "Die Hausmücken haben in Regentonnen schon abgelegt", berichtet Becker. Seine Empfehlung: Sehr dichte Netze über die Tonne legen. Bei den Mitgliedskommunen können Bürger auch Bti-Tabletten bekommen. Die seien sogar von der Weltgesundheitsorganisation für unbedenklich erklärt worden. Es sei also kein Problem, mit Bti-behandeltem Wasser das Gemüse zu gießen.
Sorge bereitet den Kabs-Leuten die Tigermücke, ein Einwanderer mit asiatischem Ursprung. Die habe sich in manchen Gegenden festgesetzt, etwa im Heidelberger Raum. In Südhessen habe es bisher nur einen Fund an der A 5 bei Bensheim gegeben: "Aber das war noch keine stabile Population." Die auffällig schwarz-weiß gemusterte Mücke kann Krankheiten übertragen, etwa das Dengue-Fieber. Die Kabs interessiert sich deshalb sehr für die Aufenthaltsorte der Spezies. Wer glaubt, eine Tigermücke vor sich zu haben, sollte sie fotografieren und das Bild mit Angabe des Fundortes an die Kabs schicken (kabs-gfs@t-online.de).
Wer schnell genug ist, ein Exemplar zu fangen, kann es auch einschicken: Kabs, Georg-Peter-Süß-Straße 3, 67346 Speyer.