Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir übergibt in Darmstadt den Förderbescheid des Landes zum Bau der Lichtwiesenbahn. Baubeginn der 1,1 Kilometer langen Trasse ist im Juli 2019.
DARMSTADT. Den Förderbescheid über 12,27 Millionen Euro für den Bau der Lichtwiesenbahn hat der hessische Wirtschafts- und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir am Mittwoch der städtischen Verkehrsdezernentin Barbara Boczek und dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Heag mobilo GmbH, Matthias Kalbfuss, übergeben. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 20,21 Millionen Euro, der Eigenanteil der Stadt beträgt 9,46 Millionen Euro.
Die 1,1 Kilometer lange Neubaustrecke verlängert die schon bestehende Straßenbahnlinie 2 und führt künftig von der Haltestelle "Hochschulstadion" an der Nieder-Ramstädter Straße bis zur Mensa Lichtwiese. Die Trasse verläuft überwiegend zweigleisig parallel zum Lichtwiesenweg und endet in einer Wendeschleife.
Die neue Endhaltestelle "TU-Lichtwiese/Mensa" sowie die ebenfalls neue Station "Kletterhalle" sollen mit speziellen Hochbordsteinen und taktilen Leitelementen im Bodenbelag barrierefrei ausgebaut werden. Die Vorarbeiten beginnen Heag mobilo zufolge im kommenden Frühjahr. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen dann im Juli 2019 beginnen und zwei Jahre dauern.
"Das ist eine wesentliche Verbesserung des ÖPNV-Angebots zwischen dem Bahnhof im Westen und dem Campus im Südosten der Stadt", sagte Kalbfuss. In Zukunft können Fahrgäste ohne Umsteigen in 17 Minuten vom Hauptbahnhof auf die Lichtwiese gelangen. Dass das nötig sei, verdeutlichte TU-Präsident Hans Jürgen Prömel anhand von Zahlen: "Mehr als 14 000 Studierende und Beschäftigte pendeln täglich auf den Campus Lichtwiese, Tendenz steigend." Prognosen zufolge, ergänzte Al-Wazir, müssten zu Spitzenzeiten künftig 16 Busse pro Stunde die Lichtwiese anfahren, um den Bedarf decken zu können, "und auch die wären noch überfüllt".
Profitieren sollen allerdings alle Darmstädter, denn die neue Linie 2 soll nicht nur grundsätzlich die Kapazität für Fahrgäste in der Stadt erhöhen, sondern auch den Luisenplatz vom Busverkehr entlasten. Auch die Bewohner des Woogsviertels sollen erhebliche Verbesserungen spüren. "Derzeit fahren die Busse der Linien K und KU täglich 230 Mal durchs Woogsviertel", erklärt Kalbfuss. Durch die Lichtwiesenbahn soll etwa die Hälfte der Fahrten wegfallen. Das bedeute eine "spürbare Reduzierung von Lärm und Emissionen". Das freute auch Barbara Boczek: "Die Anwohner im Woogsviertel leiden unter dem extremen Busverkehr", so die Baudezernentin, "aber wenn sie den Bus mal nutzen wollen, finden sie keinen Platz."
Das Projekt ist umstritten und hat in der Vergangenheit viele Gegner auf den Plan gerufen. Eine Bürgerinitiative bezweifelt unter anderem die Wirtschaftlichkeit des Projekts, auch die Sinnhaftigkeit der Streckenführung sowie die Querung der viel befahrenen Nieder-Ramstädter-Straße wurde häufig hinterfragt.
Projekt hat viele Gegner auf den Plan gerufen
Boczek betonte, dass Darmstadt eine der am stärksten wachsenden Städte in ganz Deutschland sei. "Das Mobilitätsverhalten muss sich ändern und es wird sich ändern." Die Attraktivitätssteigerung des ÖPNV sei ein wichtiger Baustein dafür, nicht zuletzt der Umwelt wegen. So ist der Ausbau der Linie 2 Teil des städtischen Luftreinhalteplans. Beim Ausbau der Straßenbahnen nach Kranichstein und Arheilgen habe es auch Proteste gegeben. "Aber heute möchte sie wohl keiner mehr missen", äußerte Boczek die Hoffnung, der Lichtwiesenbahn möge es ähnlich ergehen.