Der Koreanische Verein im Bezirk Darmstadt verschafft sich mit einer traditionellen Trommeldarbietung Gehör. Foto: Andreas Kelm
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DARMSTADT - Schon von Weitem ist perlende Klaviermusik zu hören: „We Are the World“ (Wir sind die Welt). Könnte es beim Rundgang über das Internationale Bürgerfest auf dem Luisenplatz eine passendere Ouvertüre geben? Dass der niederländische Pianist Marcel Kuipers gar nicht zu den angemeldeten Mitwirkenden gehört, tut dabei nichts zur Sache.
Das Bürgerfest ist ein Spiegel der politischen Lage. Diesmal stand es unter dem Motto „Europa leben und gestalten“. Allerdings stammte ein großer Teil der Akteure aus Afrika oder Asien, und es wurde oft das Thema Asyl angesprochen. Nur zwei von Darmstadts 16 Partnerstädten – nämlich Ushgorod (Ukraine) und Freiberg (Sachsen) – waren vertreten.
An den 40 Ständen präsentierten sich hauptsächlich Migranten-Selbstorganisationen, von denen es in Darmstadt, einer Stadt mit Einwohnern aus 150 Ländern, rund 120 gibt. Etwa 30 von ihnen sind Studierenden-Vereine. Die 2011 gegründete Interessengemeinschaft der Migranten-Selbstorganisationen wird vom interkulturellen Amt der Stadt unterstützt.
An fast jedem Stand konnte man sich an warmen Speisen oder hausgemachten Kuchen satt essen. Da gab es Teigrollen mit Spinat und Käse, gefüllte Weinblätter, Kokospfannkuchen, gebratene Nudeln, Couscous und Baklava, aber auch Käsekuchen und Waffeln.
Neuigkeiten an den Ständen
Wer mit den Frauen an den Ständen ins Gespräch kam – die meisten trugen Kopftuch und sprachen hervorragend Deutsch –, erfuhr einiges über Selbsthilfe-Projekte in Darmstadt. Etwa dass eine Bildungsakademie mit türkischem Namen Nachhilfe und Sprachkurse anbietet, oder dass Musliminnen im Donnersbergring 42 ein Café betreiben, das donnerstags von 14 bis 18 Uhr auch Nichtmitgliedern offensteht.
„Uns gibt es schon seit 1994“, erklärt Samia Halem, Vorsitzende des Vereins Iman Bildungs- und Freizeitzentrum muslimischer Frauen. „Wir haben mal als Mädchentreff begonnen“. Die meisten der rund 130 Mitglieder sind in Deutschland aufgewachsen. Die Spendenbüchsen am Iman-Stand trugen die Aufschrift „Syrien“. Ein junger Mann reichte einen 20-Euro-Schein über die Theke, den Dalal Alwan dankbar annahm. Sie stammt aus Aleppo und verkauft seit sieben Jahren selbst gemachte oder gespendete Speisen zugunsten ihres Heimatlands. „Die Leute kennen mich und vertrauen mir“.
Gerührt erzählte sie von einer Frau über 80, die ihr mit den Worten „Ich habe nicht viel Geld, aber die anderen noch weniger“ einen 50-Euro-Schein in die Hand drückte. Dalal Alwan kann nicht anders, sie muss ihren Landsleuten helfen. „Ich mache es von Herzen.“
Fünfmal war Karin Miers in Indien, reiste allein oder mit Freunden und hat sich dort stets sicher gefühlt. Beim Bürgerfest vertrat sie die 1953 gegründete Deutsch-Indische Gesellschaft. An ihrem Stand konnte man seinen Namen in einer indischen Schrift schreiben lassen oder Postkarten kaufen – mit getrockneten Blättern eines glücksbringenden Buddha-Baums verziert.
Nebenan sammelten Somalierinnen Geld für ein Bildungsprojekt und bedankten sich mit Tatoos. Auf der Musikbühne wurde getanzt und gesungen. Jubelschreie ertönten, als eine eritreische Gruppe einen Hochzeitstanz aufführte. Afrikanerinnen mit bunten Kopftüchern drängten sich nach vorne, hingerissen von der Musik, und zückten begeistert ihre Handys.
„Schön, dass ich Sie auch mal kennenlerne“. Dies hörte Imke Jung-Kroh am Stand des Büros der Bürgerbeauftragten immer wieder. Worüber haben sich die meisten Menschen geärgert? „Über die Fällung des Baums in der Wilhelminenstraße – und über die Fahrradwege“.