Beim Packen der Weihnachtsgeschenke hat Roswitha Kurz (links) Unterstützung von Elisabeth Rodenhäuser (Mitte) und Irma Erdtmann (rechts).
(Foto: Dirk Zengel)
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WEITERSTADT - Ein einsames Weihnachtsfest ohne Besuch, ohne Geschenke oder zumindest eine kleine Aufmerksamkeit? Diese Vorstellung ist für Roswitha Kurz ganz schlimm. Doch die 75 Jahre alte AWO-Vorsitzende aus Weiterstadt weiß, dass viele, vor allem ältere Menschen, die Weihnachtszeit genau so verbringen. Deshalb übernimmt sie an einem Tag im Dezember die Rolle des Christkinds und verteilt Päckchen an Senioren in Altenheimen in Gräfenhausen und Braunshardt. „Es sind Bürger, die wir schon lange kennen, weil wir gemeinsam zur Schule gegangen sind oder die uns aus dem Ort und Vereinen bekannt sind. Die alten Weiterstädter eben“, sagt Roswitha Kurz mit einem Lächeln. Etwa 20 Senioren bekommen dieses Jahr ein Weihnachtsgeschenk von der AWO. Das sind die Frauen und Männer, von denen Roswitha Kurz und ihre Freunde von der AWO wissen, dass sie wenig Besuch bekommen oder keine Angehörigen haben. „Es gibt sicher noch viel mehr Senioren, die dafür infrage kämen, aber zu denen wir keine Verbindung haben.“
Beim Füllen der Weihnachtstüten hat Roswitha Kurz diesmal Unterstützung von Irma Erdtmann (65) und Elisabeth Rodenhäuser (78). Nach einem gemeinsamen Großeinkauf sitzen sie an einem langen Tisch und stellen die Weihnachtsgeschenke zusammen: Orangen, Gebäck, Schokolade, Pralinen, Kalender und Äpfel liegen auf der Tafel. „Da freuen sie sich wieder“, sagt Roswitha Kurz beim Tütenpacken. Seit 20 Jahren organisiert sie die aus Vereinsbeiträgen finanzierte Aktion schon. „Ich habe das von meiner Vorgängerin übernommen. Eine schöne Tradition.“
Mit 65 Jahren gehört Irma Erdtmann zu den jüngsten AWO-Mitgliedern. Die Weiterstädterin hat bereits im Familien- und Bekanntenkreis Erfahrungen mit Seniorenarbeit gemacht. Dennoch: Die Aktion berührt sie. „Man glaubt gar nicht, wie viele Menschen an Weihnachten einfach vergessen werden.“ Für diejenigen da zu sein, die niemanden haben oder deren Angehörige sich rar machen, ist für Irma Erdtmann ein Grund, bei der AWO mitzumachen. Auch beim Ausfahren der Weihnachtspräsente ist sie diesmal dabei. Für Ehemann Peter Kurz, der auch schon diese Fahrten gemacht hat, bedeutet das einen „freien Tag“, wie er scherzt. „Denn es geht ja nicht darum, dass wir die Päckchen abliefern und wieder verschwinden. Zeit für Gespräche müssen wir schon einplanen“, sagt Roswitha Kurz. Was gibt es Neues in Weiterstadt? Wie geht‘s der Familie? Was machen die Wehwehchen und die alten Schulkameraden – das seien die Themen.
Wichtig sei natürlich auch der Inhalt der Weihnachtstüten: „Gebäck und Pralinen dürfen nicht fehlen. Und Obst“. Das seien Dinge, auf die die Beschenkten Wert legten, sagt Roswitha Kurz. Auch wenn die AWO-Vorsitzende, die ja auch schon Seniorin ist, mit der Aktion anstrengende Stunden vor sich hat, will sie die Tradition beibehalten. „Das Leuchten in den Augen, wenn wir die Päckchen überbringen und die Freude – das Gefühl, etwas Gutes an der richtigen Stelle zu tun, ist für mich eines der schönsten Weihnachtsgeschenke.“