Mit einem Demonstrationszug durch die Stadt und einem Tanz auf dem Ludwigsplatz hat die Aktion „One Billion Rising“ auch auf dem Ludwigsplatz Gewalt gegen Frauen angeprangert.
DARMSTADT. Mit Plakaten und Bannern, Ansprachen und einer Tanzchoreografie haben am Donnerstag vor dem Hintergrund der internationalen Aktion „One Billion Rising“ zum siebten Mal Frauen und Männer auf dem Ludwigsplatz für ein Ende der weltweiten Gewalt gegen Frauen und Mädchen demonstriert. „Unser Ziel ist es, die Stimme der Frauen öffentlich zu machen“, erklärt Edda Feess, die Leiterin des Darmstädter Frauenbüros.
„Der Tanz stellt dabei einen bewegten Protest gegen die Gewalt dar“, erläuterte Feess weiter. Darüber hinaus sei es besonders wichtig, gegen Geschlechterstereotypen vorzugehen: „Festgelegte Rollenverteilungen führen häufig dazu, dass Frauen als weniger wertvoll betrachtet werden. Daraus resultieren oft Besitzansprüche und Gewalt.“
Gemeinsam mit dem Jugendamt und dem Jugendhaus „Huette“ hat das Frauenbüro auch in diesem Jahr die Aktion in Darmstadt organisiert. Sie soll auch betroffenen Frauen und Mädchen die Möglichkeit geben, sich über Hilfsangebote zu informieren und Fragen zu stellen. So waren am Donnerstag zahlreiche Anlaufstellen dabei, die sich mit verschiedenen Formen von Gewalt auseinandersetzen. So auch Brigitte Kröpelin, die sich beim gemeinnützigen Verein „Horizont“ im Projekt „Oya“ für Frauen in der Straßenprostitution einsetzt. „Es ist sehr wichtig, der Verharmlosung und Tabuisierung von Gewalt gegen Frauen entgegenzuwirken und darüber zu sprechen“, sagt Kröpelin. Dazu müsse man so viele Facetten des Problems wie möglich thematisieren.
Aus diesem Grund waren auch die Leiterin des Mädchenarbeitskreises Susanne Müller und Alexander Arnold von der AG Jungenarbeit auf dem Ludwigsplatz dabei. In ihrer Ansprache warnte Müller vor Gleichgültigkeit in der Gesellschaft: „Keine Form der Gewalt gegen Frauen darf uns gleichgültig sein und kein Mädchen darf wegen seines Geschlechts benachteiligt werden“. Arnold betonte darüber hinaus, dass die Thematik nicht nur Frauen, sondern jeden etwas angehe: „Männer und Jungen müssen sich genauso solidarisch zeigen. Feminismus und Gleichberechtigung sind Themen, die auch alle Jungen etwas angehen“. Aus diesem Grund werde in der AG eine geschlechtsreflektierende Arbeit gefördert, so Arnold. Auch beim getanzten Protest auf dem Ludwigsplatz hatten sich zwischen die Tänzerinnen einige Jungen und Männer gemischt.
Ein weiterer Hebel ist die enge Zusammenarbeit mit der Polizei, wie Feess erklärt: „Wir verfolgen in Darmstadt einen proaktiven Ansatz: Wenn die Polizei in einen Fall von Gewalt gegen Frauen oder Mädchen einbezogen wird, spricht sie die Opfer auf verschiedene Hilfsangebote an. Dann kann sofort ein Anruf von einer entsprechenden Stelle vereinbart werden.“ Dieses Vorgehen soll den Opfern die Hemmungen nehmen, über das Erlebte zu sprechen und sich Hilfe zu suchen. Auch die jährliche Demonstration in der Darmstädter Innenstadt sieht sie als wichtigen Ort, an dem Frauen zusammenkommen und sich informieren können, Rückmeldungen zur Aktion seien „durchweg positiv.“
Neben der Veranstaltung auf dem Ludwigsplatz setzte sich auch die evangelische Kirche Hessen-Nassau am Donnerstag für die Rechte der Frauen und ein Ende von sexualisierter Gewalt ein. Ebenfalls im Rahmen der Aktion „One Billion Rising“ demonstrierten auch sie mit einem Tanzprotest auf dem Paulusplatz für Gleichberechtigung und gegen Gewalt.