bifs heile Welt: Die Tomaten und das Wintergeschäft

Von Österreich und Südtirol in die heimische Parzelle: Eine heile Welt ist nicht zwingend an Darmstadt gebunden, muss dann aber eventuell auf Nilgänse verzichten.

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DARMSTADT. Also, in bifs heiler Welt wär das nicht passiert. Da fährt man nicht erst in den Supermarkt, kauft zwei Kilo Tomaten und drei Zucchini für das Raclette mit dem heißen Stein. Und radelt anschließend in die Parzelle, wo einem vier Kilo rote Tomaten an den Stöcken entgegen leuchten, die dringend ab müssen. Und man auf dem Weg über drei riesige Zucchini stolpert, als hätte man nicht schon zigmal bereut (und die Nachbarn auch), dass sich Kürbis- und Zucchinisamen so verdammt ähnlich sehen, sodass aus zwei Zucchini- und fünf Hokkaidokernen irgendwie fünf Zucchinipflanzen wurden. Und ein mickriger Kürbis. Nur weil die Samenpäckchen mal runtergefallen sind. Das muss doch mal passieren dürfen!

In bifs heiler Welt hätten die Einhörner geschnaubt und die heliumgefüllten Glücksdrachenluftballons hätten in ihrem Stall kollektiv die rechte Augenbraue hochgezogen – und schon wäre einem nichts anderes übrig geblieben, als erst zum Feld und dann zum Supermarkt zu fahren.

Jetzt muss es am Wochenende Tomaten mit Tomate und Zucchini geben. Nein, sonst kein junges Gemüse.

In bifs heiler Welt ist auch überhaupt kein Platz für vollgestopfte Großraumgondeln auf österreichische Alpengipfel und vollgestopfte Busse zu Gletscherseen und für Gastwirtinnen, die mit heruntergezogenen Mundwinkeln mosern, „naja, wenn uns die Deitschen im Salzburger Land jetzt aa noch zum Rrrisikogebiet erklärn, is des Wintergeschäft g’laufen“. Zur Erinnerung: Ischgl liegt in Österreich. Und man kann Deutschen echt viel nachsagen. Aber keinesfalls, dass sie im Ausland Risikogebiete herstellen.

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Die Italiener hat es vor einem halben Jahr so richtig übel erwischt. Das hat sich dort ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Und deshalb findet sich im südtirolischen Schwarzwald niemand, der auf die Idee kommt, keinen Mund- und Nasenschutz zu tragen oder mehr als zwei Leute in eine Gondel zu lassen oder zu erlauben, dass im Sessellift die Haube geschlossen wird.

Dort herrscht sogar Maskenpflicht beim Umrunden eines Bergsees. Eines nicht unterirdischen Bergsees! bifs heile Welt liegt diesbezüglich eindeutig in Norditalien. Bis heute kein Risikogebiet.

Nur eins war seltsam in Südtirol. Mehlschwalben. Krähen. Amseln. Elstern. Bussarde. Aber keine Nilgänse. Nicht eine. In bifs heiler Welt geht das eigentlich nicht!