Sterben im Altenheim: Evangelischer Hospiz- und Palliativverein setzt auf den engen Austausch mit der AWO-Seniorenanlage Johannesviertel an der Kasinostraße.
DARMSTADT. Die meisten Menschen würden am liebsten zu Hause sterben. Im Beisein von Freunden oder Angehörigen. Wunsch und Realität liegen jedoch weit auseinander. Es gibt Studien, wonach mehr als 75 Prozent der Deutschen in Kliniken oder in Pflegeheimen sterben. Ehrenamtliche Mitarbeiter von ambulanten Hospizvereinen gehen schon seit Jahren in die Einrichtungen, um Schwerstkranken bei Bedarf beizustehen. Der Evangelische Hospiz- und Palliativverein geht in Darmstadt nun noch einen Schritt weiter: Ein Runder Tisch soll die Zusammenarbeit zwischen den Pflegemitarbeitern und den Ehrenamtlichen verbessern. Kooperationspartner ist die AWO-Seniorenwohnanlage Johannesviertel an der Kasinostraße.
Fürs Sterben ist im Alltag auf einer Station im Altenheim nur wenig Zeit. Die Zahl der Schwerstkranken und Multimorbiden in den Pflegeeinrichtungen steigt von Jahr zu Jahr. Die Liegezeiten werden zugleich immer kürzer und es gibt immer weniger Ärzte, die bereit sind, die Menschen in Heimen betreuen. Für die Pflege-Mitarbeiter steigt dadurch der Stress.
Runder Tisch zum Austausch
"Die Herausforderung ist enorm, die Belastung auch", sagt Pflegedienstleiterin Juttta Hohmeier-Pleines. Ihr liegt deshalb das Projekt mit den Ehrenamtlichen sehr am Herzen. 18 solcher Helfer sind derzeit im Einsatz, alle zwei Monate tagt in der Einrichtung ein Runder Tisch, damit sich alle Beteiligten austauschen können. Zudem bietet der Hospizverein für die Mitarbeiter in Pflege und Sozialdienst Fortbildungen an.
"Es sind oft Kleinigkeiten, die Sterbenden helfen", sagt Pflegedienstleiterin Jutta Hohmeier-Pleines. Wenn Menschen für Worte die Kraft fehlt, kann man sie häufig noch über Berührungen erreichen, ihnen mit kühlenden oder wärmenden kleinen Kissen, einem Wärmewickel, einer Ölmassage oder auch mit einer Aroma-Therapie Gutes tun. "Zuwendung ist ganz wichtig", sagt Kim Häussler vom Hospizverein.
Das weiß auch Jutta Hohmeier-Pleines. In der Pflege-Ausbildung gibt es dazu ein eigenes Modul und selbstverständlich hätten die Pflegekräfte auch schon vor der Kooperation versucht, den Schwerstkranken zu helfen. Doch durch die neuen Impulse der Ehrenamtlichen sei nun eine neue Sensibilität für das Thema Sterben in der Einrichtung gewachsen. Nun müsse man gemeinsam am Ball bleiben. "Es ist ein Lernprozess."
"Die Haltung verändert sich", sagt Kim Häussler. Zunehmend wüssten die Pflegekräfte auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter zu schätzen. Manfred Schiwy, der sich ehrenamtlich im Hospizverein engagiert, ergänzt: "Unser Ziel ist, irgendwann eine gemeinsame Sprache zu sprechen und gemeinsame Werte zu entwickeln." Der Runde Tisch ermögliche einen konstruktiven und zielführenden Austausch.