Die fünfköpfige Bewertungskommission zieht durch Malchen. Foto: André Hirtz
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MALCHEN - Jutta Schiliro kennt sich aus in Malchen. An diesem Vormittag weiß sie genau, wo es lang geht. Für zwei Stunden ist die Küsterin der evangelischen Kirchengemeinde die Stadtführerin. So viel Zeit bleiben ihr und einem guten Dutzend Malchener, um der fünfköpfigen Bewertungskommission des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ den 1000-Seelen-Ort am Hang der Bergstraße von seinen besten Seiten zu zeigen. „Wir haben einen engen Zeitplan“, sagt Jutta Schiliro beim Start an der Bürgerhalle.
„Wir wollen uns als einen Ort mit Potenzial präsentieren“, sagt Ortsvorsteher Eckhard Woite (Grüne). Dabei geht es vor allem um das dörfliche Leben. Um das Zusammenleben. Dafür gibt es Beispiele und Ideen.
„Die Menschen suchen nach Gelegenheiten, sich zu treffen“, sagt Jana Steingässer. Dafür soll es nicht nur die Bürgerhalle und das Sportzentrum an der Dieburger Straße geben. Für weitere Treffpunkte setzt sich eine Dorfinitiative um Jana Steingässer und Jule Spilker ein. Eine ihrer Ideen wird schon umgesetzt: eine Tauschbörse am Sportheim, eine Station des Rundgangs. Ein Holzhäuschen mit Regalen. Sie sollen sich bald mit Büchern, Spielsachen und anderem mehr füllen. Ein „Malcher Essen“ sowie ein Café mit kleinem Lädchen sind ebenso in Planung wie ein „Malcher Kalender“ mit Veranstaltungen, Mitfahrgelegenheiten oder auch Angeboten aus dem heimischen Garten.
Aufgestellt werden soll der Kalender im „Malcher Park“, einer kleinen Blumenwiese an der Frankensteiner Straße. „Ein Beispiel für Urban Gardening im Miniformat“, erläutert Ulrike Steinmetz der Jury. Aber auch ein Beispiel für das Netzwerk von ehrenamtlichem Engagement, das sich über Malchen gelegt hat. Gepflegt wird der Park von der Gemeinde mit kräftiger Unterstützung der „Wühlmäuse“.
Überhaupt die „Wühlmäuse“. Die Naturerlebnisgruppe, in der sich vor allem Kinder und Jugendliche mehrmals in der Woche treffen, hinterlässt in Malchen viele Spuren. So wird die Kommission in den Garten von Eckhard Woite geführt. Er ist Initiator und Motor der Gruppe. Bei „Ecki“ und auch im „Wühlmäuse-Garten“ etwas unterhalb lernen die Kinder vieles über die Natur. Sie kümmern sich um Hühner und Schafe.
Zum Dorfleben gehört ein Dorfplatz. Der ist gerade so groß wie das Astwerk der Linde an der Frankensteiner Straße breit, aber mit viel Charme. Dorthin lädt die Dorfgemeinschaft regelmäßig zum Frühstück. „Dorfgemeinschaft“ nennt sich die Gruppe von Malchenern, die vor Jahren zusammenfand, als der Hessische Rundfunk Malchen zum „Dollen Dorf“ auserkor. Inzwischen richten sie die Kerb und eine Reihe anderer Veranstaltungen aus. Auch sie sind Beispiel eines funktionierenden Dorflebens.
Der Rundgang durch den Ort mit Jutta Schiliro führt natürlich auch zur mehr als 500 Jahre alten Kirche. Stationen, die die örtliche Wirtschaft präsentieren, sind die einzig verbliebene von einst 16 Wäschereien, die Firma Massoth – die unter anderem Elektronikkomponenten für Modelleisenbahnen herstellt – und das Hotel Malchen.
Nach zwei Stunden beendet Jutta Schiliro die Führung. Jetzt muss die Jury entscheiden, welche zwei Dörfer aus Südhessen zum Landesentscheid dürfen. Malchen ist einer von zwölf südhessischen Bewerbern.