„Wer weiß, wie das heißt: falsche Nachrichten im Netz?“ fragt Sozialdezernentin Barbara Akdeniz bei der Begrüßung ins Plenum. „Fake News“, der Begriff ist den...
DARMSTADT. „Wer weiß, wie das heißt: falsche Nachrichten im Netz?“ fragt Sozialdezernentin Barbara Akdeniz bei der Begrüßung ins Plenum. „Fake News“, der Begriff ist den Jugendlichen wohl bekannt. Falschmeldungen, Manipulation, Mobbing, Onlinewerbung, wie gehe ich damit um? Die technischen Entwicklungen schreiten rasant voran. „Deshalb wollen wir als „Digitale Stadt, dass ihr den Umgang damit lernt“, sagt Akdeniz.
Es ist die Zehnte Auflage des Kinder- und Jugendmedienkongresses der Stadt und des Instituts für Medienpädagogik und Kommunikation (MuK Hessen), der vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde. Diesmal sind die siebten Klassen der Viktoriaschule im Prinz-Emil-Schlösschen versammelt, um sich mit Risiken und Möglichkeiten der Digitalisierung am Vormittag auseinanderzusetzen.
Der Geschäftsführer des MuK Hessen, Peter Holnick, erarbeitet zunächst mit allen Jugendlichen einen der zentralen Begriff zum Umgang mit Medien, den der Verantwortung. „Man muss sich gut überlegen, was man preisgeben möchte und was oder wen man beurteilt“. Das Gerät (PC oder Smartphone) ist erst einmal nur ein Apparat, verantwortliche Entscheidungen treffen die Benutzer, ob sie Erwachsene sind oder Jugendliche. Kann ich jedes Bild einfach verwenden (Urheberrecht)? Was mache ich, wenn ich gemobbt werde – lösche ich die Einträge, wen bitte ich um Hilfe? Ein paar Jungs erzählen am Rande der Workshop-Gruppenarbeit, dass sie in Zukunft besser überlegen werden, was sie öffentlich machen und wie wir sie Posts formulieren.
Diese zentrale Botschaft von Holnicks Vortrag, das Sich-Verantwortlich-Fühlen, findet Niederschlag in den anschließenden Workshops. Es geht um „Computerspiele – Hintergründe, Kostenfallen“, um „Smartphone, Soziale Netzwerke und den positiven Umgang damit“, aber auch ganz praktisch um selbstgemachte Kurzfilme „Stop Motion“ oder die Produktion von Comics. In den Comics wurden Themen wie soziale Ausgrenzung von den Jugendlichen erdacht und umgesetzt.
Tameli, Sarah, Sophie und Sukeya geben ihrem Comic den Titel „Der Deal“. Wer beim Tischkicker verliert, muss was Unangenehmes machen. Zwischen den beiden Gewinnerinnen und den Verliererinnen entstehen bald negative Gefühle. Mit eigenen Fotos wurde die Geschichte über eine Bildbearbeitungs-Software mit gestalterischen Mitteln in einen Comic mit Sprechblasen umgesetzt. „Das kannten wir noch nicht und es war echt lustig“, sagen auch Simon und Jonas. In ihrer Geschichte wird ein Außenseiter beim Fußball am Ende mit ins Spiel einbezogen. Selber hängen die Schüler in Sozialen Netzwerken gar nicht so viel rum, „ach, da erfährt man viel zu viel über andere, auf Dauer ist das langweilig“, findet Kilian.
Kreativer Umgang statt nur zu konsumieren
Spaß hat der Kongress wohl allen gemacht. Sie haben gelernt, dass ein kreativer Umgang sehr viel mehr Spaß macht als nur ein konsumierender. „Wichtig bei unserer Arbeit ist, dass wir den Jugendlichen auf Augenhöhe begegnen“, sagt Holnick. Das Bildungssystem sieht in den Schulen das Thema immer noch nicht vor, „um so besser, dass sich Darmstadt, übrigens als einzige Stadt in Hessen, in diesem Umfang dem Thema widmet“.
Von Bettiina Bergstedt