17-Jährige außer Lebensgefahr / Verdächtiger ist Afghane /...

In der Schepp Allee im Verlagsviertel hat am 22. Dezember ein 16-jähriger Tatverdächtiger mindestens zehnmal auf seine deutsche Ex-Freundin eingestochen. Foto: André Hirtz

Es war zwei Tage vor Heiligabend, als ein 17-jähriges Mädchen in der Schepp Allee gegen 20.45 Uhr Opfer einer Messerattacke wurde. Der mutmaßliche Täter ist ihr Ex-Freund,...

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DARMSTADT. Es war zwei Tage vor Heiligabend, als ein 17-jähriges Mädchen in der Schepp Allee gegen 20.45 Uhr Opfer einer Messerattacke wurde. Der mutmaßliche Täter ist ihr Ex-Freund, ein 16-jähriger Flüchtling aus Afghanistan. Nach Angaben der Darmstädter Staatsanwaltschaft soll der junge Mann mindesten zehnmal mit einem Springmesser auf den Oberkörper des Mädchens eingestochen haben.

Zeugen hörten die Schreie der Jugendlichen und alarmierten Polizei und Rettungswagen - keine Sekunde zu früh. Denn das 17-jährige Opfer kämpfte angesichts der schweren Verletzungen um das Leben. Mittlerweile ist die Jugendliche außer Lebensgefahr. Sie konnte aber bislang noch nicht zu der Tat vernommen werden.

Der Verdächtige lebt in einer Wohngruppe

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Der Tatverdächtige, der als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland kam und in einer Wohngruppe in Darmstadt lebt, wurde kurz nach der Tat festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Staatsanwältin Barbara Homm geht nicht davon aus, dass der mutmaßliche Täter vor der Anklageerhebung auf freien Fuß kommt. Die Tat wiegt zu schwer, und die Fluchtgefahr scheint hoch. Die Tatwaffe, die nicht beim Tatverdächtigen gefunden wurde, konnte die Polizei mithilfe von Metalldetektoren im Umkreis des Tatorts sicherstellen.

Der Fall ähnelt erschreckend dem Fall aus dem südpfälzischen Kandel, der sich wenige Tage später, am 27. Dezember, abspielte. Mit dem traurigen Unterschied, dass das 15-jährige Mädchen aus Kandel die Messerstiche nicht überlebte. Auch hier wird als Täter der 15-jährige Ex-Freund verdächtigt, der ebenfalls aus Afghanistan stammt. Das Mädchen und deren Vater hatten im Vorfeld Anzeige unter anderem wegen Bedrohung, Nötigung und Beleidigung erstattet. Zur Vorgeschichte und zum vermeintlichen Motiv der Messerattacke in Darmstadt kann die für die Ermittlungen zuständige Staatsanwaltschaft noch nichts sagen. Eine weitere Parallele zum Fall in Kandel: Auch in Darmstadt gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass das tatsächliche Alter des Täters höher ist. Nach dem Wunsch der Staatsanwaltschaft soll das nun ein Gutachten klären. Das muss aber ein Richter entscheiden.

Da sich das hessische Innenministerium weigert, Zahlen aus dem Jahr 2017 herauszugeben, bevor Innenminister Peter Beuth die Polizeiliche Kriminalstatistik für Hessen offiziell vorgestellt hat, lässt sich schwer ermitteln, ob von Flüchtlingen/Zuwanderern begangene Gewaltverbrechen ein weiter zunehmendes Problem sind.

Die vorliegenden Zahlen stammen aus dem Jahr 2016. Für den Bereich Darmstadt liegt der Anteil von Zuwanderern bei der Gewaltkriminalität (Körperverletzung, Vergewaltigung oder Raub) bei insgesamt 10,5 Prozent (33 von 314 Fälle). Im Landkreis Darmstadt-Dieburg liegt der Anteil im selben Jahr bei 17,2 Prozent (46 von 267). Bei zehn Fällen von Gewaltdelikten in Darmstadt war unter Beteiligung von Flüchtlingen laut Polizei ein Messer im Spiel.

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In der Polizeistatistik für ganz Hessen aus dem Jahr 2016 zeigt sich, dass Gewalt gegen Frauen durchaus ein Problem ist. Laut Landeskriminalamt (LKA) sind bei 27,7 Prozent der Fälle, bei denen Zuwanderer tatverdächtig sind, Frauen zum Opfer von Straftaten geworden. Insgesamt zählt das LKA 1.270 Fälle in Hessen. Dabei handelte es sich in 748 Fällen um Körperverletzung, in 207 Fällen um Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, in 137 Fällen um Bedrohungen und in 20 Fällen um Stalking. Weniger als die Hälfte der weiblichen Opfer (532) haben die deutsche Staatsangehörigkeit. Bei Straftaten, bei denen Täter und Opfer Zuwanderer sind, stellen Körperverletzungsdelikte mit 85,3 Prozent den mit Abstand größten Anteil.

Die meisten Straftaten (ohne Verstöße gegen das Aufenthalts- oder Asylgesetz) wurden in Hessen von Zuwanderern aus Algerien (3.326), Syrien (2.444) und Afghanistan (2.395) begangen. Syrer und Afghanen stellen die größten Flüchtlingsgruppen im Jahr 2016 mit jeweils über 5.700 beziehungsweise 5.600 Menschen in Hessen. Algerier sind es weniger als 500, obwohl ihnen die meisten Straftaten zugerechnet werden.

Eine aktuelle Statistik des hessischen Justizministeriums zeigt ebenfalls auf, dass die Kriminalität unterschiedlich auf die Herkunftsländer verteilt ist. Bei der Statistik der in Haft genommenen Zuwanderer im November 2017 führen Algerier die Statistik mit 63 Fällen an, dann folgen Afghanen (39), Marokkaner (36) und Syrer (23). Bei den Rohheitsdelikten macht die hessische Polizeistatistik von 2015 bis 2016 einen Anstieg von 1.958 auf 3.622 Fälle aus. Jedoch sind 2016 auch 20.500 weitere Flüchtlinge nach Hessen gekommen. 2015 waren es rund 75.000.

Von Patrick Körber