Rund 80 Jugendliche der weiterführenden Schulen Darmstadts kamen am Donnerstagvormittag in die Oetinger Villa, um sich mit Themen zu befassen, die im Lehrplan keinen Platz finden.
DARMSTADT. Nachhaltigkeit und Queerfeminismus statt Wahrscheinlichkeitsrechnung und Goethe. Beim Alternativen Bildungstag entscheiden die Schülerinnen und Schüler selbst, was sie lernen wollen.
Rund 80 Jugendliche der weiterführenden Schulen Darmstadts kamen am Donnerstagvormittag in die Oetinger Villa, um sich mit Themen zu befassen, die im Lehrplan keinen Platz finden. Der Stadtschüler/innenrat Darmstadt, die Vertretung der Darmstädter Schülerinnen und Schüler, veranstaltete den Tag zum dritten Mal.
„Anfang des Jahres haben wir gesammelt, welche Themen uns interessieren und dann entsprechende Referenten eingeladen“, sagte Stadtschulsprecher Tim Strüber.
Edda vom LGG war begeistert von der Veranstaltung: „Im Unterricht können wir uns selten mit aktuellen Themen befassen“, sagte sie. Sie ist der Meinung, dass Schule nicht nur „rationale Sachen“ lehren sollte, sondern den jungen Leuten Raum zur Diskussion geben müsse.
Sophie, Schülerin auf der Viktoriaschule und Mitorganisatorin, sieht das ähnlich. Dementsprechend sei das Ziel des Bildungstags, schulische Strukturen aufzuheben und zwangloses Lernen zu fördern. Im klassischen Unterricht seien Schülerinnen und Schüler oft dem Notendruck ausgesetzt und die hierarchischen Strukturen würden zu einem angespannten Lernklima führen. In den einst hochherrschaftlichen Räumen der Oetinger Villa sollte am Donnerstag der Spaß am Lernen im Mittelpunkt stehen. Die Jugendlichen würden miteinander und voneinander lernen, sagte sie.
Jörg Bergstedt ist Umweltaktivist in Gießen. Sein Workshop hieß Verkehrswende. In seiner Heimatstadt ergreift er die Initiative, indem er sich für eine radikale Verkehrswende ausspricht. In Gießen sei die Neustrukturierung des öffentlichen Personennahverkehrs und der Ausbau von Fahrradstraßen deshalb zum zentralen Thema geworden, sagte Bergstedt. Er ist sicher, dass das auch in Darmstadt möglich sei. Also wird diskutiert: „Wie können wir hier in Darmstadt vorgehen?“ Die Jugendlichen sitzen im Kreis und sammeln Ideen.
Während sie Pläne schmiedeten und Kontakte knüpften, knabberten sie an sogenanntem geretteten Broten, die vom Foodsharing-Workshop zubereitet wurden. Es handelt sich um Lebensmittel, die im Supermarkt übrig geblieben und aussortiert worden sind.
Am Ende der Veranstaltung war der Stadtschüler/innenrat zufrieden. Alle hätten sich wohlgefühlt und hätten einen Mehrwert aus der Veranstaltung gezogen, bilanzierte Sophie von der Viktoriaschule.
Das konnte Schülerin Rosa von der Eleonorenschule nur bestätigen. Sie hatte den Soziologieworkshop besucht und will jetzt womöglich Soziologie studieren. Außerdem sucht sie ab sofort Leute, die mit ihr die Verkehrswende in Darmstadt vorantreiben wollen. „Ich glaube“, sagte sie, „wir können wirklich was erreichen.“