Dem in Darmstadt wegen Automatensprengung Angeklagten wirft die Staatsanwaltschaft zudem Freiheitsberaubung vor.
DARMSTADT - Anfang November 2018 knallte es im Nordbahnhof – 25 000 bis 30 000 Euro Schaden an einem gesprengten Fahrkartenautomaten. Mitte September brannte es in Arheilgen – über 500 000 Euro Schaden in einer Tiefgarage. Und über den Sommer und Herbst wurden 15 Fahrräder in Darmstadt gestohlen – über 30 000 Euro Schaden.
Dafür verantwortlich soll ein 24 Jahre alter Mann sein, der bis zu seiner Verhaftung Mitte November in Arheilgen wohnte. Er steht seit dieser Woche wegen Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion, Brandstiftung und gewerbsmäßigem Diebstahl vor dem Darmstädter Landgericht. Mitangeklagt ist sein 29 Jahre alter Nachbar, der ihm bei der Automatensprengung geholfen haben soll.
Dem 24-jährigen Hauptangeklagten wirft die Staatsanwaltschaft zudem noch Freiheitsberaubung vor. Er hatte nach seiner Festnahme im November einen 33-Jährigen beschuldigt, Mitbrandstifter beim Tiefgaragenbrand gewesen zu sein. Der Mann kam deswegen in Untersuchungshaft. Später aber widerrief der Hauptangeklagte seine Beschuldigung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm deswegen mittelbare Freiheitsberaubung vor, da der 33-Jährige wegen der Anschuldigung vom 23. November 2018 bis 20. Februar 2019 aus Sicht der Anklage zu Unrecht in Untersuchungshaft gekommen war.
Der Hauptangeklagte hat die Anklagevorwürfe bis auf drei Fahrraddiebstähle gestanden, der mutmaßliche Mittäter sagt, er sei nicht dabei gewesen, als der Automat gesprengt wurde.
Der Hauptangeklagte hatte dem Gericht kurz seinen Lebenslauf geschildert. 2006 sei er mit seinen Eltern aus Polen nach Deutschland gekommen, sagte er. Gleich im nächsten Satz kam er auf seine Vorstrafen: drei Haftstrafen zwischen denen er einmal nur acht Monate und später zwei Jahre in Freiheit war. Womit der Angeklagte seine Einlassung auch beendete, er rede nicht gerne mit Fremden über so etwas, so seine Erklärung.
Für einen Neustart nach Südhessen gezogen
Der 29 Jahre alte Angeklagte, der stets Blickkontakt mit seiner im Zuschauerraum sitzenden Freundin sucht und dann lächelt, war etwas offener. Er schilderte, wie er als Sohn polnischer Eltern in Deutschland geboren wurde, im Raum Aachen aufwuchs, zwei Haftstrafen verbüßte, eine Drogentherapie machte und dann seine neue Lebensgefährtin kennenlernte. „Da das in Aachen immer so ein Auf und Ab war, und die Beziehung zu meiner Freundin gefestigt war, bin ich zu ihr nach Darmstadt gezogen“, beschrieb er, dass er im Oktober 2017 nach Südhessen kam. Hier habe er unter anderem bei einem Sicherheitsdienst gearbeitet. Anfang 2019 habe er einen Hundetrainer-Lehrgang absolvieren wollen. „Ich wollte hier einen Neustart machen“, sagte der junge Mann, der aber ebenfalls Mitte November in U-Haft kam.
Der Prozess wird am 30. Juli um 9 Uhr fortgesetzt.