Im Bestreben, eine Verlegung der Abflugroute vom Flughafen Frankfurt in Richtung Südosten zu verhindern, hat sich die Gemeinde Erzhausen jetzt an den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) gewandt. In einem offenen Brief fordern Bürgermeister Rainer Seibold (parteilos), Gemeindevorstand und Gemeindevertretung vom Chef der Landesregierung Unterstützung für ihre Kommune.
Von Wolfgang Görg
Lokalredakteur Darmstadt-Dieburg
Ein Flugzeug am Himmel bedeutet auch Lärm. In Erzhausen wird befürchtet, dass die Verlegung einer Abflugroute vom Flughafen Frankfurt nach Osten die Gemeinde beeinträchtigen könnte. Archivfoto: Karl-Heinz Bärtl
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ERZHAUSEN - Im Bestreben, eine Verlegung der Abflugroute vom Flughafen Frankfurt in Richtung Südosten zu verhindern, hat sich die Gemeinde Erzhausen jetzt an den hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) gewandt. In einem offenen Brief fordern Bürgermeister Rainer Seibold (parteilos), Gemeindevorstand und Gemeindevertretung vom Chef der Landesregierung Unterstützung für ihre Kommune.
Hintergrund sind Pläne, die Route, "Amtix kurz" genannt, nach Norden zu verlegen (wir haben berichtet). Durch die Routenänderung soll vor allem der Norden Darmstadts und damit der Stadtteil Arheilgen profitieren, in dem jetzt keine Baugebiete mehr ausgewiesen werden können. Die Verschiebung ist seit fünf Jahren Thema. Demnach soll die technische Umsetzungsmöglichkeit geprüft werden.
Durch die Verschiebung sieht Erzhausen sich beeinträchtigt. Durch die Bahntrasse im Osten, die Autobahn in Westen und den Verkehrslandeplatz Egelsbach im Norden ohnehin schon eingeschränkt, werde die Entwicklungsmöglichkeit durch die mögliche neue Routenführung noch verstärkt. Zudem fürchten Erzhäuser um ihre Lebensqualität.
"Für Erzhausen wäre eine solche Verlegung eine historische Katastrophe", heißt es in dem Schreiben. Beinahe der komplette Ort wäre einer Lärmbelastung von 55 Dezibel und darüber ausgesetzt. Als Folge befürchten die Bürger einen Bevölkerungsrückgang und keine Zuzüge für neue Baugebiete. Die "gesunde Entwicklung" vergangener Jahre würde "ein abruptes Ende finden". Erzhausen weist zudem darauf hin, dass die südlich von Erzhausen gelegene Hessenwaldschule mit 700 Schülern von der Verlegung der Route besonders betroffen werde. Sie sei künftig eine der lautesten Schulen Deutschlands. "Welche Eltern werden dann ihre Kinder noch dorthin schicken wollen?", lautet eine Frage in dem Schreiben.
Für den Bürgermeister und die anderen Kommunalpolitiker ist die Routenverlegung nicht nachvollziehbar, zumal sich die Rahmenbedingungen für den Betrieb des Flughafens nicht geändert hätten. Von Bouffier will er wissen, warum "höchstbetroffene Zonen" geschaffen werden sollen. "Wer schützt die Gemeinden und Stadtteile des Rhein-Main-Gebiets vor anderen vordergründig anlasslosen Routenänderungen?", heißt es in dem Schreiben. Bei einer Umsetzung der Pläne, sieht Erzhausen, das Vertrauen der Kommunen zerstört.
Bürgermeister, Gemeindevorstand und Gemeindeparlament beklagen in dem Brief an den Ministerpräsidenten, dass die Gemeinde über die Verlegung nicht von offizieller Seite informiert worden sei. Die Fluglärmkommission kann die Kritik nicht nachvollziehen. "Eine Gemeinde wird erst dann in das Verfahren einbezogen, wenn die technische Prüfung abgeschlossen ist", sagt Geschäftsführerin Anja Wollert. Wenn das Ergebnis positiv sei, komme das Thema in die Kommission. Dort werde dann auch die Gemeinde gehört. "Ich gehe davon aus, dass das noch in diesem Jahr sein wird", sagt Wollert. In der nächsten Sitzung im Juni steht "Amtix kurz" aber nicht auf der Tagesordnung.