Der Erzhäuser Autor Andreas Breidert schreibt Mundart-Krimis über seinen Heimatort
"Es war eine Schnapsidee", sagt Andreas Breidert (36). "Oder eher noch eine Weinidee." In geselliger Runde saß der junge Erzhäuser vor vier Jahren zusammen mit Freunden, die Pläne für die 750-Jahr-Feier des Ortes schmiedeten. Eine Jubiläumsmeile sollte es geben - mit Hymnen und T-Shirts, Wimpeln und Fahnen. "Und der Andreas schreibt einen Roman", frotzelte eine Freundin. Na, klar, warum nicht "Mord am Hessenplatz"?
Von Stefan Benz
Kulturredaktion Darmstadt
Am Hessenplatz in Erzhausen spielt Andreas Breiderts erster Krimi, hier hat sich der Autor auch vom ECHO-Fotografen ablichten lassen. Foto: Karl-Heinz Bärtl
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ERZHAUSEN - "Es war eine Schnapsidee", sagt Andreas Breidert (36). "Oder eher noch eine Weinidee." In geselliger Runde saß der junge Erzhäuser vor vier Jahren zusammen mit Freunden, die Pläne für die 750-Jahr-Feier des Ortes schmiedeten. Eine Jubiläumsmeile sollte es geben - mit Hymnen und T-Shirts, Wimpeln und Fahnen. "Und der Andreas schreibt einen Roman", frotzelte eine Freundin. Na, klar, warum nicht "Mord am Hessenplatz"? Die Verschönerung dieser Nische mit Trafohaus und Telefonzelle an der Hauptstraße war damals gerade lokalpolitisch umstritten. Da braucht es mal eine Leiche und einen Kommissar.
Geprüft im
strengen Lektorat der Mama
Nette Idee, nächste Idee, bitte. Doch das Thema kam immer wieder, die Freundin stichelte, und Andreas Breidert dichtete, schrieb und verwarf eine erste und zweite Fassung. Die dritte Version passierte dann das strenge Lektorat der Mama. Vor drei Jahren kam "Mord am Hessenplatz" im Eigenverlag heraus, "Tatort Sportheim?" folgte 2015, in diesem Sommer soll der dritte Erzhäuser Mundart-Krimi in Breiderts Urlaub kriminalistische Konturen kriegen. Der breit hessisch babbelnde Rentner Schorsch Wackermann, der Breiderts Opa nachempfunden ist, kriegt hoffentlich wieder seinen Auftritt. Und Hauptkommissar Peter Strock wird doch gewiss auch gebraucht.
Als Motivationshilfe hat der junge Autor mit dem sonnigen Gemüt des passionierten Karnevalisten nun auch einen Preis. Ungewöhnlich: Der Spirwes 2017 ist mit einer Aufforderung verbunden, der Hessischen Spielgemeinschaft eine Krimikomödie in Mundart zu schreiben.
Breidert, hauptberuflich Controller bei einer Tochterfirma des ZDF in Mainz. findet's prima, auch wenn er noch keine Idee hat. "Mundart ist einfach ein Stück Heimat", sagt der Gardetrainer, der seit fast dreißig Jahren im Erzhäuser Karnevalsverein schon "fast alles außer Kassenwart war". Da schaut man den Leuten aus Spaß aufs Maul, weiß wie sie schwätzen. Und Breidert bringt das nun eben auch zu Papier. Sehr zum Missfallen seines Word-Programms. Die Rechtschreibprüfung stieg gegen Ende des ersten Manuskripts entnervt aus. Microsoft spricht kein Hessisch. Für Dialekt gibt es eben kein festgelegtes Schriftbild, was die Lektüre der Erzhäuser Krimis zunächst etwas mühsam macht.
Man liest sich besser laut ein. Dann kriegt der Witz einen hübschen Klang, wenn etwa knallhart um Geheimnisse herumgeredet wird: "Du waaßt, wos isch waass. unn do waaßte aach, wos besser iss, dass koaner waass, dass isch wisse duhn, wass isch eischendlisch nett wisse duhn därfft." Ja, so geht Konsonantenerweichung. In Erzhausen oder anderswo. Der kleine Ort im Krimi ist ja ein Überalldorf. Man versteht Breiderts Schwänke zwischen Gasthaus, Feldweg und Neubaugebiet auch im Odenwald.
Neues Stöffsche
für die Spielgemeinschaft
Das ist ja schon mal eine gute Voraussetzung für eine dramatische Vorlage, die der Hessischen Spielgemeinschaft eines Tages neuen Stoff bescheren mag. Was aus einer Weinlaune heraus literarisch begonnen hat, sollte in Datterichs Geiste also auch auf der Bühne Gestalt annehmen können. Denn wie sagt Niebergalls alter Schnorrer zu seinem Lisettchen: "Ich kann mich net von Ihne trenne. Gäwwe-Se mer noch en halbe Schoppe Rohde." Also, her mit dem Wein und ran ans Werk!