Erfahrungsbericht: Mittendrin beim Arbeitseinsatz auf der Seeheimer Tannenburg
Zu tun gibt es immer was auf der Burgruine Tannenberg. Steinesammeln zum Beispiel. Die werden benötigt, um die Mauern wiederherzustellen. Und können Rasemähern richtig gefährlich werden.
Fleißige Helfer halten auf der Burgruine Tannenberg das Gelände in Schuss. Aktuell wird die Außenmauer auf etwa 1,50 Meter erhöht. Und auch sonst gibt es immer was zu tun auf der Ruine in 355 Meter Höhe über Seeheim.
(Foto: Dirk Zengel)
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SEEHEIM - Andreas und ich sind heute die Küken der Truppe. Und wir haben eine gemeinsame Mission: wir wollen helfen, die Burgruine auf dem Tannenberg in Seeheim wieder aufzubauen. Dieser Wunsch hat uns an diesem Morgen auf die Tannenburg geführt. „Ich wollte schon immer beim Arbeitseinsatz hier oben dabei sein“, sagt Andreas. „Mal meinem Urenkel zeigen können, welches Stück Burg ich gemauert habe.“
Ob ich an diesem Tag auch mauern werde? „Erstmal Steine sammeln“, sagt Peter Künzel, der die „Tannenberger“, so heißt die Gruppe ehrenamtlicher Burgruinen-Pfleger beim Seeheimer Heimat- und Verschönerungsverein (HVV), koordiniert. Zehn Helfer sind es diesmal. Bislang habe ich Peter Künzel und seinen Mitstreitern nur von meinem Lieblingsplatz aus zugeschaut, wie sie die Burgruine wieder Stein für Stein aufbauen und das Gelände in Schuss halten.
Heute packe ich mit an. Andreas – beim Arbeitseinsatz sind alle per du – ist zum zweiten Mal dabei und verschwindet mit dem „Bautrupp“ Richtung Außenmauer. Dort steht ein Gerüst, die Mauer wächst täglich um einige Zentimeter in die Höhe, weil Peter fast jede freie Minute daran verbringt. Mittlerweile nimmt sie mir von meinem Lieblingsplatz aus die Sicht auf die Frankfurter Skyline. Aber auf dem großen Gelände gibt es so viele schöne Stellen, da finde ich einen neuen.
MITMACHEN
Der nächste Arbeitseinsatz auf der Burgruine Tannenberg ist am Samstag, 12. September. Ab 9 Uhr treffen sich die Helfer auf der Burg, die oberhalb der Lufthansa in Seeheim liegt (20 Minuten Fußmarsch). Wer mitmachen möchte, meldet sich bei peter.kuenzel@t-online.de. (sab)
Die Burgruine ist eines meiner Lieblingsausflugsziele. Wegen der wundervollen Aussicht über das Rhein-Main-Gebiet in 335 Meter Höhe, die Stille und was dort oben alles entsteht. Heute ziehe ich mit einer Schubkarre und drei Eimern los, um größere Steine von den Grünflächen aufzulesen. Was einfach klingt, ist ungewohnt und gar nicht so leicht, die Eimer haben schnell nach ein paar Brocken ein ordentliches Gewicht.
Das merke ich, als ich sie die Treppen der Keller hinaufschleppe. Dort haben sie nächtliche Besucher als Umrandung für ein Lagerfeuer benutzt. Eine ärgerliche Hinterlassenschaft und gefährlich dazu. Auch leere Verpackungen, Zigarettenstummel und Glasscherben bilden schnell einen großen Haufen in der Schubkarre. Ob ich auch auf ein Fundstück stoße? Die älteste deutsche Handfeuerwaffe wurde hier schon ausgebuddelt, auch runde Steingeschosse, sogenannte Bilden. Viele weitere Fundstücke sind in Museen zu sehen. Erst neulich hat Jörg eine Kachel gefunden. Aber heute zumindest finde ich erstmal nur Steine. „Mach die Eimer nicht so voll, lauf lieber mehrmals, sonst hast du morgen Muskelkater“, sagt Peter.
Oh, wie recht er haben wird. Die vollen Eimer bringe ich am Bergfried vorbei zur Sammelstelle an der Vorburg und werfe jeden einzelnen auf einen großen Haufen. „Ah, da kommen die Rasenmäher-Killer“, sagt Bruno, der mit Andrea einen Hang von lockerem Gestein befreit. Im Gras und Gestrüpp versteckt, hätten die Brocken, die sich meist Kinder von den Haufen schnappten, schon die ein oder andere Mäharbeit frühzeitig beendet, erfahre ich.
Neue Aufgaben sind schnell gefunden. Mit Bruno und Andrea reche ich Steine aus den Grünflächen, tausche die Müllsäcke aus, dann kehre ich den sogenannten Münzenberger Bau, einen der Gebäudekomplexe, den die Tannenberger zum Teil freigelegt und gesichert haben. Gerade habe ich Laub, Sand und Steinchen auf einen Haufen vor der Burg gekippt, da kommt Peter mit einer tollen Nachricht. „Es gibt Essen.“ Andrea und Rosi haben als Überraschung für einen Imbiss gesorgt.
Bei Wurstsalat und roter Grütze spüre ich plötzlich schon jeden Muskel. Da ahne ich noch nicht, wie es am nächsten Morgen sein wird. Aber die Arbeit macht Spaß und die Gruppe ist nett. Auch Andreas sieht zufrieden aus. „Ich komme jetzt häufiger“, sagt er. Wie für die meisten Helfer ist die körperliche Arbeit für ihn ein schöner Ausgleich zum Job. „Und wir tun was für die Allgemeinheit“, sagt er.