Schutzgemeinschaft auf Rundgang durch den Seeheim-Jugenheimer Forst
Von Miriam Gartlgruber
Schön grün, aber krank ist der Wald in der Eberstädter Tann. Auf seiner Tour erläutert Arnulf Rosenstock (vorne mit Block unter dem Arm), auf welche Zeichen man achten muss. Foto: Dirk Zengel
( Foto: Dirk Zengel)
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SEEHEIM-JUGENHEIM - Warum leidet der Wald in Seeheim, in Darmstadt-Eberstadt und dem Ried? Unbelaubte Kronen, abgestorbene Kiefern, eine Versteppung des Bodens – zwischen dem Sportplatz in der Heimstättensiedlung und dem Waldsportplatz in Eberstadt werden Baumschäden „sogar schon vor der Haustür deutlich“, wie Arnulf Rosenstock, ehemaliger Forstamleiter in Darmstadt, am Sonntag betont. Die Ursachen: hauptsächlich Wassermangel. „Hier ist das Zentrum der Förderung des Wasserwerks Pfungstadt/Eschollbrücken, hier wird dem Boden Wasser entzogen“, so der Experte.
Während einer zweistündigen Tour des Ortsverbands Seeheim-Jugenheim der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald geht es mit interessierten Bürgern durch den Eberstädter Tann. An diesem Standort erläutert Rosenstock, warum die alten Bäume, die heute noch grün sind, in rund 20 Jahren wohl nicht mehr stehen werden. Und das: „Obwohl die Standortfaktoren, wie beispielsweise die Nährstoffversorgung, die man am besten an der Bodenvegetation erkennt, einigermaßen in Ordnung sind.“ Der Boden sei kalkreich, durch Neckarschlick angereichert mit Mineralien. Einst sei der Wald hier sogar mal ein Hochleistungsstandort gewesen. An den dicken Stämmen der Buchen erkennt er, dass sie damals zur Ertragsklasse gehört haben. Jetzt aber gebe es einen „rasanten Schadensfortschritt“.
Seitens der Veranstalter wird erklärt, das Ried leide immer mehr unter Wassermangel. Seit Anfang der sechziger Jahre sorgten Wasserentnahmen dafür, dass der Wasserspiegel stark abgesenkt werde. Bäume, wie Kiefern, seien in Folge abgestorben. Der Ortsverbandsvorsitzende Michael Schlote, informiert: „Das Absterben ist ein schleichender Prozess. In den achtziger Jahren wurde als Gegenmaßnahme aufbereitetes Rheinwasser infiltriert. Das hat den Grundwasserspiegel wieder etwas angehoben aber nicht bis zum ursprünglichen Niveau“. Ein Nachteil dieser Maßnahme sei, dass in nassen Jahren Wasserstände erreicht würden, die Schäden verursachen könnten. Ein Schadenszentrum benennt Rosenstock etwa an der Mittelschneise, wo bis 2007 Eichen gemeinsam mit Hainbuchen noch einen dichten Wald gebildet hätten. „Mittlerweile sind sie abgestorben“. Der Maikäfer sei eine weitere Bedrohung für die Bäume. Demonstrativ schüttelt er eine junge Buche und zahlreiche der braunen Käfer fallen zu Boden. „Eine Engerlingdichte, wie wir sie 2018 hatten, ist in der Literatur noch nicht vorgekommen“, weiß er. Das wiederum hänge ebenfalls mit dem Wassermangel und dem Versteppungsphänomen im Wald zusammen.
Den Bürgern die Ursachen vermitteln
Schlote hofft, dass sich nachwachsende Bäume vielleicht an die Gegebenheiten anpassten und überlebten, „ob es so ist, weiß aber niemand“. Die Menschen auf den Schaden in den Wäldern aufmerksam zu machen, ist laut Rosenstock und Schlote wichtig: „Viele Bürger empfinden den Zustand entweder als normal oder erkennen, dass der Wald zwar schlimm aussieht, nehmen es aber als Tatsache hin. Wir wollen ihnen die Ursache nahebringen“.