Das Konsultationsverfahren zur Erörterung einer möglichen Verlagerung der umstrittenen Flugroute "Amtix kurz" über Darmstadts Norden beginnt im Juni. Das teilte die...
DARMSTADT. Das Konsultationsverfahren zur Erörterung einer möglichen Verlagerung der umstrittenen Flugroute "Amtix kurz" über Darmstadts Norden beginnt im Juni. Das teilte die Fluglärmkommission (FLK) mit. Danach hat die Kommission in ihrer Sitzung am Mittwoch mit der Mehrheit der Mitglieder das zweite Maßnahmenpaket Aktiver Schallschutz und einen überarbeiteten Vorschlag zum Konsultationsverfahren beschlossen.
Das Gremium hatte im Februar überraschend das Schallschutz-Paket und damit auch das erstmals geplante Konsultationsverfahren gestoppt, nachdem Vertreter von Kommunen Kritik an dessen Konzept geübt hatten. Die mögliche Verschiebung der Flugroute nach Norden ist Teil des Pakets zur Reduzierung des Fluglärms in der Rhein-Main-Region. Das Forum Flughafen und Region (FFR), unter dessen Dach der Dialog zwischen dem Flughafen-Betreiber Fraport und der Region geführt wird, hatte dem Paket schon im Februar zugestimmt. Eine Verlagerung in einen Korridor zwischen Wixhausen und Erzhausen würde die Menschen in Arheilgen und Kranichstein von Fluglärm entlasten. Dagegen würden die Bürger im Norden Wixhausens und in Erzhausen stärker belastet.
Der FLK-Vorsitzende Thomas Jühe erklärte, es sei eine langjährige Forderung der Kommission, die Öffentlichkeit stärker in die Planung von Flugroutenänderungen einzubeziehen. Die Positionen der betroffenen Kommunen "werden in unsere Entscheidungsfindung einfließen", kündigte er an. FFR-Vorstandsmitglied Professor Johann-Dietrich Wörner zeigte sich erfreut, dass das Konsultationsverfahren, bei dem Bürger und Vertreter der betroffenen Kommunen zu Wort kommen sollen, im Juni starten kann. Die Erörterung solle in erster Linie Transparenz herstellen, sagte er. "Wir wollen, dass die Menschen nachvollziehen können, warum wir diese Maßnahme empfehlen und wir wollen herausfinden, ob es Aspekte aus der Bevölkerung gibt, die wir noch nicht berücksichtigt haben." Die FLK und das FFR würden danach entscheiden, ob sie einem von einem Monitoring (Überwachung) begleiteten Probebetrieb für die Verlegung der Flugroute empfehlen. Der Konsultationsbericht werde Teil der Beurteilungsgrundlagen für diese Entscheidung sein.
Bürger und Politiker tagen unabhängig
Auch Darmstadts Umweltdezernentin Barbara Akdeniz (Grüne) begrüßte den Beschluss der Kommission. Da es sich bei der möglichen Verlagerung der Flugroute um eine sehr kontrovers diskutierte Maßnahme handele, sei es "richtig, sich im nun erstmals angewendeten Konsultationsverfahren die Auswirkungen einer verlagerten Flugroute im Detail anzuschauen, um eine fundierte Bewertung abgeben zu können".
Die Konsultation soll im Juni mit drei Informationsveranstaltungen in Darmstadt, Erzhausen und Weiterstadt beginnen. Dort sollen die Routenverlagerung und die künftige Lärmbelastung detailliert vorgestellt werden. Zuvor soll bereits in diesem Monat die Internetseite (www.konsultation.aktiver-schallschutz.de) zu dem Verfahren online gehen. Dort können sich Bürger dem FLK zufolge nicht nur informieren, sondern auch Fragen stellen und Kommentare abgeben.
Ab August sollen dann in einem weiteren Schritt in zwei Gruppen Bürger und politische Vertreter aus den betroffenen Kommunen tagen. Nach dem überarbeiteten Konzept werden der per Zufall ausgewählten Bürgergruppe Menschen aus den nördlichen Darmstädter Stadtteilen sowie aus Erzhausen, Mörfelden-Walldorf und Weiterstadt angehören. Die Auswahl der Bürger wird ein "Neutralitätsbeirat" kontrollieren. Die Bürgergruppe soll unabhängig von der Politikergruppe zusammenkommen. Beide sollen über die Untersuchungergebnisse und Hintergründe der geplanten Routenverlagerung informiert werden und ihre Meinungen und mögliche Alternativvorschläge einbringen können.
Von Joachim Nieswandt