Mit einem mobilen Schwimmbadlift können gehbehinderte Badegäste in Weiterstadt bequem in die Schwimmbecken gefahren werden. Zur Eröffnung des Hallenbads nach der Sanierung haben Bürgermeister Ralf Möller (links), Peter Blättler und Melanie Kehrberg das Gerät getestet. Foto: Andreas Kelm
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WEITERSTADT - Als wäre nichts gewesen – so schaute es am Dienstagmittag im Weiterstädter Hallenbad aus. Dabei war die Schwimmhalle bis vor ein paar Tagen noch Großbaustelle. Jetzt bot sich wieder das gewohnte Bild: Einige Besucher ziehen gemächlich ihre Bahnen im Schwimmerbecken, plaudern am Beckenrand und entspannen auf den Bänken in der wohlig warmen Schwimmhalle. Eine Bahn ist für eine Schulklasse abgeteilt. Vergnügt strampeln die Mädchen und Jungen mit bunten Schwimmnudeln hintereinander her. Lehrer passen auf und leiten sie an.
Seit Montag sind Hallenbad und Caféteria wieder geöffnet. „Endlich. Ich hab den Tag herbeigesehnt“, sagt eine Frau mit buntem Badeanzug am Beckenrand. Nichts erinnert mehr an das Baugerüst im Becken, an Rostklumpen auf dem Wasser, Stapel von Paneelen im Nichtschwimmerbecken, den Staub und Werkzeugkästen. Vergessen scheinen die Schrecksekunden an einem Tag im April, als sich Teile der Decke gelöst hatten und in die Schwimmhalle gefallen waren. Verletzt wurde niemand, aber der Badebetrieb sofort eingestellt.
Betrieb wurde für fünf Monate eingestellt
Fünf Monate lang war das Hallenbad geschlossen. Die komplette Decke wurde erneuert, ebenso die Lüftungskanäle und die Pumpe im Keller. Seit etwa drei Wochen ist die neue, 800 Quadratmeter große Decke montiert. Seitdem haben die Mitarbeiter des Hallenbads die Schwimmhalle gereinigt und die Becken wieder befüllt. Das allein dauert mehrere Tage, hinzu kommt, dass das Wasser wieder auf Temperatur gebracht werden muss. Beim Rundgang am Dienstag gab es viele zufriedene Gesichter. Nicht nur, weil die Reparatur mit 220 000 Euro um etwa 30 000 Euro günstiger ist, als kalkuliert wurde. „Es hat alles super geklappt. Es gab überhaupt keinen Plan für die Reparatur einer 44 Jahre alten Decke im Hallenbad“, sagte Bürgermeister Ralf Möller. Glück und Zufall haben in Weiterstadt mitgeholfen. Zum einen hat die Verwaltung eine Firma aus der Region gefunden, die auf solche Decken spezialisiert war. Das Unternehmen hatte zum gefragten Termin Zeit und lag im Kostenplan. Die neue Decke ist der bisherigen zum Verwechseln ähnlich. Wer genau hinschaut, entdeckt die feine Lochung der Paneele. „Das sorgt für eine bessere Raumakustik“, erläuterte Klaus Wigand von der Technischen Abteilung. Und fünf Meter vorm Beckenrand signalisieren schwarze Paneele den Rückenschwimmern, dass das Schwimmbecken bald zu Ende ist. „Das war der Wunsch einiger Badegäste“, sagte Möller.
Eine weitere Anregung des Behindertenbeirats war, für mehr Barrierefreiheit im Hallenbad zu sorgen. Zwar sind die Umkleidekabinen behindertengerecht. Auch einen barrierefreien Zugang gibt es und eine entsprechende Toilette. „Doch bislang musste ich von Helfern ins Wasser gehoben werden. Anders ging es nicht“, beschrieb Peter Blättler (53) von der Weiterstädter Behindertensportgemeinschaft. Mit einem mobilen Schwimmbadlift hat die Stadt Weiterstadt Abhilfe geschaffen. Das mechanische und deshalb wartungsarme Gerät wurde am Dienstag vorgeführt. Peter Blättler setzte sich von seinem Rollstuhl in den Sitz des Lifts. Dann schob Möller den Lift an den Beckenrand. Mit einer Handkurbel ließ er den Sitz langsam ins Wasser. „Das klappt gut“, sagte er. Auch Peter Blättler war zufrieden. „Der Lift macht es viel einfacher“. Das 5600 Euro teure Gerät steht den Gästen jetzt zur Verfügung, die Schwimmbad-Angestellten helfen den Nutzern. „Wir hoffen, dass das Angebot mehr gehbehinderte Besucher anlockt“, sagte Schwimmbad-Mitarbeiter Heiko Eckel.