Aus für Gewerbeflächen in Darmstadts Norden beschlossen

Die Einstellung der vorbereitenden Untersuchungen im Norden Darmstadts in Wixhausen-Ost und Arheilgen-West nimmt ihren parlamentarischen Weg.

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DARMSTADT. Das angekündigte Ende der vorbereitenden Untersuchungen für Gewerbegebiete in Wixhausen-Ost und Arheilgen-West ist nun auch formal auf dem Weg. Am Mittwoch hat der Magistrat in seiner Sitzung die Einstellung beschlossen. Damit steht dem Beschluss im Stadtparlament im Dezember nichts mehr im Weg.

Anfang September hatten Oberbürgermeister Jochen Partsch und Planungs- und Klimadezernent Michael Kolmer (beide Grüne) bei einer Pressekonferenz mitgeteilt, dass die Verwaltung beschlossen hat, die Voruntersuchungen sofort zu beenden.

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Schon bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im Juli war angeklungen, dass die geplante Erweiterung im Norden der Stadt, die eigentlich vor allem das neue Straßenbahn- und Busdepot von Heag-Mobilo hätte aufnehmen sollen, mit den erklärten Klimazielen nicht zu vereinbaren ist. Die Untersuchungsfläche umfasste in Wixhausen rund 100 Hektar Ackerland und den einzigen Ort im Stadtgebiet, in dem der Flurabstand zum Grundwasser seither so gering war, dass sich der Oberflächenbewuchs daran bedienen konnte.

Kein neues Gewerbegebiet seit zehn Jahren

In diesem Dürresommer sind indes auch die Bäche im Norden ausgetrocknet. Darmstadt ist eine Großstadt ohne Fluss – das nicht vorhandene Wasser trägt neben der Lage an der Oberrheinischen Tiefebene dazu bei, dass Darmstadt eine der heißesten Städte Deutschlands ist. Die Pläne gegen weitere großflächige Versiegelung trafen daher schon früh auf Widerstand nicht nur bei den Bauern, sondern auch in der Bevölkerung.

Die Gegner hatten gemutmaßt, dass das Gewerbegebiet beschlossene Sache sei und die Untersuchung nur ein Feigenblatt. Dem trat die Stadt immer wieder entgegen – und auch jetzt betont OB Partsch, „ich bin der Auffassung, dass die sorgsame und abwägende Überprüfung von Planungserfordernissen hier der konkurrierenden Ziele von Klimaschutz, Gewerbeflächen und Infrastrukturentwicklung auf einer kontroversen, aber immer an der Sache orientierten Diskussion geführt werden muss“. Das sei in den Planungsbegleitforen mit den beteiligten Ämtern, Verbänden, Bürgerinnen und Bürgern sowie Betroffenen gelungen.

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Stadt will auf Flächenrecycling setzen

Allerdings wurde er in den vergangenen anderthalb Jahren auch nicht müde zu betonen, dass in zehn Jahren in Darmstadt von den Konversionsflächen abgesehen kein einziges neues Gewerbegebiet entstanden sei und die Stadt die Nachfrage ortsansässiger Unternehmen und Firmen von außerhalb nicht bedienen könne. In der Mitteilung sagt Partsch, „wir sind jetzt aber weiter gefordert, Untersuchungen für Infrastruktur, Wohnraummobilisierung und Gewerbeentwicklung vorzunehmen.“ Wenn Darmstadt eine ökologische, soziale und dynamische Stadt bleiben wolle, „brauchen wir Stadtentwicklung statt Stadtverhinderung“.

Auch Dezernent Kolmer betont erneut, dass das Verfahren ergebnisoffen geführt worden sei. „Die Beendigung der vorbereitenden Untersuchungen war nach den vorliegenden Erkenntnissen aus den Umweltgutachten zu den Themen Gewerbeflächenbedarf und -potenzial, Klima, Boden und Artenschutz notwendig“, sagt er. Nun will die Stadt auf Flächenrecycling, die Aufwertung bestehender Gewerbegebiete und die Schaffung funktionsgemischter Quartiere setzen. Die Gutachten hätten wichtige Erkenntnisse über den Darmstädter Norden hinaus auch zum Teil sogar für die Gesamtstadt geliefert, sagt Kolmer. Sie könnten weiterverwendet werden.