Bildungsdienstleister informieren in Darmstadt über Kurs- und...

Das Wort Alfa bilden mit Würfeln (von links) Eugen Breining, Agnieszka Jaworski und Peter Schmidt vor dem Alfa-Mobil. Foto: Andreas Kelm   Foto: Andreas Kelm
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Rhythmus oder Rüttmus? Mayonäse oder Mayonnaise? Bei der Rechtschreibung mancher Wörter kommen viele an ihre Grenzen. Bei einigen Erwachsenen passiert das aber schon...

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DARMSTADT. Rhythmus oder Rüttmus? Mayonäse oder Mayonnaise? Bei der Rechtschreibung mancher Wörter kommen viele an ihre Grenzen. Bei einigen Erwachsenen passiert das aber schon deutlich früher: Sie sind nicht in der Lage, Zeitung zu lesen, E-Mails zu schreiben oder bei den Hausaufgaben der Kinder zu helfen.

In Deutschland gibt es mehr als sieben Millionen funktionale Analphabeten. In Darmstadt und im Landkreis wird die Zahl auf insgesamt 35 000 Menschen geschätzt. „Über diese Zahl bin ich sehr perplex“, sagt Barbara Akdeniz, Sozialdezernentin der Stadt Darmstadt. Die Größenordnung zeige, dass Handlungsbedarf besteht.

Aktion will Öffentlichkeit sensibilisieren

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Um auf das Thema Alphabetisierung aufmerksam zu machen, hat das Grundbildungszentrum der Bildungsregion Darmstadt-Dieburg am Freitag das „Alfa-Mobil“ des Bundesverbandes Alphabetisierung und Grundbildung in das Stadthaus in der Frankfurter Straße eingeladen. „Wir wollen die allgemeine Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren und dadurch Betroffene erreichen“, sagt Agnieszka Jaworski, die als Projektmitarbeiterin von Alfa-Mobil in Darmstadt vor Ort ist.

Das Projekt Alfa-Mobil wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt. Es ist deutschlandweit unterwegs und macht Werbung für Lese- und Schreibkurse. Zusammen mit Mitarbeitern von lokalen Bildungsdienstleistern verteilt Jaworski im Foyer des Stadthauses Flyer an Interessierte und informiert über die lokalen Kursangebote. Mit dabei sind Mitarbeiter der Volkshochschule Darmstadt, der Kreisvolkshochschule Darmstadt-Dieburg, des Hessencampus Darmstadt-Dieburg und des Grundbildungszentrums. Zusammen bieten sie in und um Darmstadt zahlreiche Angebote für Erwachsene an, die besser lesen und schreiben können möchten. Vieles davon ist kostenlos.

„Wir wollen insbesondere Multiplikatoren und Mitwissende erreichen“, sagt Eugen Breining vom Grundbildungszentrum. Auch Jaworski weiß aus ihren vielen Stationen mit dem Alfa-Mobil, dass man Betroffene am ehesten über Dritte erreicht, über Bekannte und Verwandte oder beispielsweise den Sachbearbeiter im Wohnungsamt, der bei einer Beratung einen Flyer in einfacher Sprache rüberschiebt. „Hier sind es vor allem die Mitarbeiter im Stadthaus, die für viele Menschen Ansprechpartner sind“, sagt sie – und damit als Multiplikatoren eine wichtige Rolle spielen.

Seit 2016 fördert das hessische Kultusministerium „Projekte zur Förderung von Alphabetisierung und Grundbildung Erwachsener“. Im gleichen Jahr wurde das Grundbildungszentrum Darmstadt-Dieburg als gemeinsames Projekt von Stadt und Landkreis eröffnet. Es ist eines von fünf Zentren in Hessen. Träger des Zentrums ist das Bildungswerk der hessischen Wirtschaft – Region Südhessen, Darmstadt. Gefördert wird es vom Kultusministerium, dem Europäischem Sozialfonds, der Stadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg.

Durch das Grundbildungszentrum soll gewährleistet werden, dass jeder Betroffene das für ihn passende Angebot findet. „Es geht niemand verloren“, sagt Rolf Klatta, Regionalleiter des Bildungswerks. Durch die Kooperationen mit anderen Bildungsdienstleistern entstehe eine „Kette, die immer weitergeht“.

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Die Zielgruppe der funktionalen Analphabeten in Darmstadt und im Landkreis ist groß. „Die Gruppe derer, die das Angebot nutzen, könnte größer sein“, sagt Akdeniz. Bildung sei ein wichtiger Faktor für Teilhabe. Noch mehr Menschen zu erreichen, war das Ziel der Veranstaltung.

Von Marina Speer