Ein Blick in die Zukunft: Die neue Bahnbrücke in der Rheinstraße in einer Visualisierung der Büros Knight Architects und Schüßler-Plan. Reproduktion: André Hirtz
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DARMSTADT - In zwei Jahren soll im Westen Darmstadts der Neubau der Rheinstraßenbrücke über die Main-Neckar-Bahn beginnen. Die Großbaustelle an einer der Hauptverkehrsachsen der Stadt stellt nicht nur die Planer vor große Herausforderungen. Autofahrer können sich in der auf fünf Jahre angesetzten Bauzeit auf dauerhafte Umleitungen einstellen. Gleichzeitig werden die nicht allzu vielen Anwohner jahrelang den Baulärm ertragen müssen.
Die Kosten für das Projekt veranschlagt der Leiter des städtischen Tiefbauamts, Steffen Landsiedel, mittlerweile auf bis zu 30 Millionen Euro. 2014 war die Stadt in einer Magistratsvorlage noch von der Hälfte, 15,3 Millionen Euro, ausgegangen. Landsiedel machte dafür vor allem die erhebliche Kostensteigerung am Bau verantwortlich.
Über den Stand der Planungen gaben Mitarbeiter der Stadt und der beteiligten Planungsbüros am Dienstagabend bei einer Informationsveranstaltung im Justus-Liebig-Haus Auskunft, zu der rund 50 Bürger gekommen waren. Landsiedel sagte, die 1912 erbaute, täglich von 50 000 Fahrzeugen genutzte Rheinstraßenbrücke sei „in einem sehr kritischen Zustand“, so dass nur der Abriss und ein Neubau in Frage komme. In den vergangenen Jahren seien in die marode Bahnüberführung Millionen Euro investiert worden, um sie noch funktionsfähig zu erhalten. Die Verantwortung für die Brücke war nach einer Gesetzesänderung 1996 von der Bahn an die Stadt übergegangen.
Ein Blick in die Zukunft: Die neue Bahnbrücke in der Rheinstraße in einer Visualisierung der Büros Knight Architects und Schüßler-Plan. Reproduktion: André Hirtz Foto:
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Nach Landsiedels Worten sind die Planungen für den Neubau so weit fortgeschritten, dass in Kürze beim Regierungspräsidium das für ein solches Bauwerk obligatorische Planfeststellungsverfahren beantragt werden soll. Dabei können auch Bürger mögliche Bedenken und Anregungen einbringen.
Die neue Brücke wird mit 43,5 Meter erheblich breiter werden als die alte mit 26,5 Meter. Das schafft Platz für künftig drei Fahrspuren stadtauswärts und eine Linksabbiegerspur von der Rheinstraße in die Straße „Am Kavalleriesand“. Daneben werde die Straßenbahn anders als heute komplett auf einem eigenen erhöhten Gleiskörper in der Fahrbahnmitte fahren, kündigte Christof Mauermann vom Darmstädter Planungsbüro Durth Roos Consulting GmbH an. Insgesamt werde das für einen besseren Verkehrsfluss stadtauswärts sorgen, sagte er.
MARKANTER EINGANG ZUR STADT
„Der Entwurf markiert unaufgeregt, aber wirkungsvoll den Stadteingang“: Mit diesem Kernsatz hatte die Jury des Realisierungswettbewerbs für die Rheinstraßenbrücke über die Main-Neckar-Bahn im Jahr 2015 ihre einstimmige Entscheidung für die Arbeit der Bürogemeinschaft Knight Architects (London) und Schüßler-Plan (Frankfurt) begründet. Das Stadtparlament hatte diese Entscheidung 2016 gebilligt und dem Neubau zugestimmt.
Die Brücke wird vier Pfeiler haben, die gestalterisch und konstruktiv mit zweimal vier Masten verbunden sind. Diese säumen den Rand des Bauwerks. „Konsequent wird in diesem Entwurf auf gestalterisch und konstruktiv laute Attitüde verzichtet“, hieß es damals in der Magistratsvorlage. (jon/db)
Realisierung erfolgt in vier Bauphasen
Für Fußgänger und Radfahrer wird es beidseits getrennte Wege geben. Die Vorfahrt-Möglichkeit am Hotel Maritim soll von der Rheinstraße auf die Ostseite des Gebäudes in die Straße „Am Hauptbahnhof“ verlegt werden.
Die Oberleitung der Bahn wird nicht mehr an der von der Bürogemeinschaft Knight Architects (London) und Schüßler-Plan (Frankfurt) entworfenen neuen Brücke, sondern separat befestigt. Berücksichtigt ist zudem, dass möglicherweise noch eine ICE-Trasse unter der Überführung verlaufen wird.
Die Brücke soll nach Mauermanns Worten in vier Bauphasen verwirklicht werden. Nach der Errichtung einer provisorischen Überführung für Fußgänger und Radfahrer soll etwas nördlich der heutigen Brücke der erste Brückenabschnitt gebaut werden. Dann kommt das südliche Bauteil, gefolgt vom mittleren, den Abschluss bildet der Umbau der Straßen und Anlagen im Vorfeld der Brücke.
Zu den logistischen Herausforderungen zählte Mauermann zufolge die Klärung der Frage, „wie kann man hier eine neue Brücke bauen, ohne dass der Verkehr in Darmstadt komplett zusammenbricht“. Um das zu verhindern, soll ab der zweiten Bauphase ein dreispuriger Einbahnstraßen-Ring stadteinwärts eingerichtet werden – via Am Kavalleriesand, die bis dahin neu gebaute Stirnwegbrücke, Haardtring und Berliner Allee bis zur Rheinstraße. Stadtauswärts wird der Verkehr die meiste Zeit weiterhin auf wechselnden Spuren auf der alten und neuen Rheinstraßenbrücke rollen. Auch die Straßenbahnen werden weiter fahren. Vollsperrungen soll es nur kurzzeitig an Wochenenden geben, dann wird der Verkehr über den Dornheimer Weg umgeleitet. Arnold Thielen von Durth Roos Consulting versprach, dass der Verkehr auf der dreispurigen Umleitung besser fließen werde als auf den heutigen Umfahrungen der Baustellen Hilpertstraßen- und Stirnweg-Brücke.