Apotheken in Darmstadt streiken am Mittwoch

„Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker“ - hat dieser Spruch bald ausgedient?
© Monika Skolimowska/dpa

Wer am 14. Juni dringend Medikamente braucht, wird trotzdem versorgt. Darmstadts Apotheker haben einen Notdienst eingerichtet.

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Darmstadt. Am Mittwoch, 14. Juni, bleiben viele Apotheken in Darmstadt zu. Die Proteste richten sich unter anderem gegen die überbordende Bürokratie und die jahrelange Unterfinanzierung. In Wiesbaden ist um 12 Uhr eine Kundgebung geplant.

Das sind die Gründe, warum die Apotheker auf die Straße gehen

„Ein Arzneimittel ist für die meisten Menschen relevanter als eine Bus- oder Bahnfahrt“, sagt Thomas Wickop von der Einhorn-Apotheke in Darmstadt. Er und seine Kollegen informierten die Kunden deshalb schon seit Tagen über die Schließung und auch über die Gründe. „Wir streiken nicht gerne, wir wollen helfen, deswegen haben wir ja auch das studiert, was wir studiert haben“, erklärt der Apotheker. Doch so könne es nicht mehr weitergehen: Jedes Jahr müssten bundesweit immer mehr Apotheken schließen. Das Honorar sei seit 2013 konstant geblieben – und nun drohten auch noch Kürzungen.

Die Entwicklung treibt mir Sorgenfalten in die Stirn

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Thomas Wickop Inhaber der Einhorn-Apotheke in Darmstadt

„In Zeiten von 10 Prozent Inflation empfinde ich es zumindest als grotesk, dass wir dieses Jahr nicht nur relativ, sondern auch absolut weniger Honorar erhalten sollen.“ Der Anteil an den Ausgaben für Apotheken der gesetzlichen Krankenkassen schrumpfe seit Jahren kontinuierlich und liege heute weit unter den Verwaltungskosten der Krankenkassen. 2001 habe der Anteil der Ausgaben für Apotheken 3 Prozent der GKV-Gesamtausgaben betragen, 2010 seien es nur noch 2,5 Prozent gewesen.

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„Die Entwicklung treibt mir zumindest Sorgenfalten in die Stirn“, so Wickop. Er findet, dass sich die Politik mehr um Apotheken, aber auch um Arztpraxen und Krankenhäuser kümmern sollte.  „Eigentlich würde ich meinen, sind alarmierende Zeichen schon länger sichtbar, bislang findet hier jedoch kein Sinneswandel statt“.

Die Apotheker erhoffen sich von den Protesten, endlich Gehör zu finden. Dazu Wickop: „Ich denke, wenn sich in Darmstadt und Umgebung mehr als 50 selbstständige Inhaberinnen und Inhaber mit gegenteiligen Interessen gemeinsam äußern und eigene finanzielle Verluste an diesem Tag in Kauf nehmen, dann hat das eine Aussagekraft, die für sich spricht“.

Zwei Apotheken übernehmen am Mittwoch den Notdienst

Sein Tipp mit Blick auf Mittwoch: Sich die Arzneimittel möglichst schon vorab zu besorgen. „Damit wir uns im Notbetrieb um die akuten Notfälle kümmern können“.