Die Stadt leidet weiterhin an illegaler Entsorgung großer Abfallmengen. Ein "Müll-Manager" soll zur Aufklärung und Bekämpfung beitragen.
Von Marc Wickel
Die Entsorgung des wilden Mülls ist weiterhin ein Problem in Weiterstadt. Zum Teil landet dieser aber auch auf dem Bauhof. Foto: Archivfoto/Stadt Weiterstadt
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WEITERSTADT - Es ist Nacht geworden, am Waldrand hält ein Auto. Eine Person steigt aus, geht einmal ums Auto herum, öffnet den Kofferraum und schüttet daraus etwas in die Landschaft. Nun muss sich Jäger Patrick Meinhardt auf dem Hochsitz entscheiden. Geht er dazwischen? Schließlich ist die illegale Müllentsorgung auf Weiterstädter Gemarkung. "Ich bin schon ein paarmal zu denen hingegangen", schildert Meinhardt. Natürlich ohne Gewehr. "Die sagen dann, sie hätten nur etwas im Kofferraum gesucht", gibt der Jäger und Landwirt eine der Ausreden wieder. Aber es ist ja nicht nur Bauschutt. "Wir haben auch eine Werkstatt, die Altölkanister im Feld entsorgt", ärgert er sich.
Beate Sauder macht beruflich der wilde Müll zu schaffen, denn die illegale Entsorgung gelingt (zu) oft. Beate Sauder leitet das Weiterstädter Ordnungsamt. "Wir haben schon ganze Küchen gefunden", sagt sie.
134 Tonnen illegal weggeworfener Müll
2018 musste Weiterstadt 134 Tonnen (kreisweit 1180 Tonnen) illegal weggeworfenen Müll nachträglich korrekt entsorgen. 5,21 Kilogramm pro Weiterstädter, pro Kreisbürger waren es 3,82 Kilogramm. Nur Dieburg ist mit 7,29 Kilogramm schlechter. Am anderen Ende der Tabelle: Erzhausen, 1,76 Kilogramm pro Einwohner. Die nachträgliche Müllentsorgung über den ZAW kostete Weiterstadt im Jahr 2018 rund 120 400 Euro. Weswegen das Stadtparlament die Verwaltung beauftragte, ein Müllkonzept zu entwickeln.
SAMMELAKTION
Bei der von der Stadt organisierten Müllsammelaktion Ende September nahmen 280 Bürger, 40 davon Kinder, teil.
Die Müllsammler fanden 1,5 Kubikmeter Elektroschrott (Kühlschrank, Fernseher), sechs Kubikmeter Sondermüll wie Farben, Lacke, Dosen, große Blechfässer und Kanister, drei Kubikmeter Sperrmüll, 25 Kubikmeter sonstigen Müll und 64 alte Autoreifen (mawi)
"Wir haben uns die Hotspots angeschaut", schildert Beate Sauder und zeigt auf eine Weiterstadtkarte - sozusagen ein Müllatlas - mit verschiedenen farbigen Markierungen für abgestellten Sperrmüll, Bauschutt, Hausmüll oder Kleinmüll, der nicht in den öffentlichen Mülleimern landet. Der wilde Müll wird überwiegend in den Außenbereichen abgeladen, zeigt die Karte. Und entlang der Landesstraßen und der A5-Auffahrt liegen Sachen wie Pappbecher und Zigaretten, die Menschen beim Autofahren rauswerfen. Auf der Karte sind auch zahlreiche gelbe Punkte, das ist Müll, der neben den 280 öffentlichen Müllkörben landete.
Schranken gegen Müll in Wäldern
Beate Sauder empfiehlt deshalb unter anderem, Müll schnellstmöglich zu beseitigen und Müllkörbe regelmäßig zu leeren, damit sie nicht überlaufen. "Die Hemmschwelle sinkt, wenn sich an einem Ort schon Müll befindet", erklärt sie. "Müll zieht Müll an."
Damit Müll nicht in Wäldern abgeladen wird, könne man Schranken aufstellen, schlägt Beate Sauder vor. Manche Stellen könnte man auch besser einsehbar gestalten, indem man Büsche entferne. Bußgelder seien schwierig, da Müll gerichtsfest konkret zugeordnet werden müsste, erklärt die Juristin. Die Amtsleiterin hält intensivere Aufklärung und Kontrollen für sinnvoll. Dazu müssten alle Stellen bei Stadtpolizei und Ordnungsamt besetzt sein und am besten käme ein "Müll-Manager" dazu, da aktuell nur eine 20-Prozent-Stelle für Müll zuständig sei.
Bei den Personalkosten in Höhe von 62 000 Euro pro Jahr wollten die Stadtverordneten im Stadtentwicklungsausschuss aber nicht mitziehen. Das Konzept wird weiter im Ausschuss beraten.