Als „Expertin für Anziehungskraft“ verhilft die Darmstädterin Kerstin Zimmer Frauen zu mehr Stilsicherheit
Von Petra Neumann-Prystaj
Ein Garderoben-Check ist für Kerstin Zimmer Voraussetzung, modisch den eigenen Weg zu finden. Foto: Andreas Kelm
( Foto: Andreas Kelm)
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DARMSTADT - Schwungvoll öffnet Kerstin Zimmer die Glastür des Cafés. Zum Interview erscheint die Farb- und Stilberaterin in einem Mantel, der unübersehbar rot ist. Darunter trägt sie ein schlicht geschnittenes, pinkfarbenes Kleid zu schwarzen, kniehohen Stiefeln. Ihre bunte Hängetasche aus geblümten Stoffresten ist ein Einzelstück „made by myself“. Alle Teile unterstreichen das lebhafte Temperament der „Expertin für Anziehungskraft“, wie sie sich nennt.
Mode soll das Positive eines Menschen zum Vorschein bringen, sagt sie. Mode soll schön machen, das Selbstbewusstsein stärken und die Ausstrahlung verbessern. Doch nicht alle Frauen wissen, was ihnen steht oder haben den Mut zum Experimentieren.
Den Kleiderschrank zweimal im Jahr räumen
Was ist in ihnen drin, was raus möchte? Mit einem GarderobenCheck hilft sie ihnen, im Modedschungel ihren eigenen Weg und ihre persönliche Farbenpalette zu finden. Wer eine besondere Garderobe für eine Hochzeitsfeier, einen runden Geburtstag oder eine Prüfung sucht, engagiert sie als Einkaufsbegleiterin.
VHS-KURS
In der Volkshochschule Darmstadt bietet Kerstin Zimmer am Sonntag, 11. März, den Kurs „Glück aus dem Kleiderschrank“ an. Information: vhs@darm stadt.de, www.kleideglueck.de. (pep)
Die erste Voraussetzung, um modisch gut in den Tag zu starten, sei Ordnung im Kleiderschrank, betont die Stilberaterin. Dabei geht sie so strukturiert vor wie in ihrer Küche, wo die Lieblingstassen in Griffnähe stehen, aber das Geschirr für besondere Anlässe weiter oben aufbewahrt wird. Zweimal im Jahr räumt Kerstin Zimmer ihren Kleiderschrank komplett aus und prüft mit kritischem Blick vor dem Spiegel, welche Kleider sie ausmustern sollte und welche Teile sie mit anderem Zubehör neu kombinieren kann.
Die etwa dreistündige Sichtung kommt ihr wie eine Zeitreise vor, bei der sie noch einmal nachvollzieht, was sie wo und zu welchem Anlass gekauft oder getragen hat. Der Clou bei ihrem Garderobencheck ist, dass sie sich in verschiedenen Kombinationen mit passenden Tüchern und Schmuck selbst im Spiegel fotografiert. Die farbig ausgedruckten Fotos befestigt sie anschließend an der Innenseite ihres Kleiderschranks. So kann sie morgens mit einem Blick auf diese Aufnahmen entscheiden, welche Aufmachung ihrer aktuellen Stimmung und den Anforderungen des Tages entspricht.
Schon in jungen Jahren stellte die Sozialpädagogin fest, dass sie ein untrügliches Auge für Modisches hat. „Ich war schon immer die Freundin, die man zum Shoppen mitnimmt“. Nach einer Zusatzausbildung in Farb- und Stilberatung zog sie 2005 aus Bremen nach Darmstadt. Im Landkreis bietet die Schulsozialpädagogin seitdem Berufswegebegleit-Workshops für Haupt- und Realschüler an, bringt ihnen „Ordnung in Kopf und Tasche“ bei und berät sie bei der Garderobenwahl vor einem Bewerbungsgespräch. Seit einigen Jahren leitet sie Volkhochschulkurse für modisch unsichere Frauen zwischen 20 und 70 Jahren.
Zur Besprechung bringt jede Teilnehmerin einen Koffer voller Anziehsachen mit, an denen sie irgendetwas auszusetzen hat. Kerstin Zimmer ermuntert sie, ihre „Biografie des Kleidens“ zu erzählen und die ungeliebten Teile vorzuführen. Durch inspirierende Fragen sollen die Frauen sich selbst auf die Spur kommen. Sie lernen, wie sie die Wirkung der Kleidung mit passenden Accessoires verstärken können. Damit eine markante Brille wirken kann, müssen zum Beispiel Haare, Kragen und Schmuck auf sie abgestimmt werden.
„Mein Ziel ist es, dass die Frauen großzügiger zu sich selbst sind und das morgendliche Anziehen lustvoller abläuft“, erklärt Zimmer. Mode sei zwar schnelllebig, aber man müsse dem jeweils neuesten Trend nicht hinterherlaufen. Der Trick besteht darin, weniger zu haben und damit immer wieder neue Kombinationen zusammenzustellen. Ihren Lieblingsstücken hält sie lange die Treue. Die kniehohen Stiefel, die sie im Café trägt, hat sie bereits vor zwölf Jahren erworben.