Absolventen des Studiengangs Architektur der TU Darmstadt präsentieren ihre Abschlussarbeiten. Zu sehen sind Modelle für ein College in London und ein Museum in Venedig.
Von Alexandra Welsch
Mitarbeiterin Lokalredaktion Darmstadt
Absolventin Verena Österle erklärt Mareike Sonntag und Funda Urungu (von links) ihr Museumsmodell.
(Foto: Andreas Kelm)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
DARMSTADT - Eine Mischung aus Abschied und Aufbruchsstimmung liegt in der Luft am Freitagabend im Coopsaal des Fachbereichs Architektur an der Technischen Universität. Großflächige Entwurfspläne füllen Stellwände, davor ruhen die Gebäudemodelle studentischer Masterarbeiten. Angehörige von Absolventen und TU tummeln sich interessiert zwischen den Entwürfen, beäugen sie aufmerksam.
Ein Hingucker ist etwa das Gebäude, das Benedikt Thorwarth für ein College in London entworfen hat, Aufgabe im Fachgebiet Entwerfen und nachhaltiges Bauen. Sein Collegehaus ist geprägt von stufig ansteigenden Eckbauten, dadurch wirkt der Komplex erfrischend unklotzig. „Ist mal was anderes“, lobt eine Besucherin, die von einem Nachwuchsexperten dort vorbeigeführt wird. Findet er auch: „Ein sehr schöner Entwurf, ich würde sagen, das ist eine sehr konzeptionelle Arbeit.“
Bauboom sorgt für beste Zukunftsaussichten
Unterdessen posiert Alena Hänsel im kleinen Schwarzen auf der anderen Seite des Raums vor ihrem eigenen Werk, während ihr Vater Bernd stolz ein Foto macht. „Dass die das so weit gebracht haben, die haben ja von null angefangen“, befindet der Bauzeichner beeindruckt mit Blick auf die Entwürfe. „Die sind teils sehr pfiffig gemacht.“
ÖFFNUNGSZEITEN
Die Masterarbeiten können noch bis Freitag, 1. März, täglich zwischen 8 und 20 Uhr besichtigt werden im Gebäude L3/01 des Fachbereichs Architektur an der TU-Lichtwiese, El-Lissitzky-Straße 1. Ausstellungsorte sind die Galerien im 1. Und 2. Stock, der Coopsaal im 2. Stock sowie der kleine Zeichensaal im 1. Stock (Raum 111). (alex)
So beruht der Collegebau seiner Tochter „auf der Idee von Kreislauf in Wegeführung und Nachhaltigkeit“, erläutert die 24 Jahre alte Nachwuchsarchitektin. Die Gebäudemitte prägt ein Atrium, umrandet von spiralförmig nach oben sich windenden Treppen hinauf zu einem „grünen Lerngarten“. Die letzten Wochen, so erzählt Alena, habe sie daran durchgearbeitet. Nun ist es geschafft. Und wie geht es jetzt weiter? „Ich werde wieder zurück nach Mittelhessen gehen und da mein Glück versuchen.“
Beste Zukunftsaussichten werden den insgesamt 95 Absolventen bei der abschließenden Zeugnisverleihung bescheinigt. Und das gilt nicht nur wegen ihrer Arbeiten, wozu neben dem Collegeentwurf als zweite hochbauliche Masterthesis der Entwurf für ein neues Museum für die Sammlung Peggy Guggenheim in Venedig (Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion) gehörte. Und in der städtebaulichen Arbeit sollten die Absolventen des Fachgebiets Entwerfen und Stadtentwicklung Ideen ausarbeiten, wo und wie die vielen Wissenschaftler wohnen sollen, die durch das Beschleunigerzentrum FAIR in Wixhausen nach Darmstadt kommen.
„Sie sind heiß begehrt“, betont Joachim Raab, Vertretungsprofessor für Gebäudelehre, in seinem an die Absolventen gerichteten Festvortrag. Anders als nach Abschluss seines Studiums 2005 seien die Startmöglichkeiten vor dem Hintergrund des Baubooms und Wohnungsbedarfs heute „besser als je zuvor“. Architekturbüros suchten händeringend Nachwuchs, die Zahl der Wettbewerbsverfahren sei spürbar gestiegen, es winke eine gute Bezahlung.
Dass es am Fachbereich weniger rosig zugeht, lässt der Professor nicht unerwähnt. Den seit Jahren schwelenden Disput über unzureichende Mittelzuweisungen und Arbeitsbedingungen bis über die Grenze der Belastbarkeit habe dieser Jahrgang nicht nur zu spüren bekommen, sondern auch durch beeindruckende Protestaktionen kritisiert. Dafür dankte Raab ausdrücklich: „Es hat sich gelohnt, sie haben etwas in Bewegung gesetzt.“
Dass der Abschluss kein Ende sondern den Aufbruch in einen Lebensabschnitt bedeutet, unterstreicht Studiendekan Felix Waechter. Und auch, welch große Verantwortung Architekten bei der Gestaltung von Raum haben. Mit Verweis auf die Angst einiger, darauf nicht ausreichend vorbereitet zu sein, bekräftigt er: „Seien Sie beruhigt, Sie haben die Prinzipien gelernt.“ Und das Bauen könne man nicht studieren sondern lerne es in der Anwendung. „Sie haben den schönsten Beruf gewählt.“