45 bunte Zugnummern zuckelen am Sonntag beim Festumzug durch die Straßen des Watzeviertels
Von Miriam Gartlgruber
Rustikalen Charme verbreiten die Gäste aus der Heimstättensiedlung während des Kerbeumzugs im Watzeviertel am Sonntagnachmittag. Foto: Dagmar Mendel
( Foto: Dagmar Mendel)
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MARTINSVIERTEL - Spannung liegt in der Luft am Sonntagmittag im Martinsviertel. Von fern hört man leise Fanfaren, Bässe und gedämpfte Partymusik. „Da ist was im Anmarsch“, kommentiert einer aus der Menge. Viele Schaulustige säumen die Arheilger Straße Richtung Rhönring und die Barkhausstraße: Kinder, Eltern, viele Anwohner und auch einige Hunde sind dabei, um den großen Festzug der 67. Martinskerb zu sehen.
Tüten und Taschen haben die Zuschauer dabei, denn auf einer Kerb, das weiß doch jeder, „gibt’s ganz viele Süßigkeiten“. Diese Information verbreitet zumindest ein kleiner Junge, der eifrig erzählt, er wisse das, denn er sei schon oft auf solchen Umzügen gewesen. Ein echter Kerb-Profi – das kann nicht jeder von sich behaupten.
Vom Meßplatz rollt der Zug quer durchs Quartier
Langsam erscheint der Festzug auf der Straße. Gestartet ist er am Kreisel am unteren Ende der Arheilger Straße, nahe dem Meßplatz. Der Autoverkehr wird durch Helfer in gelben Westen angehalten, die Wagen müssen stehenbleiben, bis die lange Kolonne vorbei marschiert ist.
Die schiebt sich Zugnummer um Zugnummer weiter Richtung Stadt, Schritt für Schritt wird dabei der akustische Mix aus Musik, Trommeln, Lachen und Johlen lauter. Die Kinder auf den Bürgersteigen springen aufgeregt hin und her, den Blick konzentriert auf die Straße gerichtet, um nur ja den Bonbonregen nicht zu verpassen. Eine Roßdörfer Blasmusikgruppe zieht vorbei, gefolgt von Kerbvadder Sascha Herbert und Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne); dahinter kommen sie endlich angeflogen: die ersten Süßigkeiten.
Mit vollen Händen werfen die Mitglieder des Bezirksvereins Martinsviertel sie in die Menge: Gummibärchen, Popcorn und bunte Bonbons. Und ehe man sich’s versieht, ist die Straße auch schon wieder sauber – leer gesammelt von zahlreichen Kinderhänden.
Für die Eltern gibt es derweil ein frisch gezapftes Bier vom Oldtimer der Darmstädter Brauerei. Der flotte Marsch des Musikzugs Darmstadt bringt passend dazu Stimmung in die Menge, es wird gehüpft, geklatscht und mit den Knien gewippt. Flöten, Trompeten und sogar ein Keyboard sind dabei im Einsatz. Manch ein Zuschauer würde am liebsten gleich hinterherziehen, im Rhythmus tanzend bis zum Riegerplatz.
Hier, auf dem zentralen Platz des diesjährigen Festwochenendes, trifft sich der Festzug am Schluss, „das wird gegen 16.30 Uhr sein“, schätzt Zugleiter Michael Deitrich vom veranstaltenden Bezirksverein Martinsviertel.
Seit 1951 gehöre der Umzug mit zur Kerb, „der war von Anfang an dabei“. Und er ist es heute noch: Mit rund 45 Nummern zieht er durch die Barkhaus-, die Liebfrauen-, und die Heinheimerstraße zum Riegerplatz. Hier werden den Teilnehmern dann die Zugmedaillen verliehen und einige der Kapellen spielen.
Mittelalterliche Gewänder und Storchenkostüme
Doch noch ist es nicht soweit, noch geht es im Gänsemarsch durch die Stadt: Neben Bonbons, werden Mohrrüben, Äpfel und sogar Gläser verteilt, es gibt weiße Störche in flauschigen Kostümen und Kirchenmitglieder in mittelalterlichen Gewändern zu sehen, Rock und Discomusik auf die Ohren und von oben: immer wieder Süßigkeiten.
Den Leuten am Straßenrand gefällt’s. Sie machen Handy-Videos, johlen und lachen. „Super“ findet das ein Zuschauer aus einer Gruppe strahlender Jugendlicher. Für den Festumzug der Martinskerb gibt es von ihnen „ganz klar einen Daumen nach oben“.