DARMSTADT - Mit Laborbrille und Lupe ausgestattet schauen 20 Kinder zu, wie das Licht einer Glühbirne in einem Wasser-Kubus aufgespaltet wird. „Schau mal, da ist der Regenbogen“, wird im Merck Science Camp gleich in mehreren Zweier-Teams ausgerufen. Im Wintergarten des Justus-Liebig-Hauses herrscht bald Chaos auf den Tischen der acht- bis zwölfjährigen Jungforscher, als sie Puddingpulver zum Leuchten bringen.
Puddingpulver im Reagenzglas
„Wir können hier natürlich nicht mit Flüssigkristallen arbeiten“, sagt Marion Wagener, die den dreistündigen Workshop leitet. Doch die Experimente zur Sichtbarmachung von Farbstoffen im Vanillepudding-Wasser-Gemisch mit UV-Lampen erinnert an die Arbeitsthematik vom Chemieunternehmen Merck. „Uns ist wichtig, dass die Kinder selbstständig arbeiten und vor allem Dinge selbst ausprobieren können“, erklärt die 43-Jährige den Fokus der Science Camps, die von two4science ausgerichtet werden. Unternehmen wie Merck oder Evonik finanzieren die außerschulischen Experimentierprogramme, um junge Forscher zu fördern.
Aus der Vanillepulver-Flüssigkeit, die die Kinder mit Calciumlösung mischen und Alginat dazu träufeln, werden kleine Würmchen und Perlen. Marion Wagener läuft zwischen den Tischen hin und her, beantwortet Fragen und teilt ihre Begeisterung, als im UV-Licht die durchscheinenden Alginatperlen sichtbar werden. „An sich könnte man die Würmchen essen, denn das Experiment stammt aus der Molekularküche“, erklärt die Chemikerin. Zur Sicherheit der Kinder wird das Experiment aber auf rein chemischer Ebene vermittelt.
Obwohl Frank beim Filtern noch Probleme hat und mit seiner Laborpartnerin das Experiment wiederholen muss, ist der Achtjährige mit Freude dabei: „Die Experimente hier zu machen, das ist viel besser, als sich zuhause mit Google alles zusammensuchen zu müssen“. Die Experimente seien interessant und es werde gut erklärt, wozu sie noch nützlich sein können. Emma gibt derweil pinke UV-Farbe in ihr Reagenzglas. Während im Science Camp die Experimente mit vielen chemischen Reaktionen zu tun haben, hat sie in ihrer Schule bisher eher Wasserflöhe gesammelt und beobachtet. „Ich bin gerne draußen, und wenn ich groß bin will ich Lehrerin für Naturwissenschaften werden“, so die Elfjährige.
Für die Workshops hat Wagener alle Experimente selbst konzipiert. Da wird auch mal der Saft aus einem Kastanienast zu glibberigen Perlen verfestigt. „Die Experimente sollen zu allererst spannend sein und machbar für die Kinder“. Zudem lernen sie mehr über die Hintergründe der Experimente und der Laborarbeit. „Das müssen wir in der Schule auch mal machen“ hört man von einem Tisch und Wagener freut sich: „Wenn die Kinder das sagen, dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe“.